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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (14. Band): Kurpfalz — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1969

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https://doi.org/10.11588/diglit.30629#0145
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Ivirchenordnung 1556

kuntschaft geben haben, derohalben ire schriften
ehrlich gehalten und zur gelegenheit fleissig gelesen
werden sollen, jedoch sollen dieselben schrift der
väter der heiligen prophetischen und apostolischen
schrift nicht gleicher autoritet und ansehens geaclit,
sonder so vil (wie sie selbs erfordern) darvon gehal-
ten werden, sovil sie mit kundschaft der propheten
und aposteln schrift erweisen und darbringen mö-
gen.
Nachdem auch sich biß anher allerley mißver-
stand und irrthumb in mancherlei artickel und capi-
teln, die leer unserer rechten, warhaftigen christ-
lichen religion betreffend, in der kirchen zugetragen
und aber dieselben irrthumb in der Augspurgischen
22 Confession22 23 b kurtzlich vermeldet und mit
grundtlicher zeugnuß der heiligen prophetischen
und apostolischen schriftc, auch mit kundtschaft der
rechten catholischen kirchen verworfen und wider-
legt und darneben die recht, heilsam christlich leer
angezeigt, so wöllen und erfordern wir, das unsere
pfarherr, prediger und andere unsere kirchendiener
ire leer und kirchenhandlung in den24 zwispaltigen,
auch andern puncten nach inhalt, anweisung und
erklärung 25gemelter Augspurgischen25 Confessiond
verrichten und volnziehene.
Von demf tauf.
Wiewol zu dieser zeit nicht vil alt menschen, son-
der zum mehrer teil kinder getauft, wie es dann auch
recht und christlich ist, das die kinder getauft wer-
den, jedoch, so man recht zu hertzen fasset, von
wem der tauf gestift und eingesetzt, auch was
grosse gutthat uns aus Gottes gnaden durch den
b 1577: + und derselbigen Apologia [Bekennt-
nisschriften, 141-404].
e 1577: schriften.
d 1577: + und Apologia.
e 1577: +
Doch soll gedachte Confession und Apologia in
keinem neuen, frembden und aufgedichten, son-
dern in dem einigen, wahren und alten verstand
angezogen und gefürt werden, wie sie damals anno
1530 von den christlichen chur-, fürsten und
stätten gemeinet, ubergeben, verstanden, volgens
auch in ihren kirchenordnungen declariert und in
kirchen und schulen gehandhabt und wider das
bapstumb und andere secten auß Gottes wort not-
türftiglich außgefüret, bestetiget und unwider-
sprechlich erhalten worden ist.

tauf angeboten und übergeben, so wirdt er on allen
zweifel für kein liederlich kinderspil, sonder für den
hochwichtigsten, treffenlichsten werckzeug einen,
dardurch der heilig geist in uns kreftig und thätig
gehalten. [Esaie xl. [3]] Dann nachdem der tauf
durch den teufer Johannem auß Gottes beruf ange-
fangen, [Matth. iii. [13ff.], Mar. i. [9ff.], Luc. iii.
[21 f.], Johan. i. [29ff.]] hat der son Gottes, unser
lieber herr Jesus Christus denselben nit allain selbs
empfangen, [Mat. xxviii. [19-20]] sonder auch be-
stetigt und bevolhen, das er für und für in der kir-
chen biß 26zu end26 der welt gehalten und gebraucht
werden soll.
Und dieweil s.[anct] Paulus bezeugt, [Rom. vi.
[3-4]] das wir mit Christo in dem tod durch den tauf
begraben, auf das, gleich wie Christus ist auferstan-
den von den todten durch die herrligkeit des vaters,
also sollen auch wir in einem neuen leben wandeln,
[Galat. iii. [27]] das auch die, so getauft werden,
Christum anziehen und, [Ephes. v. [26]] das der tauf
sey ein bad der widergeburt, der rainigung und der
erneuerung des heiligen geists [vgl. auch Tit. 3, 5], so
kan man sich 27darauß wol27 erinnern, das er sey ein
göttliche ceremonia und heilig sacrament, dardurch
wir unsers berufs zur kindtschaft Gottes vergwißt
und in die possess der ewigen, himelischen güter
eingesetzt werden. Dann wiewol nicht alle, so ge-
tauft, die ewig seligkeit ererben, so geschicht doch
dasselb nicht auß mangel des taufs und berufs
Gottes, sonder auß mangel deren, so sich des taufs
nicht mit rechtem vertrauen in den herrn Christum
durch sein evangelium gebrauchen. Darumb, nach-
dem so vil an dem christlichen tauf gelegen, das wir
f 1577: der. 1577 gebraucht im folgenden immer
die Femininform.
e H und BG: beruf; GMMH: berufs.
22-22 Württemberg 1553 und 1555: , auch in unser con-
fession, so wir zu Triendt uberantworten haben
lassen.
[Die Confessio Wirtembergica, vgl. E. Bizer,
Confessio Virtembergica, Stuttgart 1952].
23 Bekenntnisschriften, 44-137.
24 Neuburg 1554: dem.
25- 25 Württemberg 1553 und 1555: der bemelten
zweyen.
26- 26 Neuburg 1554: zum ende.
27- 27 Neuburg 1554: wol darauß.

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