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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (14. Band): Kurpfalz — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1969

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https://doi.org/10.11588/diglit.30629#0162
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Regierungszeit Ottheinrichs 1556-1559

18Die sechs haubtstück und der artickel der hei-
ligen christlichen lehr, wie sie alle sontag in der
kirchen der gemein fürgelesen werden.
Euer lieb wollen mit fleiß anhören und verne-
men die sechs haubtstück und artickel der heili-
gen christlichen lehr, under welchen die heiligen
zehen gebot seind das erste stück. Und lauten
also:19
Das erste gebot.
Ich bin der herr, dein Gott, du solt nit ander göt-
ter neben mir hahen.
Das ander gebot.
Du solt den namen deß herrn, deines Gottes,
nit vergeblich führen, dann der herr wirdt den nit
unschuldig halten, der seinen namen vergeblich
füret.
Das dritte gebot.
Gedenck deß sabaths, das du in heiligest.
Das vierdte gebot.
Du solt dein vater und dein mutter ehren, auf
das du lang lebest im lande, das dir der herr, dein
Gott, geben wirdt.
Das fünfte gebot.
Du solt nit tödten.
Das sechste gebot.
Du solt nit ehebrechen.
Das siebende gebot.
Du solt nit stelen.
Das achte gebot.
Du solt kein falsch zeugnuß geben wider deinen
nechsten.
Das neundte gebot.
Du solt dich nicht lassen gelüsten deines nech-
sten hauß.
Das zehendt gebot.
Du solt dich nicht lassen gelüsten deines nech-
sten weibs, knecht, magd, viehe noch alles, das
dein nechster hat.
Was sagt Gott von disen gehoten allen?
Er saget also: Ich, der herr, dein Gott, bin ein
starcker, eyferiger Gott, der uber die, so mich
hassen, die sünde der väter heimsucht an den
kindern biß ins dritte und vierdte gliede, aber
denen, so mich lieben und meine gebot halten,
thu ich wol ins tausent glied [vgl. Ex. 20, 2-17].
Das ander stück ist der heilige christliche glaub.
Ich glaube in Gott, vater, allmechtigen, schöp-
fer himmels und der erden, Und in Jhesum Chri-

18 18 Fehlt L und C. Einschub wie in der Nürnberger
Form von 1558 (hier ohne Fragestücke), vgl. WA
30 I, 746.
19 Text des Dekalogs folgt der Nürnberger Form,
vgl. WA 30 I, 620.

stum, seinen einigen sohn, unsern herrn, der emp-
fangen ist von dem heiligen geist, geborn aus der
jungfrau Maria, gelitten hat under Pontio Pilato,
gecreutziget, gestorben und begraben, ist nider-
gefahren zur hellen, am dritten tag wider ufer-
standen von den todten, aufgefahren gehn him-
mel, sitzet zu der rechten hand Gottes, des all-
mechtigen vaters, von dannen er zukünftig ist, zu
richten die lebendigen und die todten20. Ich glaub
in den heiligen geist, ein heilige christliche kirche,
ein gemeinschaft der heiligen, vergebung der sün-
den, auferstehung des fleisches und ein ewiges
leben, Amen.
Das dritte stück ist das gebet deß heiligen vater-
unsers.
Vater unser, der du bist im himmel. Geheiliget
werde dein nam. Zukomme uns dein reich. Dein
will geschehe auf erden wie im himmel. Unser
täglich brot gib uns heut. Und vergib uns unser
schuld, als wir vergeben unsern schuldigern. Und
führe uns nit in versuchung, sonder erlöse uns von
dem ubel.21 Dann dein ist das reich und die kraft
und die herrlichkeit in ewigkeit, Amen.21 [Mt. 6,
9-13]
Das vierdte stück ist das hochwirdige sacrament
der heiligen tauf.
Unser herr Christus spricht Matthei am letzten
[28, 19]:
Gehet hin in alle welt, lehret alle völker und
taufet sie im namen des vaters und des sohns und
des heiligen geistes.
Wer da glaubt und getauft wird, der wird
selig; wer aber nicht glaubt, der wird verdampt
[Mk. 16, 16].
22Das fünft stück seind die wort deß herren
Christi vom gewalt und ampt der schlüssel.
Der herr bließ seine jünger an und sprach zu
inen: Nembt hin den heiligen geist. Welchen ihr
die sünde vergebt, denen seind sie vergeben, und
welchen ihr sie behaltet, denen seind sie behalten
[Joh. 20, 22-23].22
Das sechste stück ist das hochwirdige sacrament
des altars.
Unser herr Jhesus, in der nacht, da er verra-
then ward, nam er das brot, dancket und brachs
und gabs seinen jüngern und sprach: Nemet hin,
esset, das ist mein leib, der für euch gegeben
wirdt. Solches thut zu meinem gedächtnuß.
Desselbengleichen name er auch den kelch
nach dem abentmal, dancket und gab ihnen den
und sprach: Nemet hin und trincket alle darauß.
20 Text des 2. Artikels folgt der Nürnberger Form,
vgl. WA 30 I, 620-621.
21- 21 Doxologie folgt Nürnberger Form, vgl. WA 30 I,
746.
22- 22 Schlüsselamt nach Nürnberger Form, WA 30 I,
746, vgl. dort 623-625.

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