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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (14. Band): Kurpfalz — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1969

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https://doi.org/10.11588/diglit.30629#0244
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Regierungszeit Ottcheinrichs 1556-1559

fen mit leiblichen strafen und mit dem schwert, dar-
durch Gott beides ausrichtet. Erinnert alle menschen
mit disen strafen, das er weiß und gerecht ist, und
raumet die bluthund hinwegk16, dardurch die teufel
gern wolten das gantz menschliche leben zerstören.
Und ist hie beides wol zu mercken. Es ist leider vil
grosser, jemmerlicher unordnung, unruhe und zer-
rüttung im gantzen menschlichen geschlecht, stoltz,
unzucht, raub, mord, unrechte krieg etc. Denn die
sündige natur ist wild und frevel. Darbey treiben
die teufel viln menschen und wolten gern alles ver-
wüsten, machen tyrannen, aufrürer, mörder etc.
Dise böse ding sind nicht von Gott, sondern von
teufeln und von der sündigen 17menschlichen na-
tur17, die wider Gottes ordnung streiten. Als wenn
vile wölfe under die schaf kommen und der hirt mit
den hunden weret, sovil er kan, und errettet etliche
schäflein.
Also, wiewol solcher jamer gros ist, so sind den-
nocht die rechten gesetz göttliche weißheit und sind
gericht und strafen und erhaltung des menschlichen
geschlechts, sofern das nicht alles wüst werde, Got-
tes werck. Der ist der hirt und sind etliche treue re-
genten seine knecht, damit er die wölf hinwegk-
treibt18, als durch David werden wegkgetriben
Goliad [l.Sam. 17], die Edomiter, Syrer [2.Sam. 8]
etc.
Und 19sollen wir dises19 werck Gottes erkhennen
und wissen, so dein leib, weib, kindlein, wonung,
narung, stadt, kirch, regiment bleiben, das solcher
schutz gewißlich Gottes werck ist. Und solt im darfür
dancken, in preisen und im gehorsam sein. Und solt
ebendarumb dester treulicher den regimenten ge-
horsam sein, dieweil Got dises geoffenbaret und be-
zeuget hat, das rechte gesetz seine weißheit sind und
das gericht und straf seine werck sind und das sein
wille ist, das die menschen also regiert werden und
das dise ordnung in der vernünftigen creatur sey,
oberkeit und underthanen, und das wir nicht one
ordnung alle gleich und frey sein sollen, wie die
wölfe durcheinander laufen.
Und ist hie not, underscheid zu mercken zwischen
n 1577: die.
16 Mecklenburg 1554: weg.
17-17 Neuburg 1554: menschennatur.

Gottes ordnung und den personen wie in vil andern
sachen. Gold und silber ist Gottes creatur, obgleich
vil menschen das gold und silber mißbrauchen. Ee-
stand ist gewißlich Gottes ordnung, obgleich vil den
eestand mißbrauchen und geldt dardurch suchen
etc. Also sind gesetz, gericht und rechtmessige stra-
fen gewißlich Gottes werck, obgleich seer vil böser
regenten sind, die iren stand und hocheit miß-
brauchen. Nero und Caligula und seer vil andere
tyrannen sind gewißlich eitel teufelsgruben für ire
person, gleichwol ists Gottes werck, das die welt in
eine solche monarchy die zeit gefasset war. Und
waren rechte gesetz, gericht und rechtmessige stra-
fen im reich auch Gottes werck. Und waren etliche
treue menner in der landregierung.
Das aber Nero Paulum und Timotheum und an-
dere heiligen tödten lasst und vil grausamer laster
hat, das sind werck seiner eignen person und der
teufel in im und sollen nicht gerechnet werden in die
ordenliche regierung, welche bleibt hernach, ob-
gleich Nero sich selbs erstochen hat etc.
Diser underscheid der personen und der göttlichen
ordnung ist seer nötig in diser sach zu mercken20,
das man beides erkhenne: ursach der grossen zer-
rüttungen und zerstörungen in disem leben und der
erhaltung menschlichs geschlechts in solchem
elend. Und ist dise betrachtung ein besondere hohe
weißheit, die in göttlicher leere geoffenbaret ist.
Menschliche weißheit kan dise ungleiche ding on21
Gottes offenbarung nicht finden, wie in solchem
grausamen und teglichen stürmen aller teufeln und
böser menschen in den regimenten dennocht das
menschlich geschlecht durch Gott erhalten wirdt.
Nun zweifelt menschliche vernunft one Gottes
wort, wenn sie so vil und mancherley zerrüttungen,
krieg und zerstörungen anschauet. Gedenckt, was
übrig bleibe, das bleibe also one Gottes zuthun. Dar-
gegen sollen wir etliche sprüch wissen und festigk-
lich glauben, das Gott der erhalter, hirt und schutz-
herr sey, wo noch menschen übrig bleiben in burger-
lichem leben und haben rechte gesetz, gericht, recht-
messige strafen, zucht, kirchen, und das dise gaben,
18 Neuburg 1554 und Mecklenburg 1554: wegtreibet.
19-19 Neuburg 1554: wir sollen das.
20 Neuburg 1554: erkennen.
21 Neuburg 1554: in.

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