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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Arend, Sabine [Bearb.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (17. Band, 1. Teilband = Baden-Württemberg, 3): Schwäbisch Hall, Heilbronn, Konstanz, Isny und Gengenbach — Tübingen: Mohr Siebeck, 2007

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https://doi.org/10.11588/diglit.30656#0047
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Einleitung

mus8/ aus der Zeit um 1537, Johann Meckharts Augsburger Katechismus88 aus der Zeit des Interims und
hatte sogar Einfluss auf den 1555 erschienenen Katechismus des schlesischen Theologen Georg Storch
(Pelargus).89 1530/32 erschien eine Neuauflage, die bei Jobst Gutknecht in Nürnberg gedruckt wurde.90
Diese Ausgabe stellt eine veränderte Fassung des ursprünglichen Textes dar, die aller Wahrscheinlichkeit
nach ebenfalls von Brenz angefertigt wurde.91
Ein Auslöser für Brenz, den Katechismus von 1528 grundlegend zu überarbeiten, war laut Vorrede zur
Neuausgabe von 1535, dass ihm die frühere Katechismusfragen formal wie inhaltlich nicht mehr genügten.
Die Form des Katechismus von 1528 schien ihm nicht kindgerecht, yetz seien sie dem jungen leerschuler zu
lang, Yetz zu unverstendig, yetz zu ungeschickt. Der Katechismus sollte kürzer werden: Darumb hab ich mit
radt und verwilligung unsers pfarhers und anderer kirchendiener diesen gegenwürtigen Catechismum uff das
kürtzest unnd klarist, so mir immer müglich gewesen, gestellt.92 Ein weiterer Anlass für die Überarbeitung war
möglicherweise die Einführung der Reformation in Württemberg. Hier benötigte man für die 1536 konzi-
pierte Kirchenordnung93 einen Katechismus und entschied sich schließlich für den neuen Brenz-Katechis-
mus von 1535.94
Der Katechismus von 1535 weist im Gegensatz zu demjenigen von 1528 keine Zweiteilung des Textes für
Kinder und Erwachsene mehr auf. Neu ist auch der Abschnitt zum Amt der Schlüssel.95 Mit diesem sowie
den Fragen zu Taufe, Glaubensbekenntnis, Vaterunser, Zehn Geboten und Abendmahl lehnte sich Brenz im
Aufbau des Textes an die sechs Hauptstücke in Luthers Kleinem Katechismus von 1529 an.96 Der Katechis-
mus wurde in Hagenau bei Valentin Kobian gedruckt.97 Von der Erstausgabe sind lediglich zwei überlieferte
Exemplare bekannt.98 Der Text erschien bereits 1535/36 in sechs deutschen Nachdrucken verschiedener
Offizinen99 sowie in einer lateinischen Übersetzung, deren Druck im März 1536 ebenfalls bei Kobian in
Hagenau herausgebracht wurde.100 Auch von der lateinischen Fassung wurden im selben Jahr weitere Nach-
drucke angefertigt.101
Der Haller Katechismus von 1535 ist einer der kürzesten der Reformationszeit: Auf fünf Oktavblättern
umfasst er lediglich 15 Fragen und Antworten. Durch seine Prägnanz und Kürze fand Brenz’ Katechismus
von 1535 rasche und weite Verbreitung. In der Grafschaft Limpurg, im Herzogtum Württemberg mit seinen
linksrheinischen Besitzungen und in der Reichsstadt Colmar war er offizielle Grundlage des Katechismus-

87 Abdruck bei Reu, Süddeutsche Katechismen, S. 314-
319, vgl. unten, S. 225.
88 Abdruck Reu, Süddeutsche Katechismen, S. 314-319,
S. 819-833, vgl. zur dort angegebenen Datierung die
Einleitung, ebd., S. 457f.
89 Abdruck bei Reu, Mitteldeutsche Katechismen 2,2,
S. 933-937. Weitere Werke, auf die der Katechismus von
1528 Einfluss hatte, weist Weismann, Katechismen,
S. 227-232 nach.
90 Zu Jobst Gutknecht siehe Benzing, Buchdrucker,
S. 354; Keunecke, Gutknecht, S. 146-157.
91 Weismann, Katechismen, S. 166-172.
92 Brenz’ Bemerkung, dass er seinen Katechismus mit radt
und verwilligung unsers pfarhers und anderer kirchendie-
nern ... gestellt habe, deutet darauf hin, dass es sich um
einen in Hall approbierten und eingeführten Katechis-
mus handelte und nicht etwa um eine Privatschrift, siehe
unten, S. 93.
93 Abdruck bei Sehling, EKO XVI, S. 103-128.
94 Weismann, Katechismen, S. 239-256; ders., Biblia,
S. 50-54.
95 Weismann, Katechismen, S. 272; ders., Biblia, S. 57f.;

ders., Brenz und seine Katechismen, S. 126-130; Köh-
ler, Bibliographia, S. 32 Nr. 80; Ehmer, Brenz als
Reformator, S. 253.
96 Luther, Kleiner Katechismus, BSLK S. 499-541.
97 Siehe oben, Anm. 81. Brenz hatte bereits vor dem
Katechismus von 1535 einige Werke bei Kobian drucken
lassen, vgl. Weismann, Biblia, S. 50; ders., Katechis-
men, S. 257. Zu Valentin Kobian siehe Benzing, Buch-
drucker, S. 173.
98 Das eine Exemplar befindet sich in der Universitätsbi-
bliothek München. Dieses Exemplar dient hier als Text-
vorlage, siehe unten, S. 93 Anm. a. Das andere wird in
der Österreichischen Nationalbibliothek in Wien aufbe-
wahrt: 70 Bb. 193; vgl. Köhler, Bibliographia Nr. 8.
Zur Überlieferungsgeschichte siehe Schreiner, Biblio-
theksverluste, Sp. 750f.
99 Weismann, Katechismen, S. 257-262; ders., Biblia,
S. 62f.
100 „Catechismus, continens summa et necessaria capita
Christianae religionis“, vgl. Weismann, Biblia, S. 62;
ders., Katechismen, S. 262ff.
101 Weismann, Biblia, S. 62.

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