Schwäbisch Hall
2. Kirchenordnunga
19. Februar 1527
Reformation bder kirchen cin dem hellischen Land
dHerr Jo[hannes] Brentzbcd
Es sein allein zwey ding und wesenliche stuck got-
lichse dinsts einem igklichen Cristen notig, nemlich
Glauben und lieben. Glauben gegen Got, Liben ge-
gen dem nechsten. Die zwey stuck sein also nottig
fzur selselikaitf, das ein Crist schuldig ist, sie zuhal-
ten, wan er mitten in der Turckey wonete. Aber die-
weyl Got, unser seligmacher, den Cristen ein solch
gnade bewißen, das sie aigen Land, Stet und flecken
in weltlichem gewalt inhaben unnd besitzen, so ist
die Oberkait als Cristenliche glider und mitgenoßen
der kindtschafft Gottes bey ir sel selikait und ampts
halben zufurdern schuldigg anzurichten, zu ordi-
nirnh irn underthonen (weltlichem gewalt nach) und
irn mitbrudern (Cristo nach), dan sie auch der ewi-
geni miterben mit inen sein, zu gut und fromen alles,
was Cristus in einer Cristenlichen versamlung of-
fentlich zuthon bevolhen.
Nu hat Cristus furnemlich drew stuckj bevolhen
I122v | ink seiner versamlung der Cristenl auffzurich-
ten, nemlich predigen das Evangelion, Tauffen und
a Textvorlage A (Handschrift): StadtA Schwäbisch
Hall 4/54 fol. 122r-151r. Textvorlage B (Handschrift):
Württ. LBibl Stuttgart Cod. theol. et phil. 2, 297. Text-
vorlage C (Handschrift): StadtA Strasbourg 1 AST 96
Nr. 30, p. 1-41. Textvorlage D (Handschrift): StaatsA
Nürnberg Ansb. Rel. Akten, Tom. XI, fol. 152r-169r.
Textvorlage E (Handschrift): Bibliotheca Vaticana Rom
Cod. Pal. lat. 1836, fol. 32v-47r. Abdruck: Richter,
EKO I, S. 40-49 (unvollständig).
b-b E: nach biblischer geschrifft gebrucht solt werden, so
weytt der glob geet.
B, D: zu Schwebischen Hall und unnder [fehlt D] irem
gebiette, durch Johan Brentzen verfasset anno 1527
[„verfasset anno 1527“ fehlt D],
Fehlt C.
e B, C, D: gottes.
f-f E: zu der selen selikeytt.
g Fehlt B.
h B: ordnungen.
das nachtmal Cristi nach seinem uffsatz zuhal-
ten1. By denen genantenm stucken, so sie ordenlich
und der institution oder einsatzung Cristi, des rech-
ten maisters, gemeß gehalten werden, mag man nen-
nen und erkennen einn Cristenliche kirchen.
oVonp predigen des wort Gotteso
Dieweyl auff der gantzen erdenq nichtz hailigers, er-
barlichers, fridsamers und fruchtbarers erfunden
mag werden danr das rein, lauter wort Gottes, mit
rechtem verstand und glauben gepredigt und gefaßt,
und widerumb nichts unfridsamers, aufrurischers
und schedlicherss dan dasselbig wort mit unver-
stand, mit menschlichem zusatz furgetragen und ge-
lerntt, wie sich laider an der that zuu unsern zeytten
befunden hat, Ist darumb zuforderst von notten, zu-
verschaffen in allen kirchen der gantzen land-
schaftv, da man zupredigen pflegt, das rain, clar
wort gottes nach biblischer, alts und news Testa-
i B, C, D: ewigen seyligkeit.
j E: ding.
k B, C, D: in gmeiner.
l Fehlt C.
m B, D: gmeinen.
n E: ein rechte.
o-o E: Von dem Predigen.
p B: Von dem. D: Vom.
q D: welt.
r B: das.
s B: redlichers.
t E: gelertt.
u E: bey.
v E: Cristenheit.
1 Zur Predigt vgl. Mt 28,20; Mk 13,10; 16,15; zur Taufe
vgl. Mt 28,19; Mk 16,16; zum Abendmahl vgl. 1Kor 11,
23-25.
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2. Kirchenordnunga
19. Februar 1527
Reformation bder kirchen cin dem hellischen Land
dHerr Jo[hannes] Brentzbcd
Es sein allein zwey ding und wesenliche stuck got-
lichse dinsts einem igklichen Cristen notig, nemlich
Glauben und lieben. Glauben gegen Got, Liben ge-
gen dem nechsten. Die zwey stuck sein also nottig
fzur selselikaitf, das ein Crist schuldig ist, sie zuhal-
ten, wan er mitten in der Turckey wonete. Aber die-
weyl Got, unser seligmacher, den Cristen ein solch
gnade bewißen, das sie aigen Land, Stet und flecken
in weltlichem gewalt inhaben unnd besitzen, so ist
die Oberkait als Cristenliche glider und mitgenoßen
der kindtschafft Gottes bey ir sel selikait und ampts
halben zufurdern schuldigg anzurichten, zu ordi-
nirnh irn underthonen (weltlichem gewalt nach) und
irn mitbrudern (Cristo nach), dan sie auch der ewi-
geni miterben mit inen sein, zu gut und fromen alles,
was Cristus in einer Cristenlichen versamlung of-
fentlich zuthon bevolhen.
Nu hat Cristus furnemlich drew stuckj bevolhen
I122v | ink seiner versamlung der Cristenl auffzurich-
ten, nemlich predigen das Evangelion, Tauffen und
a Textvorlage A (Handschrift): StadtA Schwäbisch
Hall 4/54 fol. 122r-151r. Textvorlage B (Handschrift):
Württ. LBibl Stuttgart Cod. theol. et phil. 2, 297. Text-
vorlage C (Handschrift): StadtA Strasbourg 1 AST 96
Nr. 30, p. 1-41. Textvorlage D (Handschrift): StaatsA
Nürnberg Ansb. Rel. Akten, Tom. XI, fol. 152r-169r.
Textvorlage E (Handschrift): Bibliotheca Vaticana Rom
Cod. Pal. lat. 1836, fol. 32v-47r. Abdruck: Richter,
EKO I, S. 40-49 (unvollständig).
b-b E: nach biblischer geschrifft gebrucht solt werden, so
weytt der glob geet.
B, D: zu Schwebischen Hall und unnder [fehlt D] irem
gebiette, durch Johan Brentzen verfasset anno 1527
[„verfasset anno 1527“ fehlt D],
Fehlt C.
e B, C, D: gottes.
f-f E: zu der selen selikeytt.
g Fehlt B.
h B: ordnungen.
das nachtmal Cristi nach seinem uffsatz zuhal-
ten1. By denen genantenm stucken, so sie ordenlich
und der institution oder einsatzung Cristi, des rech-
ten maisters, gemeß gehalten werden, mag man nen-
nen und erkennen einn Cristenliche kirchen.
oVonp predigen des wort Gotteso
Dieweyl auff der gantzen erdenq nichtz hailigers, er-
barlichers, fridsamers und fruchtbarers erfunden
mag werden danr das rein, lauter wort Gottes, mit
rechtem verstand und glauben gepredigt und gefaßt,
und widerumb nichts unfridsamers, aufrurischers
und schedlicherss dan dasselbig wort mit unver-
stand, mit menschlichem zusatz furgetragen und ge-
lerntt, wie sich laider an der that zuu unsern zeytten
befunden hat, Ist darumb zuforderst von notten, zu-
verschaffen in allen kirchen der gantzen land-
schaftv, da man zupredigen pflegt, das rain, clar
wort gottes nach biblischer, alts und news Testa-
i B, C, D: ewigen seyligkeit.
j E: ding.
k B, C, D: in gmeiner.
l Fehlt C.
m B, D: gmeinen.
n E: ein rechte.
o-o E: Von dem Predigen.
p B: Von dem. D: Vom.
q D: welt.
r B: das.
s B: redlichers.
t E: gelertt.
u E: bey.
v E: Cristenheit.
1 Zur Predigt vgl. Mt 28,20; Mk 13,10; 16,15; zur Taufe
vgl. Mt 28,19; Mk 16,16; zum Abendmahl vgl. 1Kor 11,
23-25.
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