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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Arend, Sabine [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (17. Band, 1. Teilband = Baden-Württemberg, 3): Schwäbisch Hall, Heilbronn, Konstanz, Isny und Gengenbach — Tübingen: Mohr Siebeck, 2007

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https://doi.org/10.11588/diglit.30656#0063
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2. Kirchenordnung 1527

ments, warhait verkundigt werd, darmit die armen,
I123r | unruigen, irrigenw gewußen, so allein auß dem
wort gottes irn beschaid haben mogen, irs irthumbs
underricht werden. Uber das wurd vermitten vil
nachred, zanck und zweyung, so under xden predi-
gernx und nachmals under der gemeinen versamlung
der kirchen auß zweyspennigen predigen entsten
mochten, wie dan nach laut der alten geschichteny
der ersten kirchen, nach den hailigen aposteln ge-
schriben, wurt leichtlich in der that befunden und
by einem yden verstendigen bewußtz, das zwispen-
nig lere machen Secten, Seckten machen Zanck und
hader, auß Zancka fließen todtsleg, cap. 13 und 18 in
Tripartita historia Libro 4, geleßen wurt2. Solchem
ubel zubegegnen, kan und mag nit bfuglicher ge-
schehen dan durch ceinformig cristenlichbc predig de-
ren, so das wort Gottes recht verkundigen.
dVon demd Tauffen
Das tauffen ist nit dase geringst werck in der kir-
chen, wiewol bißhiher fur ein kinder werck und spil
geachtet. Darumb geburt sich, mit hohem ernst und
fleys darob zuhalten, das es mit dem tauffenf ernst-
lich und ansehenlich in der kirchen zugieng, uff das
yderman mit ernstlichem gebet geflißner I123v | we-
re, dan ye das kindlin fur sich selbs kein erkantnus

w Fehlt B.
x-x B: dem predigen.
y B: gesichten.
z E: beweyst.
a E: Zanck und hader.
b-b C: fugklich.
c-c Fehlt B, D.
d-d E: Vom.
e Fehlt C.
f Fehlt C.
g E: und.
h E: dann.
i-i E: zeytt, statt und person.
j E: dann.
k E: also.
l D: verziehen.
m E: nach kommenden.
n E: wurt, de consecratione distinctione quarta canone
proprie in morte crucifixi etc. Et cano. de chatecuminis
et baptizandis id decretum est, ut in paschali festivitate

nochg bekentnis hat des glaubens onh allein das be-
kantnis und gebet der kirchen.
Es ist wol war, das solich Tauffen an kein
istat, zeyt, personi noch alter gebunden sein sol, es
muß frey sein, dasj man an allen orten zu yder zeyt
nach erfordrung der noturfft moge tauffen. Auch ein
igkliche person, man oder weyb, mag den tauff dar-
reichen, ydoch wo die not nit zwingt, sol die ord-
nung der zeyt, stat und person gehalten werden.
Und wer vast3 gut, das die kirch ernstlich ver-
mandt wurd, nit sok bald noch sonderlich mit wen-
nig personen und derhalben heimlich, das kindlin,
erstlich an die welt kumend, zum tauff truge, sonder
wo nit hindert des kinds schwachait, volziehen14 biß
auff den nachgendenm Feyertag, auff das ein gemein
cristenlich gebet, so fur das kindt geschehe, statli-
cher volnbracht wurde.
Es warn in der ersten kirchen allain zwo zeyt
dem Tauffen bestimpt: Ostern und pfingsten. Daher
noch die Ostern und pfingst feyertag kumen, so al-
lein dem tauffen und keinem hailigen, wie andere
feyertag, zugeaignet warn, wie in Canonibus erfun-
den wurtn. Nachmals kam es uff allen Sontag, wie
das vileicht by dem weyhwassero gemerckt
mochtp werden. Aber I124r | wie dem allem, Tauf-
fenq sol zu aller Zeyt frey sein, doch ausserthalb der
not sol ein ordnung, doch unzwenglich und frey,

vel penthecostes, veniant ad baptizandum; ceteris solen-
nitatibus infirmi tantum debent baptizari [ClCan Decr.
Grat. III, De cons., dist. IV, c. 13 und 15 = Fried-
BERG I, Sp. 1365-1367].
o E: weyhwasser mag.
p D: mag. Fehlt E.
q E: Tauff.

2 Flavius Magnus Aurelius Cassiodorus, Historia eccle-
siastica tripartita. Cassiodors Kirchengeschichte war im
Mittelalter und in der Reformationszeit ein vielgelesenes
Kompendium. Es ist eine mosaikartige Zusammenstel-
lung von Auszügen aus den Werken der griechischen Kir-
chenhistoriker Sokrates Scholasticus, Sozomenus und
Theodoret von Kyrrhos, die Cassiodors Freund Epi-
phanius Scholasticus übersetzte, CSEL 71, vgl. BBKL I,
S. 953-955; TRE 7, S. 657-663.
3 Sehr.
4 Aufschieben.

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