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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Arend, Sabine [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (17. Band, 1. Teilband = Baden-Württemberg, 3): Schwäbisch Hall, Heilbronn, Konstanz, Isny und Gengenbach — Tübingen: Mohr Siebeck, 2007

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https://doi.org/10.11588/diglit.30656#0064
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Schwäbisch Hall

yderman gehalten werden, nemlich undr dieweyl der
Tauff ein zeychen der widergeburt ist, dardurch wir
dem todt Cristi eingeleipt werden mit einem ewigen
bund zu unnd mit Got wider den teuffel, das die
vermuglichen, gesunden kinder biß auff die versam-
lung der kirchen am Feyertag zu Tauffen gespart
wurden, darmit nit allein dem kind ein guthat be-
wißen durch gemein gebet, sonder auch iderman
seins tauffs, sich desselbigen gemeß in seinem le-
bens zuhalten, ermant wurde.
Wo aber das kindlin von schwachait wegen ey-
lends in dem hauß gech5, wie man es nent, getaufft
wurde6 und es doch mit seinem leben den nechsten
Feyertag erlangt, sol est nichtz destwenigeru in die
kirchen gebracht werden, nit wider zutauffen, dan
das were ein unglaubige verachtung des ersten
tauffs, auch ein lesterung des wort gots, dardurch
man taufft, als solte esv nicht sow crefftig sein, von
weyben in dem hauß gesprochen als von einem man
in der kirchen, xsonder dem kind offentlich in der
kirchenx ein namen zugeben yund es bevelhen in das
gebet der glaubigeny. I124v |
Aber in welcher sprach zutauffen sey, ist ider-
man kundt auß dem hailigen Pauloz, das alles, was
in der kirchen geschicht, sol zur besserung dienen.
So nu die lateinisch sprach von allen umbstenden7
nit wurt verstanden, ist es nit allein unnutzlicha,
sonder auch unvernunfftiglich, in fremder sprach
zutauffen, dan so der gevatter, auch andere umb-
stender das latein nit verston, wie sollen sie dan wu-
ßen, wie und was fur das kindt zubieten oder, so sie
gefragt werden, zubekennen sey?
r Fehlt E.
s D: leben sich [!].
t Fehlt D.
u E: nichtsdesterminder.
v B: das.
w E: also.
x-x Fehlt C.
y-y Fehlt B.
z E: Paulo, 1. Corinthiorum 14 [26].
a B, C, D, E. A: nutzlich.
b E: verendrung in.
c B, E: brauch.
d Fehlt E.
e-e Fehlt E.
f Fehlt B.
g B, E: brauch.

Von dem nachtmal Cristi und
wie die verendrungb der Meß vor k[aiserlicher]
M[ajestät] verantwort werden mocht
Das Nachtmal Cristi ist biß hieher ein Meß genent
worden. Nun leg nit vil not an dem wortlin, wan der
gebrauchc der institution unnd ordnung Cristi ge-
meß were. Der gebrauch aberd der Romischen meß
ist nit allein zuwider der ordnung eund institutione
Cristi, I125r | sonder auch nimpt dem nachtmal Cris-
ti seinen rechtenf, gotlichen geprauchg, gantze ord-
nung unnd nutz, und ist gewiß, dash der grossten
sund aine auff erden ist der mißbrauch der Meß oder
nachtmals Cristi. Dan der hailig gaist durch Sant
Paulum hat, hohe und schwere, iein cleinei miß-
brauch derj messen by den Corinthernk, da sie allein
brachtig und unordenlich mitl umbgiengen, angezo-
gen in dem, so er spricht: Wer nit underscheidet den
leip des Herrn, der ißdt und trinckt im selber das
gericht, darumb sindm auch sovil krancken und un-
gesunden under euch und ein guttail slaffen oder
sein gestorben8.
Dieweyl wir dan nitzund einn vil boßern und gots
lesterlichern mißbraucho haben und gar nahe auß
dem nachtmal Cristi ein abgotterey gemacht ist,
nemlich durchp menschen zusatz, durch opferung fur
die todten und lebendigen, durch anbeten und su-
chen in der Meß, so allein in Got und in seinem
ewigenq wort gesucht werden sol, so ist kein zweyfel,
wir werden schwerlicher gestraft mit tewerung, pes-
tilentz, geverlichen krigen, wie itzund vor augen,
und, welchs das großt unnd boßest ist, mit blinthait
h E: das es.
i-i E: denn.
j E: der Römischen.
k E: Corinthern am 14. cap.
l B, C, D: darmit.
m B: so seind.
n-n D: jetz mit eim.
o Fehlt D.
p E: durch der.
q Fehlt B.

5 Jäh, siehe folgende Anm.
6 Jach- oder Jähtaufe = Nottaufe.
7 Umstehenden, Anwesenden.
8 1Kor 11,27-30.

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