2. Kirchenordnung 1527
Wolan, wiewol ein undere Oberkait irn gewalt
azu regirna nit allein von K. Mt., sonder auch von
Got entpfangen hatb nach laut der wort Cristic: Du
hettest kein gewalt din mird, er wer dan dir von oben
herab gegeben, welchs er zu Pilato sagt, der doch
kein kayser war und in gotlichen sachen Got, unser
schepfer, mer geforcht sol werden dan ein mensch, er
sey kayser oder kunig, wie Cristus spricht: Forch-
tend mer den, dere leib und sel mag verdamenf
Sol doch von einer mindern Oberkait gegen irm
weltlichen Oberhoupt auch in gotlichen sachen
nichtz on ursachen frevenlich, I128r | unordenlich
furgenomen goder gehandeltg werden. Demnach,
woh es von noten sein wurti und K. Mt. von irn un-
derthonen irs verenderns des Gotsdienst halb ursach
erfordert, mochtj fuglich auff disse weys unnd
kmeynung verantwurtk werdenl.
Zum ersten, nach dem einer igklichenm Stat des
Reichs privilegia oder freyhaiten von Kay. Mt., was
zu friden irer underthon und guter pollicey dienst-
lich, zu ordinirnn und statuirn gegeben und erlaupt,
und dan der Bapstlich Gotzdienst, wie biß hieher
etlich Jar gebraucht, ein ergerlicher gotzdienst, der
a-a Fehlt E.
b Fehlt C.
c E: Cristi, Johannis 19 [11].
d-d E: uber mich.
e C: der den. E: der da.
f E: verdamen, Mathe. 10 [28],
g-g Fehlt E.
h B: so.
i Fehlt B.
j D: mag.
k-k E: geanttwortt.
l In B, C, D: werden. [Überschrift:] Wie verenderung der
bebstischen Meß vor K. Mt. mocht verantwort werden
mit burgerlichen ursachen, dem wort gottes gemes [C:
gemessen] und den [D: denen] von Hall fuglich.
m B, C, D: yeden.
n B, D: ordnen.
o B, C, D: befunden.
p C: verruttung.
q E: ein christliche.
r-r Fehlt E.
s E: ordiniren und.
hailigen geschrift unenlich, dem ersten gebrauch der
kirchen, under den Cristenlichen Kaysern Constan-
tino16 unnd Theodosio17 geubt, ungemeß, durch das
wort gots erfundeno wurdt, dardurch got, der al-
mechtig, also gar zu Zorn und ungnad gereytzt, das
er verhengt Zerrutlungp guter pollicey, Zersterung
land und lewt, als des augenscheinlich sich erzaigt
hat in der Zerstorung Jerusalem und des gantzen
lands Juda und Israhel. Darumb hab einq Oberkait
rder Stat Schwebischen Hallr fur nottig angesehen,
in irer underthon kirchen den Gotzdienst dem hai-
ligen wort gottes gemeß, dem gebrauch der ersten
Cristenlichen Kirchen enlich, zu ordinirens zuver-
gonnen, darmit dem I128v | zorn gottes gewertt und
guteu burgerliche pollicey durchv gnad gottes erhal-
ten wurde.
Item alle Gotzdienst, bißhiher in denw kirchen
breuchig, sein aigen satzung von sonderlichen per-
sonen on mandat, on Confirmation Kay. Mt. auff-
gericht und gestifft. So nu K. Mt.x durch mandat
solchey nit uffgericht noch durch Confirmation be-
stetigt, sonder sein mit der Zeyt selbs vilfeltig ein-
gewurtzelt, habe ein Oberkait der Stat N.z in des
Gotzdienst verendrung, ja vilmer besserung, wider
t E: gewert werde.
u Fehlt B.
v E: durch die.
w E: der.
x E: Mt. solche.
y Fehlt E.
z B, C, D: Hall.
16 Konstantin der Große, römischer Kaiser 306-337, ver-
folgte nach 324 eine bewußte Christianisierungspolitik,
mit der er einen Wechsel der Reichsreligion herbeiführte,
vgl. LMA V, Sp. 1372-1375; TRE 19, S. 489-500.
17 Theodosius der Große, römischer Kaiser 379-395, ver-
fügte 380 ein für alle Untertanen verbindliches Bekennt-
nis. Den auf dem Beschluß des Konzils von Nizäa (325)
beruhende Text ließ Theodosius auf dem Konzil von
Konstantinopel 381 kirchlich sanktionieren. Er schuf
hiermit jedoch keine kaiserlich gelenkte Staatskirche.
Die Herrschaft des Theodosius bedeutet einen entschei-
denden Schritt hin zur Integration von Staat und Kir-
che; vgl. LMA VIII, Sp. 644f.; TRE 33, S. 255-258.
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Wolan, wiewol ein undere Oberkait irn gewalt
azu regirna nit allein von K. Mt., sonder auch von
Got entpfangen hatb nach laut der wort Cristic: Du
hettest kein gewalt din mird, er wer dan dir von oben
herab gegeben, welchs er zu Pilato sagt, der doch
kein kayser war und in gotlichen sachen Got, unser
schepfer, mer geforcht sol werden dan ein mensch, er
sey kayser oder kunig, wie Cristus spricht: Forch-
tend mer den, dere leib und sel mag verdamenf
Sol doch von einer mindern Oberkait gegen irm
weltlichen Oberhoupt auch in gotlichen sachen
nichtz on ursachen frevenlich, I128r | unordenlich
furgenomen goder gehandeltg werden. Demnach,
woh es von noten sein wurti und K. Mt. von irn un-
derthonen irs verenderns des Gotsdienst halb ursach
erfordert, mochtj fuglich auff disse weys unnd
kmeynung verantwurtk werdenl.
Zum ersten, nach dem einer igklichenm Stat des
Reichs privilegia oder freyhaiten von Kay. Mt., was
zu friden irer underthon und guter pollicey dienst-
lich, zu ordinirnn und statuirn gegeben und erlaupt,
und dan der Bapstlich Gotzdienst, wie biß hieher
etlich Jar gebraucht, ein ergerlicher gotzdienst, der
a-a Fehlt E.
b Fehlt C.
c E: Cristi, Johannis 19 [11].
d-d E: uber mich.
e C: der den. E: der da.
f E: verdamen, Mathe. 10 [28],
g-g Fehlt E.
h B: so.
i Fehlt B.
j D: mag.
k-k E: geanttwortt.
l In B, C, D: werden. [Überschrift:] Wie verenderung der
bebstischen Meß vor K. Mt. mocht verantwort werden
mit burgerlichen ursachen, dem wort gottes gemes [C:
gemessen] und den [D: denen] von Hall fuglich.
m B, C, D: yeden.
n B, D: ordnen.
o B, C, D: befunden.
p C: verruttung.
q E: ein christliche.
r-r Fehlt E.
s E: ordiniren und.
hailigen geschrift unenlich, dem ersten gebrauch der
kirchen, under den Cristenlichen Kaysern Constan-
tino16 unnd Theodosio17 geubt, ungemeß, durch das
wort gots erfundeno wurdt, dardurch got, der al-
mechtig, also gar zu Zorn und ungnad gereytzt, das
er verhengt Zerrutlungp guter pollicey, Zersterung
land und lewt, als des augenscheinlich sich erzaigt
hat in der Zerstorung Jerusalem und des gantzen
lands Juda und Israhel. Darumb hab einq Oberkait
rder Stat Schwebischen Hallr fur nottig angesehen,
in irer underthon kirchen den Gotzdienst dem hai-
ligen wort gottes gemeß, dem gebrauch der ersten
Cristenlichen Kirchen enlich, zu ordinirens zuver-
gonnen, darmit dem I128v | zorn gottes gewertt und
guteu burgerliche pollicey durchv gnad gottes erhal-
ten wurde.
Item alle Gotzdienst, bißhiher in denw kirchen
breuchig, sein aigen satzung von sonderlichen per-
sonen on mandat, on Confirmation Kay. Mt. auff-
gericht und gestifft. So nu K. Mt.x durch mandat
solchey nit uffgericht noch durch Confirmation be-
stetigt, sonder sein mit der Zeyt selbs vilfeltig ein-
gewurtzelt, habe ein Oberkait der Stat N.z in des
Gotzdienst verendrung, ja vilmer besserung, wider
t E: gewert werde.
u Fehlt B.
v E: durch die.
w E: der.
x E: Mt. solche.
y Fehlt E.
z B, C, D: Hall.
16 Konstantin der Große, römischer Kaiser 306-337, ver-
folgte nach 324 eine bewußte Christianisierungspolitik,
mit der er einen Wechsel der Reichsreligion herbeiführte,
vgl. LMA V, Sp. 1372-1375; TRE 19, S. 489-500.
17 Theodosius der Große, römischer Kaiser 379-395, ver-
fügte 380 ein für alle Untertanen verbindliches Bekennt-
nis. Den auf dem Beschluß des Konzils von Nizäa (325)
beruhende Text ließ Theodosius auf dem Konzil von
Konstantinopel 381 kirchlich sanktionieren. Er schuf
hiermit jedoch keine kaiserlich gelenkte Staatskirche.
Die Herrschaft des Theodosius bedeutet einen entschei-
denden Schritt hin zur Integration von Staat und Kir-
che; vgl. LMA VIII, Sp. 644f.; TRE 33, S. 255-258.
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