Metadaten

Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Arend, Sabine [Oth.]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (17. Band, 1. Teilband = Baden-Württemberg, 3): Schwäbisch Hall, Heilbronn, Konstanz, Isny und Gengenbach — Tübingen: Mohr Siebeck, 2007

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.30656#0079
License: Free access  - all rights reserved
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
2. Kirchenordnung 1527

Doch ist deren halben alhie in diser Stat nit hoch
mangel, dieweyl man hat Spital68, Siechenhaus69 und
Reich Schussel70. Eins mangelt, das zun Zeytten et-
lichv arm kindtbetterin gefunden werden, die nir-
gents her einigs behilffw gewertig seyen, auch sunst
fremd, armen lewtt hieher komen, so sich zuverkun-
denx71 begern. Darumb were es vileicht nit unnutz-
lich geordnet, dieweyl man doch bißhieher in die
stock und sacklin gelegt, auff den altar geopfert,
undy itzund gar abgangen, das zu allen feyertagen
an der predig das volck fleyssig ermant wurde, ir
stewer und hilff den armen mitzutailn, Und ein
Oberkait, redlichez, dapfer menner, wie an etlichen
ortena, nemlich zu Nurmberg, gewonhaitb, verord-
net, die all Feyertag eintweder vor der Kirchen
stend oder in der kirchen umbher geendt, die stewer
von cder gemeinen versamlungc in der armen seckel
oder schußel, wie man es nennen wurt, begerten.
Darzu solt yderman an der predig gemant werden,
wo man bißhieher an die Jartagd oder sunst hin ge-
stifft, das furohin auß cristenlicher lieb |143r | ein
igklicher, nachdem in got ermant, solichs stifften in
den seckel der armen haußlewten, den fremden ar-
men ire zerpfennig und, wo sich mit der Zeyt meren
wolt, ein arme dochter oderf arm, redlicher handt-
wercks gesel mit einem zimlichen außgestewert wur-
de. On Zweyfel, wo das volck wurd sehen, das es

v Fehlt B.
w B: hilff.
x E: verkundigen.
y Fehlt E.
z B, C, D: redliche und.
a B: orten, als.
b B: die
c-c B: den gmeinen versamlungen.
d E: Jarzeytt.
e E: ain.
f B, E: oder ain.
g-g B: zuging.
h E: Jarzeyt.
i B: bepstischen.
j B, E: der.
k D: und.
l B: verheyratten.
m E: Satzung.
n Fehlt D.
o C: oberkait.

redlichen und ordenlich gwurd zugeeng, wurde yder-
man vil williger, hirin etwas zustifften, dan vorhin
umb Jartagh oder auff den altar zulegen. Darzu ge-
fieln mit der Zeyt die pfrunden nach abgang der
prister und andere Stifftung, darmit der arm seckel
reich wurd.
Von dem eelichen Stand
Es get in dem Bapstlicheni Regiment gar ubel zu
mit der ee. Da werden offt zusamen gezwungen, die
nit zusamen gehorn, nemlich, so diej sun oderk toch-
ter on wussen und willen irer eltern oder vormunder
sich verheyrenl, das doch ist wider gotlich und kai-
serlich gesatzm, wie vormals einem erbern Rat durch
ein geschrift ist anzaigt. Darzu werden |143v | etlich
grad und glid verbotten, die weder gotlich noch kai-
serlich Recht verbieten. Und auch die ungerattenen
ee von geschehenem eebruch wegen einer schiedung
begern, wie dan das in demn gotlichen gesatz wurt
zugelaßen, Hirumb ist es nutzlich und burgerlicher
erberkait0 gemeß, das ein Oberkayt irn underthonen
Gesellen und dochtern liess verbieten all haimlich
winckel ee, on willen undp wussen der eltern oder
formundern furgenomen. Wo aber solchs geschehe,
solt baide parthey, ehe dan das beyslaffen geschehe,
vor einem erbern Rat erscheinen und alda eins be-

p Fehlt E.

68 Das zunächst von den Johannitern errichtete Heilig-
Geist-Spital in Schwäbisch Hall ging 1317 in die Ver-
waltung des Rates der Stadt über. Der Haller Rat ließ
ein neues Spitalgebäude „am Bach“ errichten, vgl.
Rücklin-Teuscher, Volksleben, S. 88f.
69 Das Siechenhaus in Schwäbisch Hall mit seiner Niko-
laus-Kapelle befand sich vor dem Gelbinger Tor, vgl.
Rücklin-Teuscher, Volksleben, S. 95; German,
Chronik, S. 34.
70 Gemeint ist das Reiche oder Ewige Almosen, d.h. die
Gesamtheit des städtischen Armenvermögens. Die regel-
mäßigen Spenden zum Unterhalt der Armen bestanden
aus Naturalien; jede dieser Stiftungen wurde „Schüssel“
genannt. Die Schüsseln wurden meist von Angehörigen
der herausragenden Geschlechter gestiftet, die erste
1494, bis 1523 kamen weitere zwölf hinzu, vgl. Rück-
lin-Teuscher, Volksleben, S. lOOf.
71 Bekannt zu machen.

59
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften