Metadaten

Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Arend, Sabine [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (17. Band, 1. Teilband = Baden-Württemberg, 3): Schwäbisch Hall, Heilbronn, Konstanz, Isny und Gengenbach — Tübingen: Mohr Siebeck, 2007

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.30656#0084
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Schwäbisch Hall

Sumer auff dem underwerdtr79 mit mutwillen, so laß
man sie zwo stund in die Schul geen. Unnd wan es
ye mit allen Jungen ans wercktagen nit gesein
mocht, so kan man es doch uff den Feyertag auch
verordnen, das der Schulmaister zwo stund, mer
oder minder, schul halt. Man helt doch den Jungen
am feyertag ein schießen; wer wolt dan es nit billi-
chen, tam selben tagt schul zuhalten?
Wan nu der jung knab die bustaben kent und
|149r | ein clein wenig des lesens bericht wurdt, mus-
te der Schulmaister, prediger oder pfarer fleyssig
acht haben auff den knaben, ob er zu demu latein
tuglich oder nit were. So dan erfunden, das er zu
dem latein untuglich, solt man in furthinv teutsch
leren schreyben und lesen, so lang es den eltern ge-
fiel. Were er aber zu dem latein und andern sprachen
tuglich, solt er in dem latein auffgezogen werden.
Ligt nit daran, das die meß nimermerw gelten, kan
doch schier niemant wenniger latein dan die meß-
pristerx. Man muß doch gelert lewt haben in der
Stat, auch auff dem land pfarer, prediger, helffer,
Schulmaister, Schreyber und anders. Sol man alweg
fremd annemen, so ist es unformlich und gewagt.
Sol man sie dan selbs haben, so muß man sie
auchy selbs uffziehen.
Es were auch vast80 gut, das man fur die Jun-
genz tochter ein geschicktea fraw bestelt, welche am
tag zwo stund wie der Schulmaister die tochter in
Zuchten schryben und leßen underricht, wie bdan

r E: werd.
s C, D: an den.
t-t E: inn selben tagen.
u Fehlt E.
v D: furthin in.
w B, C, D, E: nit mer.
x E: meßpfaffen.
y Fehlt B.
2 Fehlt E.
a B: feine.
b-b Fehlt E.
c B: lernst. E: lert zu dem.
d E: 2.
e B, C, D: gehort.
f B, E: pfarren.
E: Statt N.
h Fehlt E.

der Appostelb Paulus lertc, Tito. ld [Tit 2,3-4], das
|149v| die alten weyber sollen gut lererin sein, das
sie die jungen tochter oder weyber in Zucht under-
richten. Die geschrift horte ye nit den mannen zu
allein, sie gehort auch den weybern zu, so mit den
mannen gleych ein himel und ewig leben war-
ten81.
Von den pfarherrnf auff dem Land
Dieweyl vil dorffer und Flecken auff dem land der
gHellischen Oberkaitg eingeleipt sein, so gepurt es ir,
nit allein einh aufsehen zuhaben auff die mengeli der
kirchen in der Stat, sonder auch auff dem land. Es
ist wol zuclagen, das einj weltliche Oberkait, kso
fleyssigk sorg tregt, wie sie irm flecken ein redlichen
Houptman oder Schulthais, auch der kirchen gut ein
hailigenpflegerl bestel und so wennig fleys tregt, wie
ein dorffmenig82 mit einem pfarer undm selsorger
versehenn werd. Man findt wol Herschafften, so bey
irn underthonen |150r | solich pfarer gedulden, denen
sie schwerlich die schweino zuhuten oder sunstp das
geringst amptq vertrawten und vertrawen inen doch
die selen der underthon. Undr dieweyl man nu sies
solchen lewten, denen man kaum die sew verlihe,
bevilht, ist wol zuvermuten, das man die bawer ge-
ringer acht dan die sew oder ander unvernunfftig
thier. Darumb zu zeytten Got nit unbillich ein
Oberkait an den bauren straft, freylich umb keiner

i B: mengel in.
j Fehlt E.
k-k Fehlt D.
l E: pfleger.
m E: oder.
n B, C, D: versehen sey unnd.
o E: seu.
p Fehlt B.
q E: handtwerck.
r Fehlt.
s D: die.

79 Die Kocher-Insel Unterwöhrd.
80 Sehr.
81 Vgl. 1Petr 3,7.
82 Dorfmenge, Dorfgemeinde, vgl. DRW 2, Sp. 1057f.;
Grimm, DWb 2, Sp. 1283.

64
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften