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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]; Arend, Sabine [Oth.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (17. Band, 1. Teilband = Baden-Württemberg, 3): Schwäbisch Hall, Heilbronn, Konstanz, Isny und Gengenbach — Tübingen: Mohr Siebeck, 2007

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https://doi.org/10.11588/diglit.30656#0091
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4a. Ordnung gegen Gotteslästerung, Trunksucht und Kuppelei [1527]

4a. Ordnung gegen Gotteslästerung, Trunksucht und Kuppeleia
[erste Hälfte 1527]
Ordnung und verpot gotzlesterung, zutrinckens, fruestuck, langwiriger abentzech, zusamenkuppeln der
Jungen leut und anders halben

Wie wol ein erbar Rath diser stat Schwebischen
Halle unter andern vil satzungen und ordnungen
das gotlestern und unzimlich zutrincken in irer stat
und gepietten zu mermaln offenlich verpietten und
auff der Cantzeln verkunden lassen hat, doch das-
selbig bißhere bei vilen gar wenig verfangen, das dan
ein rath nit ein klein mißfallen tregt darumb und,
dieweil ein jede Obrigkait solch ubel abzustellen
schuldig, derhalben, so hat ein erbar Rath zu vor-
derst got, dem almechtigen, zu eren und lobe und
umb gemeines nutz willen, nachvolgende ordnung
und gesatz widerumb erneuert mit etlichen andern
angehengkten Statuten und satzungen, wie die von
artickeln zu artickeln hernach begriffen steen, ernst-
lich und vestigklich zuhalten, geordnet und gesetzt.
Erstlich so gebeut ein erbar Rath vestigklich,
den namen des almechtigen vergebens und unnutz-
lich in rach, Zorn oder leichtvertigkait nit zubenen-
nen, auch alle schmehe-, schelt- und lesterung wort,
schwure, fluech bei dem namen gottes und seinen
hailigen glidern, auch artickeln seines aller heilig-
sten pittern leidens und sterbens, der unvermaylig-
sten1 Junckfrawen Marie und aller lieben hailigen
zumeiden Also und mit solcher beschaidenhait2, ob
jemandt, were der were, nyemandt ausgeschlossen,
Mans- oder frauen personen, alt oder junge, reich
oder arme, in irer Stat und gebiet solche unnutze
schwuer, fluech, |171v| schmehe-, schelt- oder leste-
rung wort bey got, seiner Muotter Marie, seiner aller
seligsten marter, schwaiß, wunden, glider, Sacra-
mentt, tauff oder in ander dergleichen wege schwue-
re oder denen schmehe oder uneer zufuegt, der- oder
dieselben sollen von iglichem uberfaren und fluech

a Textvorlage (Handschrift): StaatsA Nürnberg Ansb.
Rel. Akten, Tom. XI, fol. 171r-173v.

besonder, so offt das beschicht, geben zu pueß zwen
schilling heller.
Item, welcher oder welche schelten und ein men-
sche dem andern fluecht oder wunscht eins oder mer
hailigen gottes plag oder marter oder ander sched-
lich kranckeitten oder sachen, wie das beschehe oder
genant werden mocht und den namen gottes darzu
nennet, der jeglicher sol zu buß geben von jedem
fluech besonder, so offt das beschicht, ein schilling.
Nymbt aber eins den namen gottes nit darzu und
wunscht oder fluecht also ainer dem andern, wie jetz
gemelt ist, der sol, so offt es beschicht, zu bueß ge-
ben drei pfenning.
Und nach dem das unzimlich zutrinken und
ubermessig füllen nit abnymbt, sonder hierin auß
unbeschaidenhait grosser mißbrauch einbricht, ge-
beut ein erbar Rathe und wil ernstlich, das nun hin-
furo nyemandt, weder jung noch alt, dem andern
kain gemessens zutrincken, auch kainer dem andern
weder durch bringen, deutten, wincken noch in an-
der wege, wie das mit aufsatz hiewider gebraucht
werden mocht, darzu tringen noch raitzen. Es sol
auch kain gastgebe noch ander, so in iren heusern
geselschafft hielten, solichs gestatten, sonder, so
verr sie das nit wenden mogen, an ein Rath bringen.
Ist die buß von einem jeden, so uberfaren wurdt und
gesten, als offt das beschicht, ein pfundt heller.
Item, es sol nyemandt an Sontagen oder andern
feurtagen vor und ee die predig und ander gotliche
ambter in der pfarkirchen volnbracht werden, in
wurtzheusern noch andern orten in geselschafften
spilen, essen noch trincken, auch nit gestattet oder

1 Unvermählten, hier: unbefleckten, vgl. Grimm, DWb
24, Sp. 2061.
2 Bescheid, Bedingung, vgl. Grimm, DWb 1, Sp. 1557.

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