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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Arend, Sabine [Bearb.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (17. Band, 1. Teilband = Baden-Württemberg, 3): Schwäbisch Hall, Heilbronn, Konstanz, Isny und Gengenbach — Tübingen: Mohr Siebeck, 2007

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https://doi.org/10.11588/diglit.30656#0106
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Schwäbisch Hall

weckt, als Paulus bezeugt und spricht: So Christus
gepredigt werd, das er von den todten sey auff-
erstanden, wie sagen dann etlich under euch, die
aufferstehung der todten sey nichts. Ist aber Chri-
stus aufferstanden, so werden die todten auch auff-
erstehen. Item durch ainen menschen, Adam, kompt
uns der todt und durch ainen menschen, das ist
Christus, kompt uns die aufferstehung der todten.
1. Corinth. am 15. [12-22].
Der VI. Articul
Frag: Wie versteest du den Articul „auffgefaren gen
hymel“?
Antwort: Also, das Christus nach 40 tagen seiner
urstend sey über sich hinauff gefarn und hab in ain
Wolck entpfangen. Nit das er allererst dazuomal in
hymel für und ain leyplich ort im hymel einnem,
Sonder das er mitt seynem über sich faren gegen
dem leyplichen hymel zuoversteen geb, das er nach
seiner ur-| Biiib | stend das sterblich wesen hinglegt
unnd das war, göttlich und hymlisch leben und we-
sen an sich genommen het und lebt in der herligkait
seins vatters.
Frag: In was hymel ist aber Christus gefaren?
Antwort: Christus ist in kainen leyplichen hymel
oder in kainen sonderlichen ort des himels allain bli-
ben, Sonder, wie Paulus zuo den Ephesern am 4. [10]
redt, so ist er über all hymel gestigen, unnd zuo den
Hebreern (capit. 7 [26]) steet geschriben: Der hoch
Priester, der da ist Christus, ist höher worden, dann
der hymel ist.
Frag: Warfür wirdt aber der hymel hie genom-
men, so wir sagen „auffgefaren gen hymel“?
Antwort: Der hymel wirdt hie für die höhe oder al-
les, was über sich ist, genommen, Gleich wie im
Evangelio die vögel des hymels genennt werden13
Und wie wir von dem thurn Babilon sagen, das der
selbig biß in hymel gebawt sey worden14, das ist
über sich und in die höhe.

Frag: | Biiiia | Was nutz bringt dir der glaub diß Ar-
ticuls?
Antwort: Den nutz bringt er mir, das, dieweil Chri-
stus eingangen ist in das reych seins vaters und hat
alle himel überstigen, so bin ich gwiß, das er alles
erfült und sonderlich seine glaubigen gegenwertigk-
lich erhelt, begabt und inen als guots durch den hail-
gen gayst zuofügt, wie Paulus zuo den Ephesern am 4.
[10] spricht: Er ist auffgefaren über alle hymel, auff
das er alles erfült.
Frag: Wie villerlay seyen hymel?
Antwort: Zwayerlay. Es ist ain leyplicher hymel
und ain gaystlicher hymel.
Frag: Was ist der leyplich hymel?
Antwort: Der leyplich hymel ist, daran die Planeten
und stern steen, das die gschrifft Firmament nennt
(Genesi. am 1. [6-8, 14-15]), so wirdt auch alles, was
über sich ist, der hymel nach art der gschrift gehais-
sen, als lufft, Wolcken, wie oben gemelt.
Frag: Was ist der gaystlich hymel?
Antwort: | Biiiib | Es ist die ewig freud, das unsterb-
lich wesen, alles guots, wie mans möcht nennen. In
disem gaystlichen hymel wonet Gott und die Engel,
auch die außerwölten Christen, so noch auff erdtrich
sein, wie Paulus sagt, Ephesi. 1 [3]: Gott hat uns
gebenedeyt mit allerlay gaystlicher benedeyung im
hymlischen wesen durch Christum, und zuo den Phi-
lipensern am 3. [20]: Wir seind burger des hymels.
Frag: Wie versteest du disen Articul „Er sitzt zuo
der gerechten“?
Antwort: Also, das Christus nach der menschait hab
an sich genommen den almeehtigen gwalt seins
hymlischen vatters und regiert an allen orten, da
geet, regiert, wie geschriben steet, Psalm 8 [7]: Du
wirdst in zuo aim herren machen etc. Item, aller
gwalt ist mir geben, in hymel und auff erden15. Item,
du hast alles gethon under seine füß16.

13 Vgl. Apg 10,12; 11,6. 15 Mt 28,18.
14 Gen 11,1-9. 16 Ps 8,7; vgl. 1Kor 15,27; Röm 16,20.

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