Schwäbisch Hall
und das Volck sich inn die kirch versamlet, sol der
kirchendiener der nachfolgende predig eine verlesen
Grab auff den Kirchhoff oder Gottesacker beglaiten mit
Christlichen Gesängen, als: Mit Fried und Frewd ich
fahr dahin etc. [Luther, Mit Fried und Freud ich fahr
dahin, AWA 4, Nr. 21], Item: Mitten wir im Leben seind
etc. [Luther, Mitten wir im Leben sind, AWA 4, Nr. 3],
Item: Auß tieffer Noth rüff ich zu dir etc. [Luther, Aus
tiefer Not schrei ich zu dir, AWA 4, Nr. 11], Item: Ich
rüff zu dir, HERR Jesu Christ etc. [Agricola, Ich ruf zu
dir, Herr Jesu Christ, Wackernagel, Kirchenlied III,
S. 54], Item: Herr Jesu Christ, war Mensch und Gott
etc. [Selnecker, Herr Jesu Christ, wahr Mensch und
Gott, Wackernagel, Kirchenlied IV, S. 292], Item:
Wann mein Stündlein vorhanden ist etc. [„Item:
Wann ... etc.“ fehlt Entwurf 1614] [Herman, Wenn mein
Stündlein furhanden ist, Wackernagel, Kirchen-
lied III, S. 1211] und dergleichen Christliche Gesäng.
Zum dritten, wann die Leich auff den Kirchhoff oder
Gottesacker gebracht unnd der Sarg ins Grab gesetzt
wirdt, auch das Volck sich in die Kirchen versamblet,
soll man singen: Nun laßt Uns den Leib begraben etc.
[Luther, Nun laßt uns den Leib begraben, AWA 4,
Nr. 40] biß auff den Verß: Nun lassen wir Ihn hie schlaf-
fen etc. Darauff soll der Kirchendiener Einer, an den es
begeret worden, ein Christliche, gebürliche unnd dem
gegenwertigen Handel gemäße Leichpredigt thuon. Darzu
vor andern sehr dienstlich sein wirdt Promptuarium ex-
equiale D. Bidembachii [Felix Bidembach, Promptuari-
um exequiale, 1608].
Nach der Predigt soll das Vatter unser und diß Votum
gesprochen werden:
Nach dem wir gebetten haben umb die Gnad Gottes
durch Christum Jesum, unsern Herrn, darumb er Uns
zubetten befohlen und Erhörung zugesagt hat, wöllen
wir dises liebs Christliche Mitglied befehlen in die Barm-
hertzigkeit und Genad Gottes, deß Vatters, der wölle
Uns hie seinen Göttlichen Frieden und dort nach disem
Leben ewig Leben und Seeligkeit mit einer frölichen Ur-
ständ sampt allen verschidenen Heyligen Gottes gnädig-
lich verleyhen, Durch Jesum Christum, unsern Herren,
dem sey Preyß, Lob und Ehr mit dem Vatter und
H. Geist in Ewigkeit, Amen.
Darauff soll man singen die zwen letzten Verß deß Leich-
gesangs: Nun laßt Uns den Leib etc. [Luther, Nun laßt
uns den Leib begraben, AWA4, Nr. 40] und den Segen
sprechen also: Gehet hin im Frieden deß HERRN,
Amen. Oder also: Der Segen Gottes, deß Vatters und deß
Sohns und deß H. Geistes, sey mit Euch allen und bleibe
allzeit mit Uns allen in Ewigkeit, Amen.
NOTAE.
Nota I. Gottlose Leuth, so Gottes Wort und die H. Sa-
cramenta im Leben veracht haben unnd andere, so in
offentlichen Lastern ohne Bekehrung abgestorben seind,
sollen mit Christlichen unnd Ehrlichen Ceremonien nit
begraben werden. Legatur Pastorale Lutheri im Puncten
von Begräbnussen [Conrad Porta, Pastorale Lutheri,
oder sonst ein Christliche, gebürliche und dem ge-
genwürtigen handel gmesse Concion thuonv.
Eisleben 1582], Item Consil. 6. Dec. 8. Consil. Theol.
D. Bidembachii [Felix Bidembach, Consiliorum Theolo-
gicorum decas].
Nota II. Die Jenigen, so mit falscher Lehr behafft und
darinnen abgestorben, sollen zwar auff den Kirchhoff
begraben werden, aber ohne sonderliche Ceremonien,
ohne Gesang, ohne Leichpredigt etc.
Nota III. Ungetauffte verstorbene Christen Kinder, so
nit haben können getaufft werden, sollen Christlich und
Ehrlich begraben werden. Dann weil solche Kinder nit
zuverdammen (siquidem non privatio, sed contemtus sa-
cramentorum damnat, das ist: Seytemal Niemand hie-
rumb von Gott verdammet wirdt, wann er die Sacra-
menta nit haben könden, sondern wann er dieselbige auß
verachtung nit gebrauchen wöllen) [,,das ist:... wöllen)“
fehlt Entwurf 1614], So sollen sie auch Christlich und
Ehrlich begraben werden. [Entwurf 1614 gestrichen: Le-
gatur] Consil. 3. 4. 5. 6. et 7. Dec. 4. Consil. 7. Dec.
9. Consil. Theolog. [Entwurf 1614 gestrichen: D. Bidem-
bachii] [=Felix Bidembach, Consiliorum Theologicorum
decas]. Gleicher gestalt sollen auch begraben werden die
von ihren unbarmhertzigen Müttern ermordete Kind-
lein. Legatur Christianismus D. Polycarpi Lyseri Con. 3
[Polycarp Leyser, Christianismus. Das ist: Acht Busz-
predigten nach Ordnung des Christlichen Catechismi
Herrn Doctoris Martini Lutheri, Dresden 1599].
Nota IV. In Leichpredigten sollen nit allein die schönen
Tugenten und rühmliche Thaten der Verstorbenen erzeh-
let und andern zur Nachfolg commendiert und fürge-
stellt, sondern es soll auch an ihrem Exempel die gemey-
ne Sterbligkeit der Menschen und derselben Ursach,
nemblich die leydige Sünd, betracht und was nach dem
Tod beydes, Frommen und Bösen, dort in jener Welt zu-
gewarten, trewlich angekündiget werden, 2. Sam. 1;
Syr. 7. 14. 38 [marginal: Rom. 5, V. 12 et 6, V. 23;
2. Sam. 1, V. 23; Syr. 7, V. 40; Ibid. 14, V. 18; Ibid. 38,
V. 16].
Nota V. Daß die Alten uber die Verstorbene Gebett ge-
halten haben, das haben sie nit gethan zur Befürderung
der Abgestorbenen Seeligkeit, sondern sie haben zu er-
klärung ihres trewen Gemüths den Verstorbenen Glück,
Heyl, Wolfahrt und der Seelen Seeligkeit gewünschet,
Inmassen wir auch unsern Abgestorbenen, wann wir der-
selben gedencken, alles guots wünschen und sagen: Gott
gebe Ihnen mit allen Rechtglaubigen ein fröliche Auffer-
stehung, Welches doch kein Bitt für die Todten, sondern
ein Erklärung unserer Liebe ist, die Wir in ihren Lebzei-
ten gegen Ihnen getragen und noch behalten. Non tam
precamur quam defuncto gratulamur dicentes: Dominus
soletur eum. Quae circa funus fiunt, magis sunt solatia
vivorum quam subsidia mortuorum, das ist: Es ist mehr
ein Christlicher Wunsch als ein Bitt bey uns, wann wir
eines Verstorbenen zured werden und sagen: Tröste Ihn
Gott, der HERR. Was mit der Leich geschicht, das ge-
schicht mehr, die Lebendigen damit zutrösten, als den
Verstorbenen dardurch etwas zuhelffen [,,das ist... zuhelf-
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und das Volck sich inn die kirch versamlet, sol der
kirchendiener der nachfolgende predig eine verlesen
Grab auff den Kirchhoff oder Gottesacker beglaiten mit
Christlichen Gesängen, als: Mit Fried und Frewd ich
fahr dahin etc. [Luther, Mit Fried und Freud ich fahr
dahin, AWA 4, Nr. 21], Item: Mitten wir im Leben seind
etc. [Luther, Mitten wir im Leben sind, AWA 4, Nr. 3],
Item: Auß tieffer Noth rüff ich zu dir etc. [Luther, Aus
tiefer Not schrei ich zu dir, AWA 4, Nr. 11], Item: Ich
rüff zu dir, HERR Jesu Christ etc. [Agricola, Ich ruf zu
dir, Herr Jesu Christ, Wackernagel, Kirchenlied III,
S. 54], Item: Herr Jesu Christ, war Mensch und Gott
etc. [Selnecker, Herr Jesu Christ, wahr Mensch und
Gott, Wackernagel, Kirchenlied IV, S. 292], Item:
Wann mein Stündlein vorhanden ist etc. [„Item:
Wann ... etc.“ fehlt Entwurf 1614] [Herman, Wenn mein
Stündlein furhanden ist, Wackernagel, Kirchen-
lied III, S. 1211] und dergleichen Christliche Gesäng.
Zum dritten, wann die Leich auff den Kirchhoff oder
Gottesacker gebracht unnd der Sarg ins Grab gesetzt
wirdt, auch das Volck sich in die Kirchen versamblet,
soll man singen: Nun laßt Uns den Leib begraben etc.
[Luther, Nun laßt uns den Leib begraben, AWA 4,
Nr. 40] biß auff den Verß: Nun lassen wir Ihn hie schlaf-
fen etc. Darauff soll der Kirchendiener Einer, an den es
begeret worden, ein Christliche, gebürliche unnd dem
gegenwertigen Handel gemäße Leichpredigt thuon. Darzu
vor andern sehr dienstlich sein wirdt Promptuarium ex-
equiale D. Bidembachii [Felix Bidembach, Promptuari-
um exequiale, 1608].
Nach der Predigt soll das Vatter unser und diß Votum
gesprochen werden:
Nach dem wir gebetten haben umb die Gnad Gottes
durch Christum Jesum, unsern Herrn, darumb er Uns
zubetten befohlen und Erhörung zugesagt hat, wöllen
wir dises liebs Christliche Mitglied befehlen in die Barm-
hertzigkeit und Genad Gottes, deß Vatters, der wölle
Uns hie seinen Göttlichen Frieden und dort nach disem
Leben ewig Leben und Seeligkeit mit einer frölichen Ur-
ständ sampt allen verschidenen Heyligen Gottes gnädig-
lich verleyhen, Durch Jesum Christum, unsern Herren,
dem sey Preyß, Lob und Ehr mit dem Vatter und
H. Geist in Ewigkeit, Amen.
Darauff soll man singen die zwen letzten Verß deß Leich-
gesangs: Nun laßt Uns den Leib etc. [Luther, Nun laßt
uns den Leib begraben, AWA4, Nr. 40] und den Segen
sprechen also: Gehet hin im Frieden deß HERRN,
Amen. Oder also: Der Segen Gottes, deß Vatters und deß
Sohns und deß H. Geistes, sey mit Euch allen und bleibe
allzeit mit Uns allen in Ewigkeit, Amen.
NOTAE.
Nota I. Gottlose Leuth, so Gottes Wort und die H. Sa-
cramenta im Leben veracht haben unnd andere, so in
offentlichen Lastern ohne Bekehrung abgestorben seind,
sollen mit Christlichen unnd Ehrlichen Ceremonien nit
begraben werden. Legatur Pastorale Lutheri im Puncten
von Begräbnussen [Conrad Porta, Pastorale Lutheri,
oder sonst ein Christliche, gebürliche und dem ge-
genwürtigen handel gmesse Concion thuonv.
Eisleben 1582], Item Consil. 6. Dec. 8. Consil. Theol.
D. Bidembachii [Felix Bidembach, Consiliorum Theolo-
gicorum decas].
Nota II. Die Jenigen, so mit falscher Lehr behafft und
darinnen abgestorben, sollen zwar auff den Kirchhoff
begraben werden, aber ohne sonderliche Ceremonien,
ohne Gesang, ohne Leichpredigt etc.
Nota III. Ungetauffte verstorbene Christen Kinder, so
nit haben können getaufft werden, sollen Christlich und
Ehrlich begraben werden. Dann weil solche Kinder nit
zuverdammen (siquidem non privatio, sed contemtus sa-
cramentorum damnat, das ist: Seytemal Niemand hie-
rumb von Gott verdammet wirdt, wann er die Sacra-
menta nit haben könden, sondern wann er dieselbige auß
verachtung nit gebrauchen wöllen) [,,das ist:... wöllen)“
fehlt Entwurf 1614], So sollen sie auch Christlich und
Ehrlich begraben werden. [Entwurf 1614 gestrichen: Le-
gatur] Consil. 3. 4. 5. 6. et 7. Dec. 4. Consil. 7. Dec.
9. Consil. Theolog. [Entwurf 1614 gestrichen: D. Bidem-
bachii] [=Felix Bidembach, Consiliorum Theologicorum
decas]. Gleicher gestalt sollen auch begraben werden die
von ihren unbarmhertzigen Müttern ermordete Kind-
lein. Legatur Christianismus D. Polycarpi Lyseri Con. 3
[Polycarp Leyser, Christianismus. Das ist: Acht Busz-
predigten nach Ordnung des Christlichen Catechismi
Herrn Doctoris Martini Lutheri, Dresden 1599].
Nota IV. In Leichpredigten sollen nit allein die schönen
Tugenten und rühmliche Thaten der Verstorbenen erzeh-
let und andern zur Nachfolg commendiert und fürge-
stellt, sondern es soll auch an ihrem Exempel die gemey-
ne Sterbligkeit der Menschen und derselben Ursach,
nemblich die leydige Sünd, betracht und was nach dem
Tod beydes, Frommen und Bösen, dort in jener Welt zu-
gewarten, trewlich angekündiget werden, 2. Sam. 1;
Syr. 7. 14. 38 [marginal: Rom. 5, V. 12 et 6, V. 23;
2. Sam. 1, V. 23; Syr. 7, V. 40; Ibid. 14, V. 18; Ibid. 38,
V. 16].
Nota V. Daß die Alten uber die Verstorbene Gebett ge-
halten haben, das haben sie nit gethan zur Befürderung
der Abgestorbenen Seeligkeit, sondern sie haben zu er-
klärung ihres trewen Gemüths den Verstorbenen Glück,
Heyl, Wolfahrt und der Seelen Seeligkeit gewünschet,
Inmassen wir auch unsern Abgestorbenen, wann wir der-
selben gedencken, alles guots wünschen und sagen: Gott
gebe Ihnen mit allen Rechtglaubigen ein fröliche Auffer-
stehung, Welches doch kein Bitt für die Todten, sondern
ein Erklärung unserer Liebe ist, die Wir in ihren Lebzei-
ten gegen Ihnen getragen und noch behalten. Non tam
precamur quam defuncto gratulamur dicentes: Dominus
soletur eum. Quae circa funus fiunt, magis sunt solatia
vivorum quam subsidia mortuorum, das ist: Es ist mehr
ein Christlicher Wunsch als ein Bitt bey uns, wann wir
eines Verstorbenen zured werden und sagen: Tröste Ihn
Gott, der HERR. Was mit der Leich geschicht, das ge-
schicht mehr, die Lebendigen damit zutrösten, als den
Verstorbenen dardurch etwas zuhelffen [,,das ist... zuhelf-
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