Metadaten

Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Arend, Sabine [Oth.]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (17. Band, 1. Teilband = Baden-Württemberg, 3): Schwäbisch Hall, Heilbronn, Konstanz, Isny und Gengenbach — Tübingen: Mohr Siebeck, 2007

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.30656#0230
License: Free access  - all rights reserved
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
Schwäbisch Hall

Ich bekenn auch, daß ich mit meinen Sünden
zeitliche unnd ewige straff umb Gott wol verdient
hab. Derhalben rewen mich und seind mir laid von
Grund meines Hertzen alle meine Sünd und beger
Gnad von Gott durch seinen lieben Son Jesum
Christum.
II. Dann ich glaub von hertzen dem heiligen
Evangelio, daß der Son Gottes, unser lieber Herr
Jesus Christus, mit seinem Leiden und Sterben für
alle meine Sünd gnuog gethon und mir vergebung der
Sünden und das ewig Leben bey Gott, seinem
Himmlischen Vatter, verdient unnd erlangt hat.
Hierauff bitte ich euch, Herr Pfarrherr, ir wöllet
mich mit Gottes Wort weitter underrichten und

trösten unnd neben andern Christen die töstliche
Absolution über meine Sünde sprechen. | A2b |
III. Auch mir, zuo sterckung meines Glaubens,
das Hochwürdig Abendmal, das ist, den waren Leib
und das ware Bluot unsers Herrn Jesu Christi, wie ers
selbst, mit Brot und Wein zuempfahen, eingesetzt
und befolhen hat, mittheilen.
IIII. Ich versprich auch, daß ich fürthin von
Sünden abstehn, mein Leben bessern, frömmer wer-
den und ein Christlich, gehorsamlich Leben füren
will, darzuo mir Gott die Gnad seines H. Geists vät-
terlich verleihen wölle, Amen.

Bericht

Lieber Christ, liebes Kind, N., etc., wann du dein
eigne Beicht und Bekanntnuß, so du jetzt gespro-
chen hast, recht bedenckest, so befindestu darinnen
fürnemlich vier Stück, die ein jeder Christ, der sich
zuo Gott bekehren, buoß thuon, Gottes Gnad unnd ver-
zeihung der Sünden erlangen will, fleissig soll zuo
hertzen fassen.
I. Das erst stück der Beicht ist die Rew. Dann
dieweil Gott, der Herr, will einen geengsten Geist
und demütiges und zerschlagen Hertz haben, unnd
der anfang der rechten Weißheit die forcht des Her-
ren ist4, soll sich ein jedes Mensch vor allen dingen
vor der hohen Göttlichen Majestet demütigen, sich
als einen armen Sünder erkennen, ihm alle seine
Sünde von hertzen lassen leid sein und zuo Gott, dem
Herrn, seufftzen und ihn umb Gnad und vergebung
der Sünden bitten. Dann Gott, der Herr, nimpt kei-
nen zuo sich in seinen Himmel, es sey dann, daß er im
hab zuvor hie auff Erden seine Sünde verzigen wie
die Schrifft sagt: Selig seind, denen die übertrettung
vergeben seind etc.5
Ohne vergebung der Sün- | A3a | den würdt nie-
mandt selig. Solche rewe, demuot und forcht Gottes
ist der recht anfang unnd das erste stück der Beicht.
4 Vgl. Spr 1,7; Sir 15,1.

II. Das ander ist der Glaub an Jesum Christum.
Dann nachdem wir solche Leut seind, die der Gna-
den Gottes und vergebung der Sünden bedürffen,
dieselbig auch hertzlich von Gott bitten und bege-
ren sollen, wöllen wir anderst selig werden, so müs-
sen wir auch wissen, woher doch uns kompt und
widerfehrt solche Gnad Gottes, was doch Gott an
uns ersehen oder was ihn darzuo bewegt, daß er uns
zuo Gnaden auffnemen, Sünde verzeihen und das
ewig Leben schencken soll, so wir doch als ungerech-
te und Sünder von unser Sünde wegen gehörten in
die Höll und in die ewige verdamnuß.
Antwort:
Die Gnad Gottes und vergebung der Sünden kompt
uns nirgend anderßwo her dann allein von dem Gna-
denstuol, dem Son Gottes, unserm Herrn unnd Hei-
land Jesu Christo. Dann nachdem Christus, Gottes
Son, mit seinem Leiden und Sterben für alle unsere
Sünd bezalt und Gott, den Vatter, versünet hat, so
nimpt Gott alle die zuo gnaden an und verzeihet ih-
nen ihre Sünde, die an disen seinen Son Jesum
Christum glauben, das ist, die sein Leiden und Ster-
ben für war halten und sich desselben in irem hert-
zen annemen und trösten. Dann gleich wie kein an-

5 Röm 4,7.

210
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften