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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Arend, Sabine [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (17. Band, 1. Teilband = Baden-Württemberg, 3): Schwäbisch Hall, Heilbronn, Konstanz, Isny und Gengenbach — Tübingen: Mohr Siebeck, 2007

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https://doi.org/10.11588/diglit.30656#0242
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Heilbronn

Eine Institution, die für die Einführung der Reformation in Heilbronn große Bedeutung erlangen sollte,
war das Predigtamt, das bereits am 23. August 1426 -als eines der ersten in Württemberg - von Anna
Mettelbach an St. Kilian gestiftet worden war.12 Die Besetzung des Predigtamtes oblag dem Heilbronner
Rat, der mit seiner Auswahl des Predigers im frühen 16. Jahrhunderts die Einführung der Reformation
wesentlich steuerte.13
Neben der Kilianskirche wurde die geistliche Landschaft der Stadt durch die Nikolaikirche (ohne Pfarr-
rechte) und die Kirche des Katharinenspitals sowie durch zahlreiche Kapellen bereichert.14 Die Franzis-
kaner (Barfüßer), Klarissen10 und Beginen hatten Niederlassungen in der Stadt, das Kloster der Karmeliter
lag vor den Toren an der Straße nach Weinsberg. Großen Raum sowohl auf der Heilbronner Gemarkung als
auch auf den Anbauflächen benachbarter Dörfer nahm die Deutschordenskommende ein, die ein umfang-
reiches Territorium nördlich der Stadt besaß.16
Ein generelles Problem für die Bearbeitung der Heilbronner Reformationsgeschichte sowie die Edition
von Quellen stellt die Vernichtung zahlreicher Aktenbestände durch Kriegsschaden im Jahre 1944 dar. Viele
Texte sind nur noch in alten Editionen1, greifbar oder - wie im Fall der Heilbronner Kirchenordnungen von
1543 und 1603 - lediglich im Manuskript des Pfarrers und Historikers Max Duncker (1862-1941).18
Duncker schrieb die Originale unter Berücksichtigung der zeitgenössischen Orthographie sorgfältig ab.
Diese Texte, die wohl auch wegen seiner oft recht flüchtigen und daher schwer lesbaren Handschrift bislang
nicht veröffentlicht worden sind, kommen hier aus seinen Aufzeichnungen zum Abdruck.

2. Die Einführung der Reformation 1522-1532

Während sich in der Bevölkerung bereits 1522 reformatorische Regungen bemerkbar machten, lässt sich der
Eingriff des Rates in das Geschehen erst 1524 nachweisen. Am 16. Mai dieses Jahres forderte der Heil-
bronner Magistrat die Geistlichen auf, ihre Mägde entweder wegzuschicken oder zu heiraten,19 und ver-
suchte, die evangelische Predigt in den Klöstern einzuführen.20 Am 3. Februar 1525 erlaubte der Rat einem
nicht näher bekannten Geistlichen Hans, in der Nikolaikirche das Evangelium zu predigen.21 Zentral für die
Einführung der Reformation in Heilbronn war der Prediger Johann Lachmann. 1491 in Heilbronn geboren,
studierte er in Heidelberg Philosophie und Recht. Während dieser Zeit knüpfte er Kontakte zu Philipp
Melanchthon, Johannes Brenz und Erhard Schnepf. 1514 kehrte Lachmann nach Heilbronn zurück, wo er
Stellvertreter des Pfarrers Johann Chrenker an St. Kilian wurde. Nach Chrenkers Tod 1520 wurde im Jahr

12 UB Heilbronn I, S. 245; vgl. Irion, Heilbronn, S. 65-
69; Schmolz, 450 Jahre, S. 55.
13 Kienzle, Grundlagen, S. 42; Weckbach, Erregtheit,
S. 45; von Rauch, Heilbronn um 1500, S. 117; Rück-
lin-Teuscher, Volksleben, S. 151; Schmolz, 450
Jahre, S. 93f.; Irion, Heilbronn, S. 65-69.
14 Hermann, Kirchenwesen, S. 142-150; Duncker,
Zustände, S. 111-115; von Rauch, Heilbronn um 1500,
S. 120; Schmolz, 450 Jahre, S. 74f., 86f.
15 Das Klarakloster lag im Südosten an der Stadtmauer,
vgl. Zimmermann/Schrenk, Klarakloster; Ehren-
fried, Barfüßer, S. 38-40.
16 Zimmermann/Schrenk, Klarakloster, S. 14; Weck-
bach, Erregtheit, S. 45f.; Schmolz, 450 Jahre, S. 90-
92.

17 Die wichtigste ist das Heilbronner Urkundenbuch, des-
sen vierter Band auch Dokumente aus der Zeit der
Reformation enthält.
18 Zu Max Duncker siehe Duncker, Duncker, S. 318-
337.
19 StadtA Heilbronn Ratsprotokolle 3, fol. 215b; vgl.
Schmolz. 450 Jahre, S. 57, 146; vgl. die Antworten eini-
ger Priester auf diesen Befehl: UB Heilbronn III, S. 656-
658.
20 UB Heilbronn IV, S. 20-23 vom 9. März 1525; vgl. ebd.
S. 231f., 256f.; Schmolz, 450 Jahre, S. 138, 147-149;
UB Heilbronn III, S. 669f.; IV, S. 14-17; Dürr, Chro-
nik, S. 93.
21 Schmolz, 450 Jahre, S. 147.

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