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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Arend, Sabine [Bearb.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (17. Band, 1. Teilband = Baden-Württemberg, 3): Schwäbisch Hall, Heilbronn, Konstanz, Isny und Gengenbach — Tübingen: Mohr Siebeck, 2007

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https://doi.org/10.11588/diglit.30656#0268
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Heilbronn

Frag: Warumb hat doch der vatter seinen aller lieb-
sten und unschuldigisten Sun so eines schmählichen
tods lassen sterben? | Bvia |
Antwort: Damit wir, die aller schuldigsten, durch
ain solchs unschuldig opffer widerumb versönet
wurden und fürohin, so wir uns auff in vertrösten,
die ewig ruow und seligkait erlangten.
Frag: Warumb hatt er im eben den todt des
creutz außerwölt?
Antwort: Umb zwayer ursach willen.
Frag: Welche sein dise?
Antwort: Die erst, Dieweil diser tod vor der welt der
aller schendtlichest gewesen isth, gebürt er auch dem
zeleyden, der aller welt sünd auff sich geladen hett
und der mitt außgestreckten henden alle menschen
von weltlichen begyrden zuo sich lockete und berüff-
te. Die ander, auff das die geschrift erfült wurde,
Esaie. 53 [4-5] Und andern vil orten des alten Tes-
taments.
Frag: Wa steet es geschriben, das er also under
Pontio Pilato gelitten hab?
Antwort: |Bvib| Math. 27 [1-14]; Mar. 15 [1-5];
Lu. 23 [1-5] und Joan. 19i [1-5].
Frag: Was glaubstu, so du sprichst „Er ist abge-
stigen zur helle, am dritten tag wider aufferstanden
von todten“?
Antwort: Ich glaub, das er zur helle gefarn seye, den
teufel und sein gewalt mir gefangen zuonemen, und
nachmals widerumb gwaltigklich erstanden, mir ain
newes leben zuo geben, das ich hinfort, loß aller sün-
de, im allain diente in allerlay gnaden und tugenten.
Frag: Wa steet es geschriben, das er zur helle
gefarn sey?
Antwort: Am 15. Psalm [Ps 16,10] sagt Christus: Du
wirst mein seel nit in der hell lassen und wirst nit
leyden, das dein hailger verwese. 1. Pe. 3 [18-19]: Er
ist getödt nach dem flaisch, aber lebendig gemacht
nach dem gayst. In dem selben ist er auch hingan-
h B: ist, Deu. 21 [23].
i B: 19. Der Fünfft Artickel.

gen und hat predigt den gaystern in gefengknuß,
etc.
Frag: Wa steet es geschriben, das er widerumb
erstanden seye?
Antwort: Im alten Testament ist es uns anzaigt
| Bviia | worden durch den Propheten Jonam, der
drey tag und drey nächt gelegen ist im Walfisch,
Jone. 2 [1], Welchen Christus selbs anzeucht,
Mat. 12 [39-41]. Im newen testament haben wir
zeugknuß überflüssig durch und durch, als Mat. 20
[18-19], 28 [1-6]; Mar. 10 [33-34] und 16 [1-14];
Lu. 24 [1-49]; Joan. 20 [1-18], Und sunst an vil or-
ten.
Von der urstend Christi und irer frucht
Frag: Warumb wirt diser Artickel so vielfältig in der
gschrift gehandelt?
Antwort: Darumb, das er die summ ist des Evan-
geliums und ain triumpff und fronlockenj aller
Christen, welcher aller martrer peyn gering gemacht
hat, Dann Christus, ain künig der eeren, ist uns ge-
born und gegeben, also das alle seine gütter unser
seyen. Glauben wir nun inn in, so ist sein urstend
unser und alles, das er durch den frödenreychen tri-
umpff seiner urstend gewirckt hatt.
Frag: Was hat er durch sein urstend gewirckt?
Antwort: | Bviib | Er hat die sünd zerstört, gerechtig-
keit erweckt, den todt abgetilgt, das leben wider
bracht, die hell überwunden unnd die ewig glori ge-
geben.
Frag: Warumb ist er aber wider erstanden?
Antwort: Umb dreyerlay ursach willen.
Zum ersten, Das er uns gewiß machte der urstend
unsers flaischs.
Zum andern, Das wir wißten, das diser nun unsterb-
lich sey, in welchen wir hoffen und uns vertrösten
solten.
Zum dritten, Das wir auch, durch buoß abgestorben
den sünden und durch den Tauff mit Christo ver-
j B: frolocken.

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