3. Heilbronner Katechismus 1528
man nennt die Christenlich kirch oder versamlung
und gesellschafft der hailigen.
Frag: Warumb sprichstu „Ich glaub ain Chris-
tenliche Kirch“? Ist doch der glaub un-| Cib | sicht-
barlicherq ding.
Antwort: Als recht, darumb sage ichs auch, dieweil
diser kirch unsichtbar ist wie auch ir haupt Chris-
tuss. Dann es ist nit ain versamlung in aim ort, son-
der ain versamlung in aim glauben, hoffnung und
liebe des gaystes. Ain gaystliche und unsichtbarliche
geselschafft ist est, drumb will sy geglaubt, nit ge-
sehen sein. Und dieweyl es ain versamlung im gayst
ist, wirckt auch das wort in ir unsichtbarlichu,
welchs sy doch nymmer on frucht hört, als Esa. 55
[10-11] anzaigt.
Frag: Warumb sagstu „ain Christenliche kirch“?
Antwort: Zuo underschayden dise Kirch von der Ket-
zer kirchen, welche den rechtgeschaffen glauben in
Christum nit haben, welche auch von der Christen-
lichen kirchen nit allain nit angenommen, sonder
auch außgerott und in bann gethon werden nach
dem bevelch ires haupts Christi Jesu, Mat. 18 [6-7].
Frag: Warumb sagstu nitt „Ich glaub in die
Christenlichen Kirchen“?
Antwort: | Ciia | Allain in Gott soll man glauben. Die
Kirch aber, wiewol sy von frummen besteet, so sein
sy doch menschen, die da betriegen und betrogen
werden möchten, auß welchen du auch sihest, die
anrüffung der abgestorbnen hailigen vergeblich und
untüglich sein.
Ain digression von anrüffung der hailigen
Frag: Wie, solt man die lieben hailigen nitt in der
nott anrüffen?
Antwort: Man kan kainen darvon zwingen, aber un-
nützlich ist es und der majestat Gottes nachtaylig,
q B: unsichtbarlich.
r B: die.
s B: Christus, Ephe. 2 [Eph 1,22], Col. 1 [1,18; vgl. 2,19].
t B: es, 1. Pe. 2 [5].
u B: unfruchtbarlich.
v B: 42. und 48. [11],
dieweil er, wie droben anzaigt21, unser vatter und
schöpffer ist und Christus, unser hailand, uns auch
so freuntlich zuo sich ladt, Math. 11 [28]: Kumpt her
all, so ir beladen und beschwärt seind, und ich will
euch erquicken, So spricht Got: Ich bins. Ich bin der
Herr unnd on mich ist kain hayland, Esai. 43 [11].
Mein eer will ich kainem anderen geben, Esaie
am 42.v [8].
Frag: | Ciib | Mag man sy nitt als fürbitter an-
schreyen?
Antwort: Es seyn zwayerlay hailigen: Die, so inn
Christo entschlaffen sein, ligen und ruowen im herren
und warten der zuokunfft deß, der da richten wirdt
die lebendigen und todten; solche laß man ruowen.
Die andern aber, so noch lebenw, dieweyl sy uns ein-
geleybt und mitglyder seyn und aber under den
Christen alle gütter gemain sein, ist es aber onnot
(wiewol nit unrecht), sy anzuorüffen umb fürbitt,
dieweil sy es von in selbs thuon und zuothuon genaygt
seyn.
Frag: Wirdt aber (damit wir wider auff die
Kirch kommen) solcher auch ettwa in der geschrifft
gedacht?
Antwort: Ja, Sy wirdt, Osee. 2 [Hos 2,21-22], ge-
nennt ain gespons22 Gottes. So redt auch Paulus zun
Ephesi. 5 [25-27] also von ir: Christus hatt sich selbs
für sy geben, auff das er sy hailigte und hat sy ge-
raynigt durch das Wasserbadt im wort, auff das er
im darstelt ain herliche gemain, die kain flecken,
mackel oder runtzel hab, sonder das sy hailig sey
| Ciiia | und unsträfflichx.
Frag: Was glaubstu, wenn du sprichst „Ain ver-
gebung der sünd“?
Antwort: Ich glaub, das ain yeder, so in diser ge-
main verfasset ist, hab verzeyhung unnd vergebung
aller seiner sünde durchs wort, auff welche solche
Kirch gebaut ist, dero die schlüssel zum hymel-
w B: leben (Gal. 3 [28], Roma 12 [5]).
x B: unsträfflich. Der Zehendt Artikel.
21 Siehe oben, S. 246.
22 Braut.
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man nennt die Christenlich kirch oder versamlung
und gesellschafft der hailigen.
Frag: Warumb sprichstu „Ich glaub ain Chris-
tenliche Kirch“? Ist doch der glaub un-| Cib | sicht-
barlicherq ding.
Antwort: Als recht, darumb sage ichs auch, dieweil
diser kirch unsichtbar ist wie auch ir haupt Chris-
tuss. Dann es ist nit ain versamlung in aim ort, son-
der ain versamlung in aim glauben, hoffnung und
liebe des gaystes. Ain gaystliche und unsichtbarliche
geselschafft ist est, drumb will sy geglaubt, nit ge-
sehen sein. Und dieweyl es ain versamlung im gayst
ist, wirckt auch das wort in ir unsichtbarlichu,
welchs sy doch nymmer on frucht hört, als Esa. 55
[10-11] anzaigt.
Frag: Warumb sagstu „ain Christenliche kirch“?
Antwort: Zuo underschayden dise Kirch von der Ket-
zer kirchen, welche den rechtgeschaffen glauben in
Christum nit haben, welche auch von der Christen-
lichen kirchen nit allain nit angenommen, sonder
auch außgerott und in bann gethon werden nach
dem bevelch ires haupts Christi Jesu, Mat. 18 [6-7].
Frag: Warumb sagstu nitt „Ich glaub in die
Christenlichen Kirchen“?
Antwort: | Ciia | Allain in Gott soll man glauben. Die
Kirch aber, wiewol sy von frummen besteet, so sein
sy doch menschen, die da betriegen und betrogen
werden möchten, auß welchen du auch sihest, die
anrüffung der abgestorbnen hailigen vergeblich und
untüglich sein.
Ain digression von anrüffung der hailigen
Frag: Wie, solt man die lieben hailigen nitt in der
nott anrüffen?
Antwort: Man kan kainen darvon zwingen, aber un-
nützlich ist es und der majestat Gottes nachtaylig,
q B: unsichtbarlich.
r B: die.
s B: Christus, Ephe. 2 [Eph 1,22], Col. 1 [1,18; vgl. 2,19].
t B: es, 1. Pe. 2 [5].
u B: unfruchtbarlich.
v B: 42. und 48. [11],
dieweil er, wie droben anzaigt21, unser vatter und
schöpffer ist und Christus, unser hailand, uns auch
so freuntlich zuo sich ladt, Math. 11 [28]: Kumpt her
all, so ir beladen und beschwärt seind, und ich will
euch erquicken, So spricht Got: Ich bins. Ich bin der
Herr unnd on mich ist kain hayland, Esai. 43 [11].
Mein eer will ich kainem anderen geben, Esaie
am 42.v [8].
Frag: | Ciib | Mag man sy nitt als fürbitter an-
schreyen?
Antwort: Es seyn zwayerlay hailigen: Die, so inn
Christo entschlaffen sein, ligen und ruowen im herren
und warten der zuokunfft deß, der da richten wirdt
die lebendigen und todten; solche laß man ruowen.
Die andern aber, so noch lebenw, dieweyl sy uns ein-
geleybt und mitglyder seyn und aber under den
Christen alle gütter gemain sein, ist es aber onnot
(wiewol nit unrecht), sy anzuorüffen umb fürbitt,
dieweil sy es von in selbs thuon und zuothuon genaygt
seyn.
Frag: Wirdt aber (damit wir wider auff die
Kirch kommen) solcher auch ettwa in der geschrifft
gedacht?
Antwort: Ja, Sy wirdt, Osee. 2 [Hos 2,21-22], ge-
nennt ain gespons22 Gottes. So redt auch Paulus zun
Ephesi. 5 [25-27] also von ir: Christus hatt sich selbs
für sy geben, auff das er sy hailigte und hat sy ge-
raynigt durch das Wasserbadt im wort, auff das er
im darstelt ain herliche gemain, die kain flecken,
mackel oder runtzel hab, sonder das sy hailig sey
| Ciiia | und unsträfflichx.
Frag: Was glaubstu, wenn du sprichst „Ain ver-
gebung der sünd“?
Antwort: Ich glaub, das ain yeder, so in diser ge-
main verfasset ist, hab verzeyhung unnd vergebung
aller seiner sünde durchs wort, auff welche solche
Kirch gebaut ist, dero die schlüssel zum hymel-
w B: leben (Gal. 3 [28], Roma 12 [5]).
x B: unsträfflich. Der Zehendt Artikel.
21 Siehe oben, S. 246.
22 Braut.
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