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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Arend, Sabine [Oth.]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (17. Band, 1. Teilband = Baden-Württemberg, 3): Schwäbisch Hall, Heilbronn, Konstanz, Isny und Gengenbach — Tübingen: Mohr Siebeck, 2007

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https://doi.org/10.11588/diglit.30656#0325
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14. Gottesdienstordnung 1532

klaidern erscheinen, zwen kurzs psalmen in latein
singen, die mit dem Deus in adjutorium etc.8,und
ainer cristenlichen antiphon anfangen und alßdan ir,
der presenzs, bestelter prediger, den sie aim radt zu-
vor anzaigen sollen, sover der ir weyßheit gefellig,
uffsten und ungeferlich ain halb stundt ain cristen-
lich predig gotlichs worts thon und mit aim segen
beschliessen. Also soll es durch die presenzs obge-
melt drey tag gehalten werden. Item den mittwoch
und samstag9 hat ain radt sollich jetzgemelt ord-
nung umb des fremden volcks willen, mit denen je-
derman zu thon hat, ansten zu lassen verordnet.
Item uff den freytag solle der bestelt doctor10 pre-
diger zu obgemelter stundt die kirch, alß bißher be-
schehen, mit predig versehen, doch solle die pre-
senzs, so außgeleut, im chor erscheinen und zuvor
zwen psalm singen, in massen wie obstet. Item, so
aber an montag, dinstag oder dornstag der ain oder
mer feyertag wern, da dan der doctor prediger ob-
gemelt stund die predigt verthrit, sollen nichtdest-
minder die presenz hern, so außgeleut wurd, zum
chor erscheinen, dem schulmeister und schulern im
verordneten gesang behulfflich sein und dan der pre-
senz prediger, der die predig umb diß stundt verse-
hen solt haben, solle darfur nach mittag, so außge-
leutt, predigen, wie bißher der doctor und sein dia-
coni gepflegt haben.
Am dritten. Dweyll ain ersamer radt das salve
zu abent zeyt abgestelt, hat ir weyßhait an die stat
alle wercktag zur selben abent zeyt wie bißher zum
salve zu leutten, und, so ußgeleut, die lateinischs
und teutschs schulmaister oder ir vicarii und schuler
erscheinen sollen, ain gesang umb gmain friden zu
halten, darbey auch ain diacon erscheinen und das
beyweßend volck, umb gmain friden zu bitten, er-
manen, mittel sollichs bets mit der betglockhen ain
zaichen alß bißher geleut werden solle.
8 Vgl. Ps 70,2.
9 Mittwoch und Samstag waren die Heilbronner Markt-
tage, siehe oben, S. 301.
10 Gemeint ist Dr. Johann Lachmann (1491-1539), Bos-
sert, Lachmann, S. 44-76; von Rauch, Lachmann.
11 Vgl. oben, S. 286 Anm. 74 und S. 301 Anm. 15.
12 Sehen, auf ihre Arbeit zu sehen, ihrer Arbeit nachzukom-
men, Vgl. Grimm, DWb 12, Sp. 1270.

Am vierten hat ain ersamer radt verordnet, das am
sontag morgens frue die fruepredig underlaßen wer-
den solle. Item aber zu acht urn ungeferlich solle,
wie bißher die ordnung in der kirchen, mit dem ab-
entmall in selbiger klaidung und, so das abentmal
nit gehalten, mit gotlichem gebet und segen zu be-
schliessen, durch den doctor prediger gehalten wer-
den. Doch solle die presenzs, so außgeleut, im chor
erscheinen, dem schulmaister und schülern im ge-
sang behulfflich sein. Item nach mittag solle der
pfarher aigner person die predigt, so bißher der doc-
tor thon, vertreten und die maidlins ler11 oder dis-
putation nit mer gehalten werden.
Am funfften solle an stat der abgethanen miß-
prauchten vesper am wercktag, dweyl das volck sel-
biger zeyt ir arbeyt zu lugen12 hat, nichzit gehalten
werden. Aber am sambstag, sontag und ander fey-
ertagen sollen zu dreyen urn, alß bißher zur vesper
beschehen, geleut werden, und so außgeleut, pfar-
her, presenzs, lateinischs und teutschs schulmaister
mit iren schulern im chor erscheinen, ain priester
das Deus in adiutorium13 singen. Darnach sollen
zwen oder drey knaben ain cristenlich antiphon sin-
gen, volgents die presenzs und schuler zu zweyen
chorn zwen lateinischs psalmen, alßdan solle der
diacon ainer ain theutschs sermon uff dem stul14
thon uff ain vierthaill stundt, dan solle das Magni-
ficat15 oder Benedictus16 durch den teutschen schul-
maister, seine schuler und das volck gesungen wer-
den, daruff mit aim kurzen gotlichen gepet und se-
gen zu beschliessen. Da mocht an dißen feyertagen
das gesang, so fur das salve angericht, angehengt
und mit dißem an stat der vesper gesetztem gesang,
sonderlich im winther, volfurt werden. Item an fey-
ertagen solle an stat der sermon uff dem stul der
knaben lere gehalten werden.

13 Siehe oben, Anm. 8.
14 Kanzel oder Sängerempore, vgl. oben, S. 300 Anm. 3 und
unten, S. 326 Anm. 124.
15 Lk 1,46-55.
16 Lk 1,68-79.

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