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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Arend, Sabine [Bearb.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (17. Band, 1. Teilband = Baden-Württemberg, 3): Schwäbisch Hall, Heilbronn, Konstanz, Isny und Gengenbach — Tübingen: Mohr Siebeck, 2007

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https://doi.org/10.11588/diglit.30656#0369
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1. Reformationsratschlag für den Städtetag in Ulm 1524

ander weltlich fürsten und herren wie kot an das rad
gehenckt habend, das die loblichen fry und rich-
stett, ob syx gern weltind, die selbigen all abzulay-
neny, on sonder groß empörung und zerrüttungen
unvermögenlich und zu gering wärind, söllend sy
sich doch mitt allem müglichen flyß uff das getruw-
lichest bewerben, damitt zu wolfardt aines gemai-
nen cristenlichen nutzes, doch ettwas hierinn by
inen furderlich abgeschaffen und gebessert werde,
sonderlich in den artickeln und beschwärden, da nitt
allain lyplich, zytlich far, sonder, das allen Cristen
unlydenlich ist, verletzung göttlicher eer und ver-
derben der seelen vermerckt und gespurt wirt.
zVon der stett aynikaitz
So aber die loblichen fry und richstett onzwyfel in
irem eerlichen fürnämen und cristenlicher reforma-
tion in notwendigen artickeln ettwas dapferkait und
christenlichs |28r| trutzes sich gegen ettlichen wy-
dersächern gebruchen und ettwas gefar umb gottes
wyllen beston müssend, von wegen dass villicht ett-
wasa bischoff und ander fürsten und herren, so aint-
weders ewangeliseher sach übel und mitt der unwar-
hait bericht oder uß boßhait nach art der welt, so
die warhait nitt erlyden mag, abhold sind, sich un-
der gefärwtem schin christenlichs globens handtha-
bung und demmung der ketzeryen anmaussen wer-
dend, mitt krieg12 oder andrer belaydigung sy anzu-
fechten, wirt demnach von hochen nöten, das die
stett nach starckem, wyrigem fryd und aynikait,
under und zwischen ainandren zehalten, geflissen-
lich trachtind, sich in dysem handel aynmütiklich
verglichind und uff das allersterkest zusammen bin-
dind, kain ander lyplich, zytlich, aygennützig ur-
sach (wie die sin möcht) trennen und zertragen laus-

x B: sy auch.
y B: abzuthon.
z-z B: Ob des Evangeliums halb verfolgung entstund, das
cristenlicher trutz zuuben und fridliche verbundtnus zu
machen sey.
a B: etlich.
b B: kundtlich.
c-c B: im.
d B: hochhertzigen.
e-e B: der clein.

sind, sonder in all andern zytlichen, zergengklichen
dingen nach innhalt dess ewangeliums, so jetz by
inen gesagt und billich mitt danckberkait frucht
|28v | bringen sol, ainandren fruntlichb und brüder-
lich betrachtind und gutwillenklich nachgebind, da-
mitt ir aynikait cin demc globen und ewangelio mitt
fryd und gemach der inen vertruwten burgerschaff-
ten dest verharrlicher beston müg, welch ongezwy-
felt och ettlich hochtrutzigend fursten erschrockelich
und entsetzlich sin wirt, dann mitt aynikait bestat
und siget offt eain klaynere huf, so mitt zwyttracht
mermals der grösser geschlagen wirt. Doch sol kain
vertruwen in aynicherlay menschlich krafft oder
macht, sonder allain in göttlichen bystand gesetzt
werden.
fVon beruffung ettlicher theologen zu der stett tagf
Es zierte gantz wol diß der stett versammlung, so vil
ewangelische handlung betrift, ainer oder zwen ver-
truwt, gotzförchtig, dapffer und gschriffterfarner
theologen, dann wie wol, gott hab ewigs lob, die
haymlichaite der schrifft in notwendigen sachen jetz
ouch den laygen und aller ringst geachten by der
welt eroffnet, |29r | ist doch vermutlich, das ain ge-
lerter, frommer, gesunder theologus, so all sin ge-
danck, flyß und übung in der geschrifft haut, statt-
lichern und in allweg trostlichern bericht uß der sel-
bigen geben müg. Es wurde ouch dyser tag durch
söllicher theologen bywesen zu zyttigem, fruchtba-
rem end gefürdert, dann sy in allem infallendenh
zwyfel dyser sach gut, gschrifftmässig furschleg und
aller ding christenlichen bericht onverzogenlich ge-
ben möchtend, damitt nitt also not wurde, vil und
offt zu tagen und yemerwärenden verzug nitt on
grosse farlichait ideß seelicheni hayls ze machen,

f-f B: Das vom Evangelio zuhandeln uff Reichs- oder an-
dern tagen Teologi mitbracht werden sollen, die in son-
derhait erschießlich und grundtlich bericht der sachen
geben mogen.
g B: zimlichait.
h B: furfallenden.
i-i B: der seln.
12 Auseinandersetzung, Rechtsstreit, vgl. Grimm, DWb
11, Sp. 2214.

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