1. Reformationsratschlag für den Städtetag in Ulm 1524
xVon erkiesung der pfarrer und seelsorgerx
In erwellung und ordnung der seelsorger ist ettlich
hundert jar her vil undy treffenlich, nitt on verderp-
lichen nachtailz seelichs hails, von demm ersten
bruch der kirchen abgetretten, nemmlich das die sel-
bigen nitt mer nach frommkait, kunst und andren
tugenden, von Paulo15 beschryben, ouch mitt wal
der underthon, sonder allain nach gunst und selb
angenomen |31r | wolgefallen oder andern der glichen
untogenlichen ursachen zu söllichem treffenlichem
ampt gewycht und verordneta sind worden, welches
dann warlich nitt die geringest ursach gewesen
christenlichs ernsts und tappferkait abfal.
Derhalben die loblichen stett mügend und söl-
lend zuvor söllichen mißbruch by inen abstellen und
fürohin die wal der pfarrer und seelsorger zu ainer
gantzen gmaind oder den räten oder doch jeder
pfarr underthon ston laussen, damitt allwegb
fromm, tapffer, gelert menner zu söllichen emp-
ternc gefürdert werdind, dannd wir yee durch täglich
erfarung wyssend, fdas ouch die burgerlichen empter
durch wal nach gemainem lof wol und nach nutz
besetzt undf selten ain narr undg unwyser zu ainem
burgermaister erwelt wirt, darumb ouch hie chris-
tenlich zu vermuten, das durch söllich mittel an
demm ort mer dann bisher nach wolfart der seelen
die pfarren und predicaturen besetzt wurdind. Man
sol sich ouchh uff das flyssigest by den lechenherren
der pfarren und predicaturen bewerben, damitt sy
x-x: B: Das lang Zeit die pfarer und Selsorger nit erkießt sein
nach frumkait und kunst, wie Paulus lert [vgl. 1Tim
3,2-16; Tit 1,6-9], das großen abfal bracht, und wer ge-
meine erwelung (als Burgermaister ampt, dartzu nit
gern der untuchtigst genomen), besser dan so schlafferig
nach gunst selsorg zubefelhen.
y Fehlt B.
z B: nachtail des.
a B: beordnet.
b Fehlt B.
c B: emptern durch wal nach gemeinem lauff wol und nach
nutz.
d B: wie.
e Fehlt B.
f-f B: burgerliche ampter auch besetzt.
g B: oder.
h Fehlt B.
in söllichi christenlich wal, diewyl ainem |31v| ge-
mainem nutz (alß vil daran gelegen), gutwillenklich
gehellindj.
Und damitt sich die bischoff dest weniger der
verachtung und ungehorsam beklagen, mügend söl-
lich erwelt menner (wie wol es uß göttlichen rechten
nitt von nöten) presentiert, investiert und confir-
miert werden wie von alter her, doch mitt der maß,
daß sy vorhin mitt unzymmlichen, unchristenlichen
ayden (so dann jetzk ettlich bischoff söllichen per-
sonen ufflegend, auch andern schatzungen von den
gemainen rychstenden in demm funff- und sechs
und dryssigesten artickel16 der beschwerden fürge-
wentl) nit beladen werdend. Wa sym aber die bi-
schoff ye söllicher aydspflicht und beschwärdt nitt
erlaussen weltind, söllind söllich erwelt menner
nichtz dest weniger zu übung ires ampts, welhs inen
jetz von der wal wegen gebürt, angelaussen wer-
denn.
Ewig bestättigung der pfarrheren und predican-
ten uff iren pfründen, uß welher hieher nitt wenig
ubels und ergernuß erwachsen, so ettlich in vertrö-
stigung | 32r | sichrer besitzung, sich alles mutwyl-
lens, allero schand und laster on alles entsitzen be-
flyssend, sol fürbas uffgehabt und absin und ain ye-
der pfarrer und prediger nitt lenger in sinem ampt
gedult werden, dann so lang er der gmaind mitt ge-
sunder ler und unerglichem leben und wandel bes-
serlich ist17.
i B: söllich gegrundt.
j B: gehellind. [Überschrift:] Mit was maß die personen, so
zu cristenlichen ampten oder Selsorgen [!] erwolt, einem
Bischoff presentirt werden mochten.
k Fehlt B.
l Fehlt B.
m B: sich.
n B: werden. [Überschrift:] Das auß ewiger bestetigung der
pfarer und predicanten mer ergerlichs dan guts erwach-
sen sey.
o B: oder.
15 1Tim 3.
16 DRTA.JR III, Nr. 110, S. 670f. Beschwerden der deut-
schen Nation gegenüber Rom auf dem Nürnberger
Reichstag von 1522/23.
17 Vgl. Tit 1,5-9.
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xVon erkiesung der pfarrer und seelsorgerx
In erwellung und ordnung der seelsorger ist ettlich
hundert jar her vil undy treffenlich, nitt on verderp-
lichen nachtailz seelichs hails, von demm ersten
bruch der kirchen abgetretten, nemmlich das die sel-
bigen nitt mer nach frommkait, kunst und andren
tugenden, von Paulo15 beschryben, ouch mitt wal
der underthon, sonder allain nach gunst und selb
angenomen |31r | wolgefallen oder andern der glichen
untogenlichen ursachen zu söllichem treffenlichem
ampt gewycht und verordneta sind worden, welches
dann warlich nitt die geringest ursach gewesen
christenlichs ernsts und tappferkait abfal.
Derhalben die loblichen stett mügend und söl-
lend zuvor söllichen mißbruch by inen abstellen und
fürohin die wal der pfarrer und seelsorger zu ainer
gantzen gmaind oder den räten oder doch jeder
pfarr underthon ston laussen, damitt allwegb
fromm, tapffer, gelert menner zu söllichen emp-
ternc gefürdert werdind, dannd wir yee durch täglich
erfarung wyssend, fdas ouch die burgerlichen empter
durch wal nach gemainem lof wol und nach nutz
besetzt undf selten ain narr undg unwyser zu ainem
burgermaister erwelt wirt, darumb ouch hie chris-
tenlich zu vermuten, das durch söllich mittel an
demm ort mer dann bisher nach wolfart der seelen
die pfarren und predicaturen besetzt wurdind. Man
sol sich ouchh uff das flyssigest by den lechenherren
der pfarren und predicaturen bewerben, damitt sy
x-x: B: Das lang Zeit die pfarer und Selsorger nit erkießt sein
nach frumkait und kunst, wie Paulus lert [vgl. 1Tim
3,2-16; Tit 1,6-9], das großen abfal bracht, und wer ge-
meine erwelung (als Burgermaister ampt, dartzu nit
gern der untuchtigst genomen), besser dan so schlafferig
nach gunst selsorg zubefelhen.
y Fehlt B.
z B: nachtail des.
a B: beordnet.
b Fehlt B.
c B: emptern durch wal nach gemeinem lauff wol und nach
nutz.
d B: wie.
e Fehlt B.
f-f B: burgerliche ampter auch besetzt.
g B: oder.
h Fehlt B.
in söllichi christenlich wal, diewyl ainem |31v| ge-
mainem nutz (alß vil daran gelegen), gutwillenklich
gehellindj.
Und damitt sich die bischoff dest weniger der
verachtung und ungehorsam beklagen, mügend söl-
lich erwelt menner (wie wol es uß göttlichen rechten
nitt von nöten) presentiert, investiert und confir-
miert werden wie von alter her, doch mitt der maß,
daß sy vorhin mitt unzymmlichen, unchristenlichen
ayden (so dann jetzk ettlich bischoff söllichen per-
sonen ufflegend, auch andern schatzungen von den
gemainen rychstenden in demm funff- und sechs
und dryssigesten artickel16 der beschwerden fürge-
wentl) nit beladen werdend. Wa sym aber die bi-
schoff ye söllicher aydspflicht und beschwärdt nitt
erlaussen weltind, söllind söllich erwelt menner
nichtz dest weniger zu übung ires ampts, welhs inen
jetz von der wal wegen gebürt, angelaussen wer-
denn.
Ewig bestättigung der pfarrheren und predican-
ten uff iren pfründen, uß welher hieher nitt wenig
ubels und ergernuß erwachsen, so ettlich in vertrö-
stigung | 32r | sichrer besitzung, sich alles mutwyl-
lens, allero schand und laster on alles entsitzen be-
flyssend, sol fürbas uffgehabt und absin und ain ye-
der pfarrer und prediger nitt lenger in sinem ampt
gedult werden, dann so lang er der gmaind mitt ge-
sunder ler und unerglichem leben und wandel bes-
serlich ist17.
i B: söllich gegrundt.
j B: gehellind. [Überschrift:] Mit was maß die personen, so
zu cristenlichen ampten oder Selsorgen [!] erwolt, einem
Bischoff presentirt werden mochten.
k Fehlt B.
l Fehlt B.
m B: sich.
n B: werden. [Überschrift:] Das auß ewiger bestetigung der
pfarer und predicanten mer ergerlichs dan guts erwach-
sen sey.
o B: oder.
15 1Tim 3.
16 DRTA.JR III, Nr. 110, S. 670f. Beschwerden der deut-
schen Nation gegenüber Rom auf dem Nürnberger
Reichstag von 1522/23.
17 Vgl. Tit 1,5-9.
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