Metadaten

Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Arend, Sabine [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (17. Band, 1. Teilband = Baden-Württemberg, 3): Schwäbisch Hall, Heilbronn, Konstanz, Isny und Gengenbach — Tübingen: Mohr Siebeck, 2007

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.30656#0380
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Konstanz

vor und ee luterischer namm der welt bekant, inett-
lichen furstenthümen groblich usgebrochen und
aber jetz uß tüffelschem uffsatz demm herbrechen-
dend haylgen ewangelio uffgemessen wirt. Deßhalb
kayserlich majenstaut und dero statthalter alß jung,
hytzig, unerfaren und demme ze vyl glöbig fürsten
zu ußlöschung dyses göttlichen liechts, inen under
der |44v | fynsternus hässiger luge fürgeben, ye mer
und meer ergrymmendf, ouch in achtung götlichs
wolgefallens zu außtilckungg söllicher vermaynter
kätzereien mitt gotz yferendem zorn und gwaltiger
hand alß die, denen das schwert von gott befol-
hen50, ze handlen gedenckend. Damitt nun die ubel-
berichten und an demm ort unschuldigen fursten
von söllich verderplichem, wie wol irer achtung
christenlichem fürnämen abgezogen und ire hend uß
myßverstand nitt gewäschen werdind in demm blut
der unschuldigen, die sy meer zu beschirmen und
redten51 pflichtig sind, und also den schwären, un-
trägenlichen zorn gottes uff sich ladind, mochtend
die stett, denen söllichs uß schuld brüderlicher lieb,
ouch andern großen, wichtigen ursachen, insonder-
hait aber zu entschuldigung ir selbs und irer chris-
tenlichen predicanten zu thün amm aller maisten
gebürt, kayserlich mayenstaut nach der leng und
notturfft gruntlich und in bester form durch ain
tapffer, treffenlich legation gelerter, frommer men-
ner berichten laussen, wie das by inen nichtz dann
cristenlich warhait, göttlich eer, brüderlicher trüw
und lieb, fryd |45r | undh aynikait, gehorsamm
sampt gantz undertänigem erzaygen gegen den
obern und aller zucht und erberkait gelert werd, das
ouch göttlich gebotten und verbotten kain abbruch,
isonder allaini ungegründten, menschlichen und den
seelen beschwärlichen satzungen in gaistlich genan-
ten sachen, mitt den gott nitt jwyl noch solj geert
werden, diek man ouch deß meren tayls bysher mitt
d B: herbrachten.
e B: demnach.
f B: vergrimmet.
g A: usritgnung.
h Fehlt B.
i-i B: besonder allen.
j-j B: sol noch wol.
k B: wie.
l B eräugt.

gunst oder gelt abgelöst haut, uß krafft christenli-
cher fryhait entgegen gehandlet werde und ingriff
beschäche; desglichen das unruw, empörung, unge-
horsamm, so sich allenthalb erregtl, nit uß ewange-
lischer leer, welch der ding kaines fürgibt, sonder
ainstails uß unmässiger beschwärdt deß gemainen
mans, ainstayl uß uppiger bübery der gottlosen
menschen, welch die stett, wa sy by inen gefunden,
selbs zu strauffen genaygt, entspringend und her-
fliessend; das sich ouch ir predicanten allweg erbot-
ten habind, irer ler und handlung uß demm wort
gottes rechnung zu geben und zu nemmen, wie dann
von geschickten theologen durch geschrifft oder
muntlich uff das allerformlichest furgebracht und
dardurch kayserlicher majenstät zorn, alß starck-
mütencklich zu |45v | verhoffen, abgestelt oder doch
ettwas gemiltret möcht werden. Doch söllind sich
die loblichen stett uß christenlicher pflicht durch
kainen gwalt (wie der genempt mag werden) von
gesunder ler und erkanten warhait abtriben laussen,
sonder die vätterlichen truw und lieb gottes, inen
durch eroffnung sines haylgen worts gnädiklich er-
zögt, in schuldiger, demütiger danckbarkait erken-
nen, annemmen und verharlich behalten und allweg
standthertzklich fürwenden, das gantz christenlich
gutinm wort, zu end irer geschrifft uff nächst gehalt-
nem rychstag zu Nürenberg ingelegt52, gemeldet,
und demm kayser, was imm gebürt, das ist gehor-
samen in usserlichen, weltlichen, zymmlichen sa-
chen, deß glichen ouch gott, das imm zugehört, ge-
flyssenlichn raichen, nemlich globen und hertzlich
vertruwen in sin vätterlich zusagen und sinem in-
nerlichen regiment der seelen53, nach wurckung sy-
nes worts frygen gang laussen und hierumb in trost-
licher zuversicht göttlichs bystands gewärtig sin al-
les, so inen derhalben liebs oder layds wyderfaren
mag, dann sich ye menschlicher, usserlicher gwalt in

m B: gulden.
n B: befleyssigklich.

50 Röm 13,4.
51 Retten.
52 Nürnberger Reichstag vom 14. Januar bis 18. April
1524, DRTA.JR IV, Nr. 113 S. 508 vom 6. April 1524;
vgl. Kohnle, Reichstag, S. 204-219.
53 Mt 22,21.

360
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften