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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Arend, Sabine [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (17. Band, 1. Teilband = Baden-Württemberg, 3): Schwäbisch Hall, Heilbronn, Konstanz, Isny und Gengenbach — Tübingen: Mohr Siebeck, 2007

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https://doi.org/10.11588/diglit.30656#0383
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2b. Edikt gegen Ehebruch und Hurerei 1527

2b. Edikt gegen Ehebruch und Hurereia
26. März 1527

bEdict deß Ebruchs, Hürery und offner Kebssitzung1 halb,
im Martio anno 1527 ußgangenb

Wiewol uß dem wort gots und hailiger schrifft, die
jetzo ettliche Jar harc in diser statt Costantz rain
und luter gepredigt ist, gar clar erschynt, was mis-
fallens der allmächtig gott und barmhertzig vatter
ob dem unverschampten laster deß Ebruchs und off-
ner Hürery hatt, noch dann verfacht dasselbig by
ettlichen gar wenig, die dannocht deß christenlichen
nammens sich rümen. Darumb habent ain ersamer
Burgermaister2, ouch klain und groß rät diserd statt
Costantz3, zu gehorsamen dem wort und bevelh gots
und zu vertemmung sölcher unverschempter, erger-
licher und verhaßter laster angestelte, geordnet und
gepotten, wellend ouch, das alle und jede, die mit
disen lastern behafft sind und in der statt Costantz
oberkait iren sitz und wonung haben wellend, sy
syen mit nammen gaistlich oder weltlich, hohen
oder nidern stands, gar niemands ußgenommen, sich

a Textvorlage A (Handschrift, Reinschrift): StadtA Ulm
A [8983], p. 30a-31; Textvorlage B (Handschrift, Kon-
zept): StadtA Konstanz Missivenbuch 1529, B II,
Bd. 32, fol. 189v-190v; Textvorlage C (Handschrift,
Reinschrift): StadtA Konstanz A III 8, fol. 72; Textvor-
lage D (Handschrift): Zentralbibliothek Zürich Nr. A
106, fol. 485r. Abdrucke: Feger, Statutensammlung,
S. 41; Vögeli, Schriften I, S. 348f.
b-b C: Ordnung der Hürery und offner kebssitzung. Fehlt D.
c Fehlt C.
d C: der.
e C, D: angesehen.
f Fehlt C.
g C: handlen. Actum 26. Marcii anno 1527.

fürohin diser offenbaren ergerlichen laster entschla-
hen. Und mit nammen söllend die Elüt ire eliche
pflicht und trüw an iren egmaheln halten und ain
christenliche Zuchtigkait und leben füren. Die an-
dern aber, die nit verhirret4 sind und dannocht zun
uneren offenlichen sitzent oder husent, die söllend
ire Concubinen oder unelichen byligerin hiezwü-
schen und nächsten Sanct Jörgen tag, das der
23. tag deß monats Aprilis würt sin, |31| von inen
thün und verlassen und derglichen kaine mer an-
nemmen noch zu hus setzen. Dann welher darüber
in sölhen lastern deß Ebruchs oder offner hürery in
der statt Costantz oberkait offenbarf ergriffen wurd,
gegen dem selbigen werdent Burgermaister und rat
als ain christenliche oberkait, die deß von gött-
lichem rechten verpflicht und schuldig sind, mit ge-
pürlicher straf handleng.

1 Zusammenleben eines Mannes mit einer Konkubine
(Kebsweib).
2 Im Jahre 1527 war Hans Schulthaiß Bürgermeister, sie-
he Buck, Reformationsgeschichte, S. 435; Rublack,
Einführung, S. 103, 166.
3 Der Große Rat in Konstanz bestand während der Re-
formationszeit aus 50 Personen (zehn Patrizier und je-
weils vier Angehörige der zehn Zünfte). Der Kleine Rat
bestand aus 33 Personen (zehn Patrizier, zehn Zunft-
meister, zehn Beisassen, Bürgermeister, Reichsvogt und
Stadtammann), vgl. Meisel, Verfassung, S. 27-38;
Dobras, Ratsregiment, S. 53-56.
4 Verheiratet.

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