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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Arend, Sabine [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (17. Band, 1. Teilband = Baden-Württemberg, 3): Schwäbisch Hall, Heilbronn, Konstanz, Isny und Gengenbach — Tübingen: Mohr Siebeck, 2007

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https://doi.org/10.11588/diglit.30656#0384
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Konstanz

2c. Ordnung der Eheeinsegnungena
[vor 8. Nov. 1528]1
Ordnung, die der diener der kirchen in behochzitlichung der Een vor der kirchen oder
gmaind gebrucht diser ziten

So die zway versprochnen Egemächt in angesicht
und bysin der kirchen2 am gwonlichen ort vorm
Chor zusamen kumment, so spricht der pfarrer: Ir
ußerwelten in Christo, ir welt an uch nemmen den
stand der hailigen Ee und die bestäten in bysin diser
christenlichen gmaind oder personen.
So sy dann antwortent: Ja, so sagt er zün Bysten-
dern3: Ist niemands hie wissig ainicher hinderniß an
der Ee diser personen uß göttlichem wort und ge-
pott, der soll das anzöugen.
So dann niemmands ist, der ainich verhinderniß an-
zougt, |31a | so nimpt er ir baider hend, gibts zusam-
men und sagt mit heller stim:
N., nimst du N. zue der Ee?
So er antwort: Ja, fragt er die brut:
N., nimst du N. zue der Ee?,
und so sy ouch sagt: Ja, laßt er inen die hend und
spricht lut, verstendig:
Welhe gott züsamen gfügt hat, die soll der mensch
nit tailen4, besunder5 soll der mensch vatter unnd
mütter verlassen und sinem gmahel anhangen6.
Darumb bestät ich die verpüntniß und bewilligung
diser uwer Ee im nammen gots vatters, suns unnd
hailigen gaists, Amen.

a Textvorlage A (Handschrift, Reinschrift): StadtA Ulm
A [8983], p. 31-32a; Textvorlage B (Handschrift, Kon-
zept): StadtA Konstanz Missivenbuch 1529, B II,
Bd. 32, fol. 190v-192v. Abdruck: Vögeli, Schrif-
ten II/I, S. 798-800.

1 Zur Datierung vgl. auch das im Anhang der Zuchtord-
nung von 1531 erwähnte Mandat, siehe unten, S. 400.
2 Kirchengemeinde.

Uff das ermanet er das Volck, gott umb gesegnung
diser Ee anzerüfen, gmainlich mit söllichen worten:
O gott, barmhertziger vatter, der du uß grundloser
diner gnad und barmhertzigkait der gebrechlichait
unser natur mit hailiger gmahelschafft hilf zethun
gerücht hast, wir bittend dich von hertzen, das du
dise zway menschen, die sich in diner forcht und im
glouben deß ewigen worts elichen züsammen ver-
knüpft habent und verbunden, gnädigklich ansehen
wellist und inen verlyhen, das uß dem somen, den
du in ire hertz gepflantzt hast, ain hailige und dir
wolgfällige frucht erwachse'. Verbind sy in ainträch-
tigkait und unzertrennliche liebe, damit din band,
das du gmacht hast, niemands zerstör noch ufflöse.
Gib inen din segen, wie du Abraam, Isaac und Jacob
geben hast8. Verker inen das ungschmack wasser |32|
der trübsal in ain süßen geruch dins gnadenrichen
trosts9, das sy in warem glouben und unzertrennli-
cher liebe allen kummer und eeliche beswärd gedul-
tig tragind und fürohin allain dir lebint biß an den
tag, das du, warer und ewiger brütgam, sy in die
schlafcammer dines Rychs füren würst, wo sy mit
dir ewigklichen lebint10, Amen.
Er ermanet ouch das volck aines texts der
schrifft deß hailigen Evangely, wie Mattheus das

3 Beiständer = die dabei Stehenden, Umstehenden, vgl.
Grimm, DWb 1, Sp. 1397.
4 Mt 19,6.
5 Sondern.
6 Gen 2,24; Mt 19,5-6; Mk 10,7; Eph 5,31.
7 Vgl. Jer 12,2.
8 Zu Abraham: Gen 12,2; zu Isaak: Gen 25,11; 26,3-4; zu
Jakob: Gen 28,3-4.
9 Vgl. Joh 2,1-12.
10 Vgl. Mt 25,1-13.

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