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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Arend, Sabine [Oth.]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (17. Band, 1. Teilband = Baden-Württemberg, 3): Schwäbisch Hall, Heilbronn, Konstanz, Isny und Gengenbach — Tübingen: Mohr Siebeck, 2007

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https://doi.org/10.11588/diglit.30656#0391
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3. Ausschreiben gegen Fluchen, Gotteslästerung und Zutrinken [1526]

(deß würts) zunfftmaister oder Christafeln am sel-
bigen tag oder morndigs, so es abents oder nachts
beschicht, das anzaigen in massen, oben der schwür
halb in trinckstuben bschehen, ist angeregt.
Item unnd der Schenck ym spital soll sins kellers
halb als ain wirt in disem fal geachtet werden. Wel-
cher aber uff der gassen am vischmarckt, bin brun-
nen, in der metze4 oder derglich offnen und gmainen
orten ainchen ob erzelter oder andrer massen horten
schweren oder fluochen, der soll sollichs sin (deß hö-
rers) zunfftmaister oder Christafel anzaigen, auch
deß selbigen tags oder morndes, obs in der nacht
oder abends beschehen wär.
Item und über das soll yetlicher hußvatter in si-
nem huß guot achtung haben, das er sine wib, kind
und ehalten, ouch alle sine zuowoner underrichte und
by inen obsyg, das sy und vorab er selber ir zungen
maistrind und vom schweren und fluochen standint.
Dann von welchem kundbar wirt, das er darinn var-
lassig sin unnd disem unbruch nit ain rigel stossen,
den wirt ain Ersamer rat nit nur umb 5 ß pfenning,
besunder5 ernstlichen straffen, ye nach gstalt ains
yeden hinlässigen ubersehens.
Zuotrincken: Unnd als dann solliches gotsles-
trens, schwerens unnd fluochens sampt unzalbarer
üblen nit klaine anraytzung ist unnd ursach das fä-
hisch6 trincken, hat ain ersamer rat darumb zuo ab-
stellung deß selbigen gebott gethon und verordnet,
Welches hinfür, das syg frow oder man, knaben oder
tochtern, jung oder alt, burger oder inwoner diser
stat Costantz dem andern, der syge frembd oder
haimsch, durch bringen, stupffen, ansehen, deuten,
wincken, redende oder nit redende oder durch was
mittel sollichs bschehen mag, nötet, raitzt oder ur-

4 Die öffentliche Fleischbank, vgl. Grimm, DWb 12,
Sp.2155.
5 Sondern.
6 Viehisch, grob, übermäßig.

sacht, gantze oder halbe gschier, wenig oder vil
knöpffli7 oder mal oder wie des namen hat, zuo gli-
chen, gemessnen oder bestimpten trüncken zetrin-
cken, der selbig, der ursachet, deßglich der vom an-
dern, haymschen oder frembden, geursacht, allso
trinckt, soll yeder unnd von yedem trunck 5 ß pfen-
ning zuo buoß geben. Es soll auch yeglichs das ander,
wie oben deß schwerens halb ist angezaigt, man
jechs8 in trinckstuben, in hüsern oder anderßwo,
ouch an 5 ß den. buoß rügen und angeben.
Es möcht ouch ettwar so ungeschickt darinn sin
und muotwillig, ain ersamer rat wurd ine am guot und
am lib nach gstalt der sachen höher oder anderst
straffen.
Item, ob etwar an den oberzelten orten ouch ob-
gesatzter massen hört und sicht schweren, fluochen
oder zuo trincken, unnd das nit rügt und angibt, der
soll von yedem übersehen die buoß verfallen sin, die
der schuldig wär verfallen.
Deßglich soll yeder, der von aim andern wißte,
das er ichtzit sollichs ghört nit angeben hette, schul-
dig sin zerügen und in obgeschribner massen anze-
geben ouch an die buoß, die der straffbar schuldig ist.
Und über sollichs alles söllent die zunfftmaister,
ouch die Christafel yeglicher trinckstuben, was inen
angeben wirt, verswigen halten Und die angeber nit
vermären. Darzuo allweg am sambstag vor mittem-
tag, wer inen angeben ist, in geschrifft den Rats-
knechten geben, die selbigen werdent die penfelligen
Sontags darnach uff mittemtag für die verordneten
deß rats beschaiden und die verfallnen buossen inzie-
hen.
Und welcher die buossen am guot nit hat zebeza-
len, der wirt die mit dem lib vergelten.

7 Knopf = ein Quantum Getränks, vermutlich benannt
nach den Metallknöpfen, die das Quantum in einem Ge-
schirr bezeichnen, Fischer, Wörterbuch IV, Sp. 543.
8 Übt es, verübt es, vgl. Grimm, DWb 10, Sp. 2298.

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