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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Arend, Sabine [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (17. Band, 1. Teilband = Baden-Württemberg, 3): Schwäbisch Hall, Heilbronn, Konstanz, Isny und Gengenbach — Tübingen: Mohr Siebeck, 2007

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https://doi.org/10.11588/diglit.30656#0392
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Konstanz

4. Almosenordnunga
22. Juni 1527

bAls vil zit her gar vil unnutzer brieder gewesen sind
und die rechten waren armen von der selbigen we-
gen hunger und mangel offt haben leiden müssen,
haben groß und klain rät vil red deren gehalten und
doch uff den obbestimpten 22. tag Junii sich ainhel-
liglich der nachvolgenden ordnung veringet, nem-
lich, wie die hernach lutetb.|23r |
Inc abstellung viler laster, die uß müßig gon un-
der dem schin der armüt in fulhait gwachsen sind
und zu underhaltung und pruderlicher hilf der war-
lich armen und dorfftigen, denen dbiß daherd von
den fulen und falschen armen ir narung underleffen
ist, hatt ain ersamer rat diser statt Costantz nach-
volgende ordnungen furgenommen, gesetzt und wil:
Niemand soll zu Costantz bettlen
Das hinfür hie zu Costantz und in irer oberkait nie-
mands mer, weder wib, man, frombd, haimisch,
gaistlich, weltlich, terminierer1, stationierer2, kir-
chenbettler, schuler, landfarer noch was namen die
habent, jung oder alt, weder uff den straßen, in kir-
chen, in husern noch anderßwo umb das almusen
ebitten noch, das inen ettwas geben werdee, bettlen,
singen noch begeren, sich ouch nit von solhes wegen

a Textvorlage A (Handschrift): StadtA Konstanz GI
Fasz. 3, fol. 22v-30v; Textvorlage B (Handschrift):
StadtA Konstanz A III Bd. 8, fol. 36r-42v. Abdruck von
B: Feger, Statutensammlung, S. 29-35; Ruppert,
Raite, S. 83-88.
b-b B: Ordnung des Almußens.
c B: Zu.
B: bißhar.
e-e Fehlt B.
f B: wie.
g Gestrichen: Was er samelt, das soll nit den haimschen
Sundersiechen zugehoren, besunder under die frombden,
wie hernach volgt, gethailt werden.
h B: diser.
i B: je zu.
j Gestrichen: Damit aber der Klingler im samblen den

uff die gassen in noch für die kirchen legen, setzen
noch stellen, Besunder3 ir narung suchen sollend an
ort und gstalt, wie hernach stat4, Allain ußgenom-
men der Siechenclingler, der mag sine geng wol
thun, doch mit beschaid, alsf hernach volgtg.|23v |
Betreffende die haimschen sundersiechen
Erstlichen söllend die haimschen sundersiechen des
siechenhuss vor Creutzlingen5 by irer pfründ und
wesen derh Zit pliben, wie sy jetzo sind, und in all-
weg wie vor und wie ire pfleger iri ziten ordnent,
gehalten werden, Allain ußgenommen, das der
klingler nit mer inen, besunder den frömbden sam-
len. Er soll aber sunst inen in allweg wie vor und
was sinem ampt züghort, dienstlich sin und ghor-
sam.
Von wegen der frömbden sundersiechenj
Item, was der bemelt klingler samlet, das soll er wö-
chigklichen den pflegern deß almüsens uberlyfern,
die sollend dann dem gsundenmaister |24r | und der
selbig dem siechenmaister ain summen gelts inant-
worten, damit der selbig siechmaister das almüsen,

frömbden siechen dest gevlyßner syg, so soll [ihm] von
jedem pfund pfennig, das er samlet, ain ßd zu lon geben
werden. Das ubrig soll er.

1 Terminierer = Almosen sammelnde Bettelmönche, all-
gemein Bezeichnung für herumreisende Bettler, vgl.
Grimm, DWb 21, Sp. 259.
2 Stationierer = Bettelmönche, die mit Reliquien durch
das Land ziehen und damit angeblich Heilungen verrich-
ten oder Seelen aus dem Fegefeuer erlösen. Hieraus er-
gibt sich die Nebenbedeutung für den Schwindler, vgl.
Grimm, DWb 17, Sp. 944.
3 Sondern.
4 Siehe unten, S. 373f.
5 Leprosenhaus auf dem Feld vor Kreuzlingen, vgl. unten,
Anm. 7.

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