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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Arend, Sabine [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (17. Band, 1. Teilband = Baden-Württemberg, 3): Schwäbisch Hall, Heilbronn, Konstanz, Isny und Gengenbach — Tübingen: Mohr Siebeck, 2007

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https://doi.org/10.11588/diglit.30656#0405
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8. Zuchtordnung 1531

beschehennt, strengklich mit truwen unnd nach
irem bestenn vermögen halten unnd dieselbigen mit
allem vlys erkundigen unnd erfaren sollend.
Unnd wann sy ettwarn, der syge ober oder un-
derthonn, rych oder arm, frow oder mann, in oder
usserhalb der Ee, erfarennd, der sich ettwas lasters
unnd böser handlung halb argkwönig haltet oder
sölcher gstalt gebaret, das besorget wurt, er |123r |
werde schmach oder schadenn der Seelen, des lybs
oder des guts ime selbs oder andern schaffen, gegen
demselbigenn sollennd sy durch sich selbs oder
durch mittelpersonen in still unnd verporgenlich mit
getruwer unnd vatterlicher warnung, wie yezitenn
sy gelegenn beducht, handlen, ob villicht er ab-
stonn, den weg, den er vor im hat, verlassenn unnd
also besorgtes ubel furkummen wurd.
Unnd ob frömbd lut sich dermaß argkwönig ge-
gen unsern burgernn, zuhörigenn, verwandten oder
Inwonern hielten, die sollennd sy glicher wyß war-
nen unnd der sachenn stillzestonn ermannen.
An welchenn aber, die syenn frömbd oder
haimsch, sölche ir haimbliche unnd stille warnungen
unnd wortlicheg straf nichtz verfahenn wurd, die
sollennd sy unsern haimlichenn Räten, so die sach
noch haimlich ist unnd obs dieselbigen fur gut an-
sehent, unns im täglichenn Rät offenbarh anzöugen.
So das beschicht, sollennd die haimlichen, deßgli-
chenn wir im täglichen Rat, sos fur unns kumpt,
ouch in still mit demselbigen handlen, ob villicht
argers fürkummen werden unnd offenbare schand
unnd ergerniß vermitten pliben möcht.
Unnd so dann solliche haimliche Zucht unnd
warnungen ouch nichtz verfahennd, unnd der argk-
won oder was vorhin haimblich was, in offenbare
gethat unnd laster ußbricht, deßglich, so ettwar in
offnes laster oder ergerniß käm, vor unnd eh ain
argkwonn oder red desselbigen entstanden, eh ouch
ainiche warnung daruber beschehenn war, nachdem
nit alle laster vorhin erkundiget, noch mit vorgön-

g B: vätterliche
h B: offentlich.
i Fehlt A.
j B: uffgericht.

der9 warnung gerüget werdenn mögent, So soll uber
jegkliche laster straf beschehen, |123v | ouch mit sol-
chem ernst gehandelt werdenn, das gott und die
menschen sehenn mögennt, das wir ain mißfallen ob
den lasternn tragint, Dann wir biß dahär erfarenn
habent unnd gesehen, das ußi farlaßigkait des stra-
fens den bößwilligen vil ursach ist, ir unzucht unnd
ergerlichs leben zebeharren, unnd das die guthert-
zigenn christenlichen ernsts unnd burgerlicher er-
sambkayt dest minder achtig worden sind.
In ansehung deß habennt wir den Zuchtherren
uber den bevelch der erfarung, warnung, wortlicher
straf unnd anzaigung jegklicher begangner laster
unnd unhendel bevolchenn unnd bevelchennd inen
hiemit ernstlich, das sy in nammen unser alle erger-
nissen, laster unnd mißhendell, wo die strafen in di-
ser schrifft hienach benambset sind, mit ernst one
wythers anbringen strafenn, die strafen, wie die be-
stimpt sind, inziehenn unnd daran nichtz ablassen,
besonnder on ansehenn ainicher personn noch sach
nach der furgeschribnen ordnung unnd regel hand-
len sollennt.
Im selbigen soll inen durch unns und in gmain
unnd durch sonderbar personen gar kain Intrag be-
schehen, besonnder sollend wir sy darby handtha-
benn unnd schirmen.
Damit aber sy uber disen iren gmainen befelch,
ouch insonderhait uff sonderbare10 laster sonderbare
strafen verhandlint, damit ouch menigklich wisse,
sich dest furer11 der Zuchten und ersamkait zebe-
vlyßen unnd die ursachenn, von deren wegen mann
straffen muß, abzustellenn unnd zuverhüten, So ha-
bent |124r | wir ettliche unsere gepott unnd satzun-
gen, die vormals ußgangenj sind, erwidert, darzu an-
dere mer uber die laster, die by der welt zum gmai-
nestenn obhannd habennt, jetzo gemachet, gesetzt
unnd geordnet, wir ernuwrent, machent, setzent
unnd ordnent ouch hiemit unnd wellend:

9 Vorhergehender.
10 Besondere, außergewöhnliche.
11 Mehr.

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