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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Arend, Sabine [Oth.]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (17. Band, 1. Teilband = Baden-Württemberg, 3): Schwäbisch Hall, Heilbronn, Konstanz, Isny und Gengenbach — Tübingen: Mohr Siebeck, 2007

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https://doi.org/10.11588/diglit.30656#0409
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8. Zuchtordnung 1531

Dann wo das beschehe, so wellennd wir im täglichen
Rat ain höhere straf, dann oben erlutert ist, ye nach
gstalt der sachenn daruber thunγ. |127v |
Item, dise satzung, gepott unnd ansehen soll alle
unser burgere, inwonere unnd verwandte hie unnd
anderßwo ander frömbde allennthalbenn binden.
Deßglich sollennd alle frömbde oder gest diser
ordnung in unser Statt unnd Oberkayt gelebenn by
obbestimpten strafen.
Item die würt, Stubenknecht unnd alle andere
unser burgere unnd Inwonere sollennd kain derma-
ßen verpotten spil by inen in iren behußungen thun
lassenn, dann by welchen das (inen wissentlich) be-
schicht, die sollen in eben der straf ston, wie die jhe-
nen, die gespilet habennt, es sye dann, das sy selbs
nachmals die jhenen, die by inen gespilt hettenn,
den Zuchtherren anzöugind.
Item, nachdem den jungen knabenn, die nit un-
der den Burgermaister gesworen habent, allain
kindtlich kurtzwylen zugepürent, welche sy zu bö-
sem nit ursachen mögind, soll darumb inen alles spil
mit würflen, karten, keglen, wettenn und derglich
umb gelt unnd gelts wert verpottenn sin, ußgenom-
men, was sy mit Vatter unnd mutter oder in irem
bysin thund, in welchem wir unns zu den Eltern ver-
sehent, sy werdent den kindenn nit ursach gebenn,
zum spil begierd zegwinnen, dann wo die Zuchther-
ren erfarent, das Vatter undt Mutter Spils halb far-
läßig oder unsträfig gegen iren kinden werind, so
sollennd sy oder wir im täglichen Rat der gepür
nach gegen denselbenn handlen.
So aber ain sollicher knab umb plyge batz-
ger38 oder derglich spilte, soll er 1 ßd straf geben;
doch so vatter oder mutter ine vor den Zuchtherren
oder iren ainem mit ainer rut |128r | swungint39, soll
er der geltstraf ledig sin. Deßglich, welcher umb gelt

γ Diser artickel ist jetzo uff die morgen predig gesetzt.
t B: oder.
u B: bedunckt.
v B: und.

38 Bleibatze = Bleistück, Geldstück geringen Werts, vgl.
Grimm, DWb 2, Sp. 89; vgl. ebd. 1, Sp. 1160; vgl. Fi-
scher, Wörterbuch I, Sp. 1190.

spilt, der soll v ßd straf geben, oder, so ers nit hat
oder vatter unnd mutter ine fürs gelt ouch vor den
Zuchtherren swingen weltenn, So mögend sys thun.
Er soll aber zu dem schwingen ain tag unnd ain
nacht uff dem thor ligen40 unnd darnach der gelt-
straf ledig sin.
Vonn Widertöuffer, Wucher, Furkouf, Zoubery
unnd derglichenn
Wyther so befelchend wir unsern Zuchtherrenn, das
sy uff die widertouffer, Wucherer, ouch uff die un-
zimlichen Furkouff unnd unrechtlichen Contract,
ob ettlich beschehen wurdint, darzu uff das unrecht
der Zoubery unnd abergloubiger unhendel, ouch
über die sünd der ungehorsami gegen den Eltern
unnd Obernn, deßglich wider das laster des rachbe-
girigen nyds ir vlyssig spech41, uffsehenn unnd kunt-
schafft habenn sollend, unnd was sy deren yeziten
erfarennt unnd in still oder für sich selbs nit abstel-
len mögennt, oder ob es sy sunst not beduchtu, das
sollend sy unns im täglichen Rat anzöugenn, Unnd
dann wir Insehens thun unnd die schuldigenn mit
geltlicher oder des thurns oder anderlay straf irs un-
rechten abziehen.
Von zerhowner42 Klaydung
Nachdem auch unwyß der klaidung viler bößer
köuff, ouch andrer Lychtfertigkayt ursach sind,
wellennd unnd gepieten wir, das unser burgere, In-
wonere unnd verwandte nun furohin ire Hosen,
|128v | Wammaß, Rock nochv anders häß43, sy ma-
chent das hie oder anderswo, nit zerhowen noch zer-
howen lassenn, darzu kain zerhownes, das sy fürohin
überkumment, hie noch anderswo antragen sollend.

39 Schwingen = schlagen, züchtigen, vgl. Grimm,
DWb 15, Sp. 2691.
40 Das Gefängnis im Torturm, siehe unten, S. 403.
41 Spähen, Ausschau halten, vgl. Grimm, DWb 16,
Sp.2025.
42 Hier ist die Sitte der Landsknechte gemeint, die ihre
Kleider an verschiedenen Stellen aufschlitzten. Diese
Mode der „zerhauenen“ Kleidung wurde von anderen
Bevölkerungsschichten übernommen.
43 Häß = Kleidungsstück, vgl. Grimm, DWb 10, Sp. 555.

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