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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Arend, Sabine [Bearb.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (17. Band, 1. Teilband = Baden-Württemberg, 3): Schwäbisch Hall, Heilbronn, Konstanz, Isny und Gengenbach — Tübingen: Mohr Siebeck, 2007

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https://doi.org/10.11588/diglit.30656#0412
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Konstanz

Ebruchs schuldig wurd, so soll sy viii tag unnd
viii nächt im thurn ligen unnd aber nichtz dann
wasser unnd brot unnd häbri mus trincken unnd es-
senn, doch der frowen spyß halb mit obgeschribner
erluterung, unnd so sy ußgelassenn würt, soll ir
abermals, wie vorhin offenntlich gesagt unnd darby
gemeldet werdenn, wo sy mer des lasters schuldig,
so werde mann uber die thurn buß ain hertere straf
gegen ir fürnemmen.
Unnd so dise straf oueh nichtz verfacht, besonn-
der52 solche |131v | personn zum drittenn mal Ebru-
chig wurt, so soll die straf des thurns unnd der spy-
sung, als obstat, xii tag unnd xii nacht sin; sy soll
aber, so mann sy ußlaßt, für die Statt unnd deren
hoche unnd nidere gricht verwisen werdenn. Unnd
dise obgeschribne strafen sollennd nur denen uffge-
legt werdenn, die ir Ee mit ledigen luten brechent.
Welehe aber das mit andern eluten thund, deßglich
mit Jungkfrowen oder die für Jungkfrowen gehalten
werdent, die sollend in jegklichem fall die strafen
zwyfach lyden. Unnd ob ain Emann sinen
dienst53 schwecht, der soll die strafen dryfach tra-
genn; ain glyche straf soll das wyb habenn, das mit
irem knecht ebrechet. Doch so ain Emensch mit an-
dern vereweten oder mit sinen dienstenn zum drit-
tenmal des Ebruchs strafbar erfunden wurt, so soll
unns im täglichen Rat uber obbestimpte strafen
noch zu sinem lyb oder zu sinem gut, je nach gstalt
der verschuldung unnd sachenn, wythere straf sin
vorbehalten.
Item die ledigen mann oder gsellenn, die mit
Ewibern, ouch ledig Frowen oder Junkgfrowen, die
mit Emannen sich zum Ersten mal vergond, sol-
lennd die obgeschribnen bussenn wie die Elut selbs
lidenn und tragen. Unnd ob sy an vorigen oder an-
dern ortenn derglichen mer thäten, so sollennd unnd
wellend wir im täglichen Rat uber der Elut straf
gegen inen je nach gstalt der sachen mit gepurlicher
straf handlen. |132r | Unnd besonder, so ain knecht
mit sins herren oder Maisters frowen unkün-

52 Sondern.
53 Mit „Dienst“ ist das Gesinde gemeint, vgl. Grimm,
DWb 2, Sp. 1119.
54 Unkeusch sei, Unzucht triebe.

schete54, der soll zwyfachte buß tragenn unnd darzu,
ob er frömbd ist, von unser Statt verwisen werden.
Deßglich soll die magt, die mit irem herren oder
maister mit Ebruch zeschaffenn hat, zwyfache straf
lidenn unnd, sos frömbd ist, in unser Statt unnd
Oberkait nit mer kummen.
Von der Eschaidung
Item, die obbestimpten straffen sollennd den Ebru-
chigen durch uns von Oberkait wegenn beschehen,
dem unbrüchigen Egemecht sins rechten unbenom-
men, dann so das unbruchig dem bruchigen sin
ubertrettenn unnd Ebruch vor oder nach bezalter
unser straf verzyhenn unnd sich von im nit schaiden
will, so mags es thun unnd inn dem gedingt, wie sy
erstlich zusammen kummen sind, füro plibenn oder
aber nuwe Ee- oder erbrecht mit im betreffen. Doch
soll im selbigen kainer, der des täglichen Rats ist,
ichtzit zwuschen inen in ghaim noch offenbar hand-
len. Welches aber sich vom bruchigen schaiden will
(das dann jedem ist zugelassen), so mag es das thun,
doch nit fur sich selbs. Bsonder soll es für unns in
täglichen Rat kummen, der schaidung begeren unnd
unsers entschaids daruber erwartenn.
Von sünderung des guts
Unnd wann die schaidung der lyben55 vor unns be-
schehen ist, |132v | so soll ouch das gut zwuschen
inen gesundert werden nach den hienach geschrib-
nen Satzungen:
Namblich, wo kaine kinder, von inen baiden ge-
poren, vorhanden sind, so soll das unbrüchig
fryg56 zuvorus zu sinen handen nemmen alles, das es
dem brüchigen hat zugebracht, ouch by im ererbt
oder in gmachts wyß57 uberkummen, darzu sine
klaider, clainot, was zu sinem lyb gehört, deßglich
die Morgengab, die im vom andern verhaissenn ist
oder die es dem andern verhaissen hat, ouch allen

55 Leiber.
56 Frei.
57 Vom Ehepartner.

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