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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Arend, Sabine [Bearb.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (17. Band, 1. Teilband = Baden-Württemberg, 3): Schwäbisch Hall, Heilbronn, Konstanz, Isny und Gengenbach — Tübingen: Mohr Siebeck, 2007

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https://doi.org/10.11588/diglit.30656#0414
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Konstanz

ouch in unser Statt unnd Oberkait ingelassen (zwar,
es soll kain verwißnes Egemecht des Ebruchs halb
ingelassenn werdenn, es syge dann sinem Egmahel
zu elicher bywonung versünt) unnd darnach wide-
rumb Ebruchig erfunden oder schuldig wurd, das
sollennd unnd wellennd wir im täglichen Rat an si-
nem lyb unnd lebenn strafen.
Straf der Eluten, die ire gmahel zum Ebruch
bringent oder des Ebruchs ainandern gestattent
Unnd ob sich kuntlichd erfunde, das etwan ain Ege-
mecht sinen gmahel mit uffsatz59 unnd geferden an-
dern luthen zufurte oder wissenntlich ander lut zu
im liess, sin Ee mit demselbigen zebrechen oder der
uneren zepflegenn, so soll das bruchig die straf vor-
geschribner ordnung lidenn, das ander aber, das es
zu solchem fall unnd ubel gepracht hat, an sinem
lyb unnd lebenn gestrafft werden.
Unnd ob sy baide ye ains dem andern des
Ebruchs zugesehen unnd gestattet hettenn, so soll
mann zu ir baider lyb unnd leben richtenn.
Von Notzogen
Item, welcher Emann oder lediger ain Jungkfrowen
oder frowen, die sye ledig oder in der Ee, notzoget,
also das er gwalt |134v| an sy legt, unnd das kunt-
lich wurt, den soll mann an sinem lyb unnd lebenn
strafenn.
Von mägt verfellen60
Item, welcher Emann ain Jungfrowen irs Mag-
thumbs verfelt, der soll uber unnd zusampt den ob-
bestimpten strafen des Ebruchs ouch in gmainen
seckel an der statt buw straf verfallenn sin zwaint-
zig guldin. Welcher aber die nit zegelten hat, der soll
fur jeden guldin ain tag unnd ain nacht in fanngknis
gelegt werdenn unnd nichts dann wasser trincken
d B: künfftigklich.
59 Feindschaft, üblem Vorsatz, vgl. Grimm, DWb 1,
Sp. 718.
60 Zu Fall bringen, entehren, vgl. Grimm, DWb 25,
Sp.301.

unnd brot und haber muß essenn, unnd der Jungk-
frowen, die er verfelt hat, soll er für iren plumen
gebenn ain par schuch61 unnd ir nit wyther schuldig
sin, es were dann, das sy ain kindli von im empfan-
gen unnd geporen hette, das soll er von ir nemmen,
ir aber weder by kindbett noch sunst von desselbi-
genn wegenn nichts schuldig sin.
Doch soll er solches kind on beger oder guten
willen siner Egmaheln in sin hus nit nemmen noch
nebent den elichen kinden noch by siner frowen er-
ziehenn.
Ain gliche maynung sols ouch mit den ledigen
habenn, die nit Jungkfrowen sind, wo sy kind byn
elutenn gepären, das inen die Emenner gar nichtz
schuldig sin sollennd, dann allain die kind von inen
zenemmen.
Wo aber ain lediger mann ain Jungkfrowen
schwecht, one das er sy vorhin verwennt62 hette, als
sölte sy zun Erenn ime zewillen werden, der soll ir
fur den magthumb |135r | ain abtrag thun nach un-
ser, des täglichenn Rats, erkantnis, welcher dann je
nach gestalt der personen und hanndels durch unns
taxiert unnd geschetzt soll werdenn. Er soll aber
darby unns an unser Statt buw xv guldin verfallenn
sin oder fur jedenn guldin ain tag und ain nacht im
thurn mit wasser unnd brot, ouch häberin muß, ge-
spyßt unnd getrenckt werdenn, Es were dann, das er
mit wissenn unnd willen der tochter vatter unnd
mutter, oder, ob die nit wärind, der Vögtenn oder
der nechstenn frundenn, obs kaine Vögt hett, sich
mit ir verhirrete, alsdann soll er unns by solcher
straf nichtz schuldig sin.
So sy ouch ain kindli uß im empfangen unnd ge-
poren hette, so soll er das kind von ir nemmen unnd
ir fur die kindpett unnd allenn kindscostenn geben
iiii gulden unnd ir nit wyther schuldig sin.
Unnd ob sich aber kuntlichen erfunde, das die
selbig tochter dem selbigen ledigen mann selbs nach-
geloffen were oder mit briefenn, botschafftenn oder
sunst mer ine, dann er sy zu solcher sach angeraitzt
61 Die Übergabe von einem Paar Schuhe war eine ge-
bräuchliche Strafe bei Defloration, vgl. Grimm,
DWb 15, Sp. 1850. Vgl. Schultze-Gallera, Fuss-
und Schuh-Symbolik.
62 Siehe oben, Anm. 51.

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