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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]; Arend, Sabine [Oth.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (17. Band, 1. Teilband = Baden-Württemberg, 3): Schwäbisch Hall, Heilbronn, Konstanz, Isny und Gengenbach — Tübingen: Mohr Siebeck, 2007

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https://doi.org/10.11588/diglit.30656#0417
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8. Zuchtordnung 1531

verkündt unnd an tisch des herren nit zugelassenn
werden.
Er mag aber nach beschehner verkündungl vor
den verordneten gwalthabern der kirchen sins un-
rechtenn sich erclagenn unnd versünung mit der kir-
chenn von hertzenn unnd mit ernst begeren. So das
beschicht, soll im versünung unnd gmainschafft des
tischs des herren mitgethailt werdenn.
Unnd so er, wie jetzgehört, nach dem verkunden
der kirchen versünt wurd unnd doch nit biß zu
nechstkunfftiger haltung des herren nachtmals von
den Christenn als ain unversunter der gmaind gots
geachtet werdenn welte, so mögent die Prediger ine
(ob er des begert) dem Volck anzöugen, das er ver-
sünt syge, Wiewol nachmals im nachtmal Christi, so
er ouch als ain glid Christi by ist unnd mitnußt, sin
versünung mengklichem gnug kuntpar wurt.
Welcher aber uff die erstenn, deßglich uff die an-
dern straf, die ime im täglichenn Rat von ainerlay
lasters wegen wurt angelegt, sichm vor den verord-
neten gwalthabern der kirchen siner begangnen
ubelthat clagende erkennen unnd mit hertzlichem
Ernst der versünung begerenn wurd, dem soll die
gütlichen werden mitgethailt.
Unnd ob er schon nach der erstenn oder andern
straf kainer versünung begerenn, besonnder villich-
ter achten wurd, als ob die empfangen straf sin ver-
sünung sin sölt, so soll er |138v | doch zum tisch des
Herren nit gon. Er soll aber nochmals nit offentlich
als ain abgesunderter verkündt werdenn, er käme
dann zum dritten mal von ainerlay lasters wegen in
die straf nach Inhalt diser Statuten.
So ouch ettwar der schweren unnd offnen schand
unnd ubelthatenn, durch die Zuchtherren unns im
täglichen Rat angebenn unnd doch nach der gepur
unnd Inhalt diser Statuten nit gestraft wurd, gegen
demselbigen soll mit verkundung unnd absundrung
vom tisch des herren nwie gegen den dru mal ge-
straftenn gehandelt werdenn.
Nun wellend aber wir zu diser christenlichen
versünung niemands nottrengen, besunder jegkli-
chen hierinn sines selbs willens unnd fryg lassen, das
l Gestrichen: vor unns oder vorm täglichen Rat oder.
m Gestrichen: vor unns oder im täglichen Rat oder.
n-n Fehlt B.

er nach erlitner erster, andrer oder dritten strafo vor
den gwalthabern der kirchen mit der kirchen ver-
sünt zewerden begeren mag oder nit begeren, damit
nit jemands uß falschem glyß unnd bösem grund
von forchten oder zytlichen schadens wegen diß ver-
sünung thüge, die er doch uß rüwigem hertzen unnd
mit warhafftem ernst verhandlen solt.
Allediewyl aber, wer mit der kirchen nit ains ist,
ouch an irer gaistlichen spyß des lybs und pluts
Christi kain gmainschafft haben mag, so sollend
ouch die selbigen, die oberzelter maßen durch unns
oder im täglichen Rat gestraft sind, uffgezaichnet
unnd zum tisch des herren nit gelassen werden, biß
die versünung, wie vorstat, beschehen ist. |139r |
Doch ob sich begebe, das ettwar nach erlitner
straf lange Zit die versünung nit begerte, ouch deren
als ain ruchloßer nit achtete, unnd aber die christen-
lich lieb in alweg vlyssig ist unnd sorgfaltig, jeder-
man dem Herren zegewinnen, so sollenndp die ver-
ordneten gwalthabere der kirchen denselbigen be-
schickenn, ime die verderpliche gevarlichait siner se-
len zum getruwlichsten fürhalten, ob villicht der
barmhertzig gott ine mit aim rüwigen gaist bega-
ben, unnd er von hertzen mit der kirchen gots ver-
sünt zewerden begeren welt, welches, so ers thut,
soll mann ime widerumb als ain versüntes glid der
kirchen annemmen. Beharte er aber uber solliche
warnung in sinem verstockten willen, soll dannocht
er zur versünung nit gezwungen, Er soll aber, wie
gehört, zum tisch des herren nit zugelassen unnd
sunst als ain haid oder nit Christ geachtet werden.
Es soll aber dise Strengkait der usschliessung
von der christenlichen gmainschafft oder tisch des
herren uber die obgeschribnen minder swäre laster,
namblich unverdacht sweren, spilen, nach- unnd
nachtzechenn, zutrinckenn und derglichen nit ge-
brucht, besonder allain in den sweren, groben unnd
ergerlichen sunden, als Ebrechen, Jungfrow swe-
chen, offner hurery, wucher, kupplen unnd derglich,
gehalten werden.
Doch ouch der hurery halb, zwuschen ledigen
unnd ledigen verloffen, dergstalt, das dieselbigen,
o Gestrichen: vor unns oder im täglichen Rat oder.
p Gestrichen: wir im täglichen Rat oder.

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