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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Arend, Sabine [Bearb.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (17. Band, 1. Teilband = Baden-Württemberg, 3): Schwäbisch Hall, Heilbronn, Konstanz, Isny und Gengenbach — Tübingen: Mohr Siebeck, 2007

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https://doi.org/10.11588/diglit.30656#0423
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8. Zuchtordnung 1531

Item, so ain vischtag96 an einem fyrtag ist, so ist der
vischkouff zugelassen.
Item, damit die gmain, offen hurery und un-
zucht dest mer getempt werd, hat der rat am 11. tag
May Anno 1538 verordnet, wo die wachter nachts
uff den gengen, uff den gassen oder an andern offnen
orten in der statt gmain mätzen findent, die sollend
sy gfengklich annemmen und uff das tor in gfengk-
nis legen, damit der rat gegen denen der gepür nach
handlen mög.
Item, als under der Morgenpredig am fyrtag ett-
lich |145v | maisterloß97 lüt in würts- und andern hu-
sern zu morgen essent und zechent, ist den Zucht-
herren bevolhen, so arm lut, die die spenn und al-
müsen nemment, dasselbig thünd, söllenn sy die von
stund an im würtshus oder anderßwo, wo sy allso
zechent, von der zech nemmen und in turn füren
lassen. Darnach würt der rat wyther gegen inen
handeln. Thünds aber ander lut, söllenn sy die sunst
nach irer erkantnis strafen. Doch ob ettwar uber
feld welte und allso zu morgen äß, der syg rich oder
arm, dem soll das nit verbotten sin.
Actum 4. Novembris Anno 1538
Als in der Zuchtordnung des Zutrinckens halb
ein ordnung ist98, das man das erst mal zwen gulden,
das ander mal vier guldin etc. nemen soll, ist jetzo
dise straf, großy halb, diewyl sy mer zu zerrüttung
dann zu uffung99 der ordnung dienet, geringert unnd
uff dry schilling pfennig gesetzt, also welher lut der
ordnung strafbar würt, der sölle alle mal dry schil-
ling pfennig geben.
Item und als sich vor den Zuchtherren ettwann
zutragt, das, so ainer gestraft würt, er sagt, warumb
andere, die ouch solches thüen, nit ouch gestraft
werdint, unnd so er gefragt würt, wer dieselbigen
96 Tag, an dem gefischt wird, vgl. Grimm, DWb 3,
Sp.1688.
97 Ohne Meister, ohne Führung, hier im Sinne von zügellos,
ausgelassen, vgl. Grimm, DWb 12, Sp. 1973.
98 Siehe oben, S. 386.
99 Aufrichtung, Erhaltung.
100 Vgl. oben, S. 400.

syen, wil ers nit sagen, darumb hat der rat verord-
net und den Zuchtherren bevolhen, so ainer also vor
inen sagt, söllend sy inne fragen, wer der syg. Wil
ers nit sagen, söllend sys im ann ain schilling pfening
zesagen zepieten, unnd so ers nit sagt, söllend sy den
ßd von im nemen.
Actum 19. Marcii Anno 1534 |146r |
Als lut der Zuchtordnung zwen vom täglichen
rat, ainer vom grossen rat und ainer von der überi-
gen gmaind zu Zuchtherren verordnet werden söl-
lind100, ist uff Sambstag, den 18. tag Januarii Anno
1539 verordnet, das die zwen, namblich der vom
grossen rat und der von der gmaind, für und für wie
bißdaher pliben und all Suntag sitzen söllen, aber
deren halb vom täglichen rat ist enderung besche-
hen dergestalt, das allweg dry vom täglichen rat
mitsampt den andern zwayen das ampt versehen,
ouch am Suntag sitzen sollen. Es soll aber under
inen ain abwechsel sin also, das es an sy alle kumme,
namlich söllen ain mal der eltest von geschlechten
und der jüngst von Zunfftmaistern sampt ainem by-
sitzen dryg Suntag, unnd darnach der eltest zunfft-
maister und der Jüngst von geschlächten sampt ai-
nem bysitzen ouch dry Suntag das zuchtampt ver-
sehen söllen, biß es an sy alle kummen ist. Item, so
ettwann ainer, an dem das Ampt zuversehen ist,
kranck oder nit hie were, so soll es von ainem andern
versehen werden. Hinwiederumb soll er so vil tag,
als er nit darby ist gsin, hienach andere, die ouch nit
darby könten sin, versehen.
Actum 18. Januarii Anno 1539
Item, als ain ordnung ist, das man an fyrtagen
under der morgenpredig uff kainen gassen noch
plätzen byainandern sin solle etc. unnd aber ettliche
knaben under dem vorschopff101 zu Sanct Stef-
fan102 sind unnd nit in die kirchen gar hinin |146v |
gond, ist vom rat angesehen, welhe im selbigen vor-
101 Vorhof, Hof vor der Kirche, vgl. Grimm, DWb 26,
Sp.1499.
102 St. Stephan, Stifts- und Pfarrkirche, später Hauptpfarr-
kirche der Bürgergemeinde, seit Ende des 15. Jahrhun-
derts Ort der jährlichen Schwörtage, vgl. Maurer,
Konstanz 1, S. 42-44; Dobras, Konstanz, S. 87f.

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