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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]; Arend, Sabine [Oth.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (17. Band, 1. Teilband = Baden-Württemberg, 3): Schwäbisch Hall, Heilbronn, Konstanz, Isny und Gengenbach — Tübingen: Mohr Siebeck, 2007

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https://doi.org/10.11588/diglit.30656#0441
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Einleitung

1. Die Reichsstadt Isny

Isny im Allgäu ging aus einer Siedlung um das 1096 gegründete Benediktinerkloster hervor. Der Ort, der
1171 planmäßig ausgebaut wurde und das Marktrecht erhielt, blieb in den folgenden Jahrhunderten poli-
tisch wie kirchlich eng mit dem Kloster verbunden.1 1281 verlieh König Rudolf von Habsburg Isny das
Lindauer Stadtrecht, 1306 wurde die Stadt zusammen mit der Herrschaft Zeil-Trauchburg an die Truch-
sessen von Waldburg verkauft,2 konnte sich jedoch bereits 1365 - dank ihrer guten wirtschaftlichen Situa-
tion-wieder loskaufen und erlangte damit die Reichsunmittelbarkeit. Mit der Verleihung des Blutbanns
1429 und des Münzrechts 1507 trat Isny endgültig in den Stand einer freien Reichsstadt.3 Das Gebiet der
um 1500 rund 3000 Einwohner4 zählenden Stadt umfasste lediglich den ummauerten Bezirk und keine
darüber hinausgehende Landgebiete.5 Isny gehörte zwar nicht zu den politisch bedeutenden Städten,
gelangte durch die Leinwandherstellung bis ins 16. Jahrhundert hinein jedoch zu einem gewissen Reichtum,
der es wirtschaftlich bedeutender werden ließ als die benachbarten Reichsstädte Wangen, Leutkirch oder
Kempten.6
Die Isnyer Pfarrkirche St. Nikolai gehörte zum Bistum Konstanz. 1396 wurde sie dem Benediktiner-
kloster Isny inkorporiert.7 Während der Abt das Präsentationsrecht für den Vikar besaß, übte der Rat der
Reichsstadt das Nominationsrecht für sämtliche nach 1450 in der Pfarrkirche gestifteten Altarpfründen
zunächst uneingeschränkt8 aus. Er sicherte sich mit der Aufsicht über die Armen-, Bau- und Pfründenstif-
tungen einen Teil des kirchlichen Vermögens und damit weitreichenden Einfluss auf kirchliche Angelegen-
heiten.9 Neben diesen Rechten hatte sich der Isnyer Rat auch das Nominations- und Präsentationsrecht für
die Kaplaneien des 1397 gegründeten Spitals reservieren können. Im Spätmittelalter waren in Isny 16 Pries-
ter bepfründet: In der Pfarrkirche neben dem Vikar zwei Helfer, sieben Kapläne sowie ein Prädikant an der
1462 gestifteten Prädikatur,10 einer an der 1449 gestifteten Ölbergkaplanei, vier an der Spitalkapelle sowie
einer im Siechenhaus vor der Stadt.11 1462 schlossen sich die Isnyer Geistlichen in einer Priesterbruder-
schaft zusammen.
Die Darstellung der reformatorischen Neuerungen in Isny und die Edition der entsprechenden Texte
wird dadurch erschwert, dass die Stadt 1631 durch einen Brand stark zerstört wurde. Hierbei gingen auch

1 Hauptmeyer, Verfassung, S. 13. Zur Verflechtung von
Stadt und Kloster siehe Greiffenhagen, Kultur,
S. 93-103.
2 Zur Beziehung der Stadt zu den Truchsessen siehe
Greiffenhagen, Kultur, S. 103-109.
3 Hauptmeyer, Verfassung, S. 14-19; Köhler, Ehege-
richt II, S. 204-206.
4 Hauptmeyer, Verfassung, S. 2.
5 Warmbrunn, Reformatoren, S. 171.
6 Klaiber, Wirtschaftspolitik, S. 3-36; Hauptmeyer,
Verfassung, S. 4, 22-37; Greiffenhagen, Kultur,
S. 170-179; Kellenbenz, Isny, S. 100-123.
7 Regesta Episcoporum Constantiensium III, Nr. 7463
vom 25. August 1396. Die Inkorporation trat de facto
erst 1404 in Kraft, vgl. Kammerer, Geschichte, S. 77-

81; ders., Reformation, S. 3; Sauter, Inkorporationen,
S. 47.
8 1491 schlossen der Rat und das Kloster einen Vertrag, in
dem sie vereinbarten, die Altarpfründen abwechselnd zu
besetzen, Kammerer, Geschichte, S. 83. Zu den einzel-
nen Kaplaneien siehe Sauter, Inkorporationen, S. 71
Anm. 29.
9 Kammerer, Geschichte, S. 83.
10 Die Prädikatur wurde vom Konstanzer Domherrn
Johannes Guldin, einem gebürtigen Isnyer, gestiftet,
Kammerer, Reformation, S. 3; ders., Geschichte, S. 96;
Kammerer/Weible, Bibliothek, S. 2f.; Warm-
brunn, Reformatoren, S. 172.
11 Kammerer, Geschichte, S. 84f.

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