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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Arend, Sabine [Bearb.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (17. Band, 1. Teilband = Baden-Württemberg, 3): Schwäbisch Hall, Heilbronn, Konstanz, Isny und Gengenbach — Tübingen: Mohr Siebeck, 2007

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https://doi.org/10.11588/diglit.30656#0497
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Einleitung

Hornberg als dessen Nachfolger.22 Horneck galt als „ein gefügiges Werkzeug“ des Landvogts Graf Wilhelm,
der mit ihm die Reformation im Kloster eingeführt haben soll.23 Hatte das Kloster bereits bei Hornecks
Amtsantritt nur noch wenige Konventualen, so lebte bei seinem Tod 1540 nur noch einer, nämlich Prior
Friedrich von Keppenbach, der auf Drängen des Bischofs von Straßburg im selben Jahr zum Abt ernannt
wurde und bis 1555 im Amt blieb.24
Seit 1525 war Konrad Knecht (Servitoris) als Leutpriester an der Gengenbacher Martinskirche tätig,
wo er evangelisch predigte.25 Dies geht aus einem Brief des Abtes an Bischof Wilhelm von Straßburg vom
8. Dezember 1526 hervor, dem neun Klagepunkte über die evangelische Gesinnung des Leutpriesters bei-
gefügt sind.26 Am 23. Januar 1527 forderte der Bischof den Gengenbacher Rat auf, dem Leutpriester Pre-
digt und Pfarrtätigkeit zu verbieten.27 Der Rat lehnte dieses Ansinnen jedoch unter Verweis auf den Spey-
erer Reichstagsabschied von 1526 ab.28 Neben Konrad Knecht wirkten seit 1525 Lucius Kyber29 als evan-
gelischer Prädikant und seit 1536 Matthias Erb als Schulmeister in Gengenbach.
Der reichsstädtische Rat öffnete sich der Reformation immer mehr. 1529 nahm er 39 evangelische Bür-
ger aus dem altgläubigen Rottweil auf, die wegen ihres Glaubens die Stadt hatten verlassen müssen.30 Auf
dem Augsburger Reichstag 1530 bekannte sich Gengenbach an der Seite von Offenburg und Straßburg zur
Reformation und unterzeichnete die Confessio Augustana. Dem Schmalkaldischen Bund gehörte die
Reichsstadt jedoch vermutlich nicht an.31 In den 1530er Jahren war die Reformation in Gengenbach eta-
bliert. Bucer bezeichnete die Reichsstadt 1534 in einem Brief an Ambrosius Blarer als evangelische Stadt,
ubi vivitur nostro more.32

1. Mandat zur Schulmeisteranstellung [1536-1544] (Text S. 483)

2. Schulmeisterordnung [1536-1544] (Text S. 484)
Im Zuge der Konsolidierung der Reformation in Gengenbach bemühte sich der Rat ab 1536 auch um den
Aufbau eines neuen Schulwesens. Unterstützung erhielt er dabei durch den Straßburger Domprediger Kas-
par Hedio. Dieser stammte aus Ettlingen, war mit Graf Wilhelm von Fürstenberg befreundet und dem
Fortgang der Reformation in Gengenbach sehr zugetan. Hedio holte den ebenfalls aus Ettlingen stammen-
den Matthias Erb als Schulmeister nach Gengenbach. Erb hatte in Bern studiert und war unter anderem in
badischen Diensten gestanden, ehe er 1536 nach Gengenbach kam.33 Im selben Jahr war hier eine Latein-
schule eröffnet worden, die unter seiner Leitung stand.

22 Hitzfeld, Abtei, S. 79; Reden-Dohna, Gengenbach,
S. 163; Meister, Kirchenpolitik, S. 61; Gothein,
Wirtschaftsgeschichte, S. 269f.
23 Hitzfeld, Abtei, S. 79; End, Benediktinerkloster,
S. 229; Krebs, Ortenau, S. 174; Mayer, Beiträge,
S. 165: Melchior de Horneck ... turpis factus apostata.
Obiit 1540, et quia in apostasia interiit, nomen eius in mor-
tuario non invenitur.
24 Vgl. Franck, Abtswahl, S. 82-105; Mayer, Ge-
schichte, S. 165f.; Krebs, Ortenau, S. 182.
25 Konrad Knecht (Servitoris) aus Hagenweiler im Elsass
wurde 1525 als erster evangelischer Pfarrer in Gengen-
bach angestellt. Er blieb dort bis zu seinem Tod vor
1540, vgl. Kohls, Bewegung, S. 18; Bender, Refor-
mation, S. 20; Hitzfeld, Abtei, S. 75.
26 Bläsi, Reformation, S. 205f. paraphrasiert die neun
Klagen.
27 Ebd., S. 207.
28 Ebd., S. 206.

29 Lucius Kyber stammte aus dem eidgenössischen Blu-
denz. Nach dem Interim ging er nach Straßburg und
wirkte dort bis zu seinem Tod im Jahre 1554. Zu Lucius
Kyber siehe Bender, Reformation, S. 20; Kohls,
Bewegung, S. 18f.
30 Hitzfeld, Abtei, S. 79; End, Benediktinerkloster,
S. 228.
31 Fabian, Beschlüsse 3, S. 21-28; Bläsi, Reformation,
S. 208.
32 Siehe Schiess, Briefwechsel I, Nr. 417 S. 493 vom
30. April 1534; vgl. Bender, Reformation, S. 14;
Bläsi, Reformation, S. 208.
33 Bereits 1538 ging Matthias Erb ins württembergische
Reichenweier im Elsass, wo er bis 1559 tätig war. 1561
siedelte er nach Rappoltsweiler über. Hier starb er 1571.
Zu Matthias Erb siehe Rocholl, Erb, S. 3-36; Röh-
rich, Mitteilungen III, S. 275-295; Bopp, Geistliche,
Nr. 1223; Kohls, Bewegung, S. 8.

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