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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Arend, Sabine [Oth.]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (17. Band, 1. Teilband = Baden-Württemberg, 3): Schwäbisch Hall, Heilbronn, Konstanz, Isny und Gengenbach — Tübingen: Mohr Siebeck, 2007

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https://doi.org/10.11588/diglit.30656#0513
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3c. Kirchenordnung [1538]

Von Zuchtgericht,
wie es gehalten werden sölle |3r |
Nachdem die diaconen oder auffseher der kirchen
ordnung begriffen, sollen sy auß in selb zwen gots-
förchtiger Mann außleßen, die warnemen sollen,
auffmercken auff die ergerlichen, offenbaren lastern,
das die jhenen, die in hurrerey, Sauffen, fressen,
gotslestern, Spilen, Tantzen und andern begriffen
oder glaubwürdigclich darfur gehalten, beschickt
sollen werden, von den abzuston vermant, angese-
hen, die sträff vor langst von ainem ersamen Rhat
erkhant, dabey wirs yetzt bleiben lassen. Wa aber
solchs mandatt veracht und ubersehen, sollen die
diaconen in ains Rhats erkantnuß die sachen befel-
chen.
Damit sich aber dises zuchtgerichts niemand be-
schwere, als ob es nur schenden und schmahen mit
im brechte, so wellen wir, das allen den, die bschickt
unnd angesprochen werden und sich bessern oder
(das inen zugelassen) sich erlich verantworten und ir
unschuld mit warhayt darthun, an iren eeren gantz
unschedlich, unverletzlich und unauffheblich sein.
Es soll auch solchen niemands, weder ernsts
weyß noch schimpfflich, auffrupffen11 oder verweys-
sen. Wa aber yemands das ubersehe und fur Rhat
brecht wurd, sol nach verdientem frefel in ains
Rhats straff sein.
Superattendenten auff dem Lannd
Auff dem Land auffseher zusetzen, die den diaconen
die laster anzaygen sollen, wurt ain Rhat nach yedes
thals oder Zinckgen12 gschicklichayt verordnen.
Dise auffseher werden auch von ainem Rhat ge-
schutzt, geschirmpt und gehandthabt werden. |3v |

11 Aufrufen, Vorwürfe machen. Gemeint ist, dass niemand
eigenmächtig handeln soll, vgl. Grimm, DWb 1,
Sp.716.
12 Zinken = Nebentäler im Schwarzwald, vgl. Grimm,
DWb 31, Sp. 1407.
13 Vgl. Joh 17,1-26.

Von predigampt und
seinen dienern
Under anderm, so wir von got, dem Herren, haben,
ist unns am allerfordersten und -fleyßigisten das
predigampt, als auß dem die menschen der gehaym-
nuß gottes unnd seins gottlichen willens bericht, be-
folhen, welches auch das gemain mitel unnd ord-
nung gottes, zum glauben zu komen, wie Ro. 10 [17]
stät, on welches auch niemand zum ewigen leben
kompt, wie der Herr selb sagt13. Darumb wellen wir
auch nach dem beschayd gottlichs wortts, das un-
sere predicanten ires diensts warten und befolhnem
ampt mit vlys unnd ernst verstanden14, Zum ersten
mit predigen von der gnad und barmherzigkait got-
tes, durch Christum uns furgestelt in heyliger gott-
licher schryfft alts und news testamenten bezeugen,
welches die Suma des gebotts gottes und hauptar-
tickel unnsers christenlichen glaubens ist.
Darnach sollen sy auch mechtig sein zu verma-
nen und straffen und den widerwertigen die meuler
verstopffen15, Abgotterey und andere grewliche su-
perstitionen, mißbreuch und laster unverborgen an-
zaigen, das sich meniglich wisse zu hutten, dis alles
auß biblischer schrifft, so vil zur kirchen besserung
not sein wurdet.
Auch mit den zwayen puntzeychen oder Sacra-
menten16 der gnaden gottes der gmaind gottes be-
flissen furston und nach dem befelch Christi trewe
außtayler erfunden werden17 und nichts underlas-
sen, was zu der eeren gottes und erbawung der
gmaind [dient], Wie sy dann des beschayd haben
auß bayden episteln Pauli zum Thimotheo und
Tito18.

14 Vgl. 1Tim 3,1-13; 2Tim 3,16.
15 Vgl. Tit 1,10-16.
16 Taufe und Abendmahl.
17 Vgl. 1Kor 4,1-2.
18 Vgl. 1Tim 3,1-13; Tit 1,6-9.

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