5. Gengenbacher Katechismus 1545
5. Gengenbacher Katechismusa
23. Februar 1545
Kurtze und Einfältige form eines Christlichen Catechismi, für die Kirchen zuo Gengenbach zuosamen gefasset
[Wappen der Reichsstadt Gengenbach]
ANNO 1545 lAiial
Den Edlen, vesten, Ersamen, weisen Schuoltheis,
Stettmeister und Rath zuo Gengenbach, unsern gün-
stigen, lieben Herren.
Die gnad und erkantnus Gottes werd inn euch
gemehret allezeit, Edlen, vesten, Ersamen, weisen,
günstigen, lieben Herrn. Nachdem allhie etlich jar
lang aus sondern gnaden Gottes das heilig Evange-
lion gepredigt und diser kirchen mit allem ernst und
fleiss fürgehalten worden, ist under andern kirchen
übungen auch ein gemeiner kurtzer Catechismus
oder kinderlere von den fürnemsten artickeln des
Christlichen glaubens unserer jugent fürgetragen
und eingebildet worden und das selb, Got | Aiib | hab
lob, nicht on grossen nutz und erbawung der jugent,
so wir hierin gespürt und befunden.
Solcher Catechismus aber, wie er von uns als die-
nern der kirchen zuosammen gefasset und gesetzt, ist
von vilen guothertzigen an uns begeret worden, da-
mit sie in ire kind und gesind aus vorgeschribnen
büchlin auch leren möchten, Welchs dann als ein
Christlich begeren von uns angesehen, inen zuom
theil gewillfaret und geschriben büchlin zuogestellet
worden. Nu wil der arbeit des abschreibens viel wer-
den und zuo langsam zuogehen mit dem abschreiben
so viler exemplarien, sonderlich, so von den kindern
täglich viel zuorissen und auch zuom theil sehr falsch
abgeschriben werden1.
Derhalben haben wir uns entschlossen, für unser
kirch dise kinderbericht zuo nutz den Statt- und
umbligenden thalleuten2 trucken zuo lassen, angese-
hen, das die büchlein mit geringerm kosten anzuo-
kommen sind dann von der | Aiiia | hand geschriben,
a Textvorlage (Druck): PfarrA St. Marien, Gengenbach.
Abdruck: Kohls, Katechismus, S. 27-45.
1 Siehe oben, S. 496.
allein das deste füglicher solche Christliche kinder
lere bei uns weiter ausbreitet würde und niemand
sich zuo beklagen hett des mangels der exemplarien.
Aus disen ursachen haben wir disen Catechis-
mon inn truck geben, nicht das wir uns das unser
allein gefallen lassen und anderer arbeit und fleiss
verachten wölten, die vor langen jaren dergleichen
unnd bessere formen der Christlichen kinderlere ge-
schriben und der Christenheit zuo nutz ausgehen ha-
ben lassen, Dann wir gerne wolten und von Gott
dem herren höchlich begerten, das unsere jugent
von anfang wer abgericht auff die kürtze form des
kleinern Catechismi D. Martin Luthers3, so wolten
wir uns des inn unser Kirchen gern gebrauchen, die-
weil darinn kurtzlich und klärlich alle haushaltung
der Kirchen Christi mit leichterer arbeit dann aus
andern weitleuffigen büchern erlernt werden mag.
Dieweil aber der wirdig, hochgelert, | Aiiib | tewr
man gottes, D. Martin Luther, inn gemelten seinem
Catechismo selbs den rath gibt allen trewen pfarr-
hern und kirchendienern der kinderlere halben, das
sie einerlei form für sich nemen, darauff bleiben, die
selbe immer treiben, ein jar wie das ander der jugent
und einfeltigem volck einbilden sollen4, Und dazuo
uns auch geferlich ansihet, ja on nachteil und der
kinder gedechtnüs zerrüttung unmöglich, sie von
der langen und viel jar gefasseten ordnung zuo ent-
wenen, sind wir verursacht, dise bei uns gemeine
form also zuo behalten und mit dem willen Gottes zuo
seiner ehr und besserung der jugent fürter zuo ge-
brauchen, möchten wol leiden, das niemand mit un-
serer einfaltigkeit beladen würde, doch ob jemand
2 Gemeint sind die Bewohner des Kinzigtales, die rechtlich
zur Reichsstadt Gengenbach gehörten.
3 Luther, Kleiner Katechismus, BSLK S. 499-541.
4 Luther, Kleiner Katechismus, BSLK S. 502f.
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5. Gengenbacher Katechismusa
23. Februar 1545
Kurtze und Einfältige form eines Christlichen Catechismi, für die Kirchen zuo Gengenbach zuosamen gefasset
[Wappen der Reichsstadt Gengenbach]
ANNO 1545 lAiial
Den Edlen, vesten, Ersamen, weisen Schuoltheis,
Stettmeister und Rath zuo Gengenbach, unsern gün-
stigen, lieben Herren.
Die gnad und erkantnus Gottes werd inn euch
gemehret allezeit, Edlen, vesten, Ersamen, weisen,
günstigen, lieben Herrn. Nachdem allhie etlich jar
lang aus sondern gnaden Gottes das heilig Evange-
lion gepredigt und diser kirchen mit allem ernst und
fleiss fürgehalten worden, ist under andern kirchen
übungen auch ein gemeiner kurtzer Catechismus
oder kinderlere von den fürnemsten artickeln des
Christlichen glaubens unserer jugent fürgetragen
und eingebildet worden und das selb, Got | Aiib | hab
lob, nicht on grossen nutz und erbawung der jugent,
so wir hierin gespürt und befunden.
Solcher Catechismus aber, wie er von uns als die-
nern der kirchen zuosammen gefasset und gesetzt, ist
von vilen guothertzigen an uns begeret worden, da-
mit sie in ire kind und gesind aus vorgeschribnen
büchlin auch leren möchten, Welchs dann als ein
Christlich begeren von uns angesehen, inen zuom
theil gewillfaret und geschriben büchlin zuogestellet
worden. Nu wil der arbeit des abschreibens viel wer-
den und zuo langsam zuogehen mit dem abschreiben
so viler exemplarien, sonderlich, so von den kindern
täglich viel zuorissen und auch zuom theil sehr falsch
abgeschriben werden1.
Derhalben haben wir uns entschlossen, für unser
kirch dise kinderbericht zuo nutz den Statt- und
umbligenden thalleuten2 trucken zuo lassen, angese-
hen, das die büchlein mit geringerm kosten anzuo-
kommen sind dann von der | Aiiia | hand geschriben,
a Textvorlage (Druck): PfarrA St. Marien, Gengenbach.
Abdruck: Kohls, Katechismus, S. 27-45.
1 Siehe oben, S. 496.
allein das deste füglicher solche Christliche kinder
lere bei uns weiter ausbreitet würde und niemand
sich zuo beklagen hett des mangels der exemplarien.
Aus disen ursachen haben wir disen Catechis-
mon inn truck geben, nicht das wir uns das unser
allein gefallen lassen und anderer arbeit und fleiss
verachten wölten, die vor langen jaren dergleichen
unnd bessere formen der Christlichen kinderlere ge-
schriben und der Christenheit zuo nutz ausgehen ha-
ben lassen, Dann wir gerne wolten und von Gott
dem herren höchlich begerten, das unsere jugent
von anfang wer abgericht auff die kürtze form des
kleinern Catechismi D. Martin Luthers3, so wolten
wir uns des inn unser Kirchen gern gebrauchen, die-
weil darinn kurtzlich und klärlich alle haushaltung
der Kirchen Christi mit leichterer arbeit dann aus
andern weitleuffigen büchern erlernt werden mag.
Dieweil aber der wirdig, hochgelert, | Aiiib | tewr
man gottes, D. Martin Luther, inn gemelten seinem
Catechismo selbs den rath gibt allen trewen pfarr-
hern und kirchendienern der kinderlere halben, das
sie einerlei form für sich nemen, darauff bleiben, die
selbe immer treiben, ein jar wie das ander der jugent
und einfeltigem volck einbilden sollen4, Und dazuo
uns auch geferlich ansihet, ja on nachteil und der
kinder gedechtnüs zerrüttung unmöglich, sie von
der langen und viel jar gefasseten ordnung zuo ent-
wenen, sind wir verursacht, dise bei uns gemeine
form also zuo behalten und mit dem willen Gottes zuo
seiner ehr und besserung der jugent fürter zuo ge-
brauchen, möchten wol leiden, das niemand mit un-
serer einfaltigkeit beladen würde, doch ob jemand
2 Gemeint sind die Bewohner des Kinzigtales, die rechtlich
zur Reichsstadt Gengenbach gehörten.
3 Luther, Kleiner Katechismus, BSLK S. 499-541.
4 Luther, Kleiner Katechismus, BSLK S. 502f.
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