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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Arend, Sabine [Bearb.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (17. Band, 1. Teilband = Baden-Württemberg, 3): Schwäbisch Hall, Heilbronn, Konstanz, Isny und Gengenbach — Tübingen: Mohr Siebeck, 2007

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https://doi.org/10.11588/diglit.30656#0532
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Gengenbach

6. Ordnung zu Eherechtsfragena
[1536-1544]

Straff des Eebruchs
So ein Eegemecht, so diser Statt verwandt, weyb
oder mans person, an dem anderen brüchig würt,
das inn- oder ußerthalb diser Statt Gengenbach er-
griffen oder sunst kundtlich gemacht, das soll zum
erstenn mal der Statt i lib d beßeren1. Würt es zum
andern mal an den Eebruch befunden oder sunst der
Eebruch kundtlich gemacht, daß soll der statt ii lib
beßeren. Würt es aber zum drittenmal an dem
Eebruch befunden oder der Eebruch kundtlich ge-
macht, daß soll der Statt iii lib d beßeren.
Wurde es aber zum vierden mal an dem Eebruch
befunden oder sunst der Eebruch kundtlich ge-
macht, so soll es gefencklich angenomen unnd in
thorn gelegt, von der Statt geechtet werden nach
erkantnuß eines Rhats, unnd so das uff gnad widder
eingelaßen unnd also ein keme, ist es dann eins
| 225v | mans person und verbricht widder, der soll
weder zu gericht noch recht oder zu anderenn eerli-
chen Emptern nimmermehr gepraucht, auch, so er
solich empter zuvor beseßen oder trüege, derselbi-
gen entsetzt und sich further nimmer gebrauchen on
sonder erkantnüß eins Rhats, darinnen solicher
ubertrettener person gelegenheit und gestalt be-
dacht werden soll; Ist es aber ein weibsbild, die soll
zu hievoriger thurn- unnd geltstraff zu kainer hoch-
zeyt, offnen däntzen, eerlichen gesellschafften uff
die Stuben oder Rhathuß nit berüefft noch geladen
werden, und ob sie schon uß unwißen oder vergeß-
licheit berüefft, soll sie doch dahin nit gon noch alda
geduldet werden.

a Textvorlage (Handschrift): StadtA Gengenbach Stadt-
buch fol. 225r-227r. Abdruck: Walter, Weistümer,
S. 65f.

So aber ein lediger sich mitt einer Eefrawen ver-
müscht, ist der ein burger oder der Statt Gengen-
bach mit gelübt und aiden verwant, |226r| der soll
gleich eim Eeman lauth voriger ordnung gestrafft
werden; Wer er aber nitt ein burger noch der Statt
mitt gelübt unnd ayd verwant, oder ein ußlendig
Eeweib mit eim frembden sich vermüscht und sie
also funden oder kundtlich gemacht, und solich ver-
müschung in der Statt Gengenbach unnd irer ober-
keyt beschehen, die sollen der statt ein pfundt pfen-
nig beßeren.
Wurden sie aber darüber widder ergriffen oder
kundtlich gemacht, will inen ein Rhatt dieselb
Straff zu mehren vorbehalten haben.
Junckfrauwen Schwechen2
Wann ein lediger ein Junckfrauw mit schencken, lis-
ten oder erdichten worten hindergeet, daß er sie ver-
fellt3, der soll die thochter, wann anderst ire Eltern
oder die freuntschafft4 ime die geben wöllen, unnd
die dochter auch sein begert, zur Ee nemen. | 226v |
Wolt er sie als dann angezeigter maßen nitt nemen,
soll er der Statt zu beßerung geben v lib d und dem-
nach uß der Statt [verwiesen] und nitt wider darein
[gelassen werden], er hab sich dann mitt der ge-
schwechten dochter oder irer freundtschafft vertra-
gen. Wa aber solichs ein Eeman thet, der soll beße-
ren der Statt v lib d und darzu der dochter ein ab-
trag thun nach erkantnuß eins Rhats, unnd soll
auch nichts desto minder als ein Eebrecher gestrafft
werden.

1 Ersetzen, bezahlen, vgl. Grimm, DWb 1, Sp. 1647.
2 Entehren, vgl. Grimm, DWb 15, Sp. 2157.
3 Zu Fall bringt, entehrt, vgl. Grimm, DWb 25, Sp. 301.
4 (Bluts-)Verwandtschaft.

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