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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Arend, Sabine [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (17. Band, 1. Teilband = Baden-Württemberg, 3): Schwäbisch Hall, Heilbronn, Konstanz, Isny und Gengenbach — Tübingen: Mohr Siebeck, 2007

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https://doi.org/10.11588/diglit.30656#0547
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421. Ordnung der Lateinschulen 1559

Zudem und auff das, sovil müglich, unser armen
Landschafft unnd dero Kindern, so sie zur Schul er-
zogen, die Handt gebotten und geholffen werde, ha-
ben wirn auch in unsern Clöstern doch underschid-
liche Schulen verordnet7, Deßgleichen von weilundt
unserm Freuntlichen, lieben oHerrn und Vatterno,
seligen, zu Tübingen gestifft Stipendium8 noch
reichlicher dotieren unnd begaben lassen, der ursa-
chen, damit den armen unsern Landtkindern, so
zum studieren gewidmet, gradatim geholffen und
von den Particular Schulen die ermsten, denen ire
Eltern gar nit zuhelffen, wa sie anderst der Ordina-
tion nach qualificiert, in solliche Clösterschulen ein-
genommen, auch, so sie bey denselben oder in un-
serm Paedagogio zu Stutgarten procedierten, in ge-
dacht unser Stipendium zufürdern weren und also
nach und nach hilff haben, ire studia, inen selbst
unnd dann der Kirchen Gottes zu nutzen, fürstand
und wolfart, absolvieren mögen. Als auch zuweilen
auff unser Universitet zu Tüwingen dannocht junge
Knaben, so in den Praeceptis Grammaticae, Dialec-
ticae unnd Rhetoricae nit gnug-| cxxb | samlich fun-
diert, also das inen die complier publicae lectiones
zu schwär, So haben wirp den selben zu gutem auch
bey gedachter unser Universitet ein Paedagogium

auffrichten und ordnen, darzu versehung thun las-
sen, damit dasselbig mit Taugenlichen, Gelerten
Professorn bestelt unnd versehen werdeq.
Als wir auch etliche namhaffte und Volckreiche
Flecken in unserm Fürstenthumb und gemeinlich
hertschaffende9 Underthonen haben, so irer arbeit
halber nit alle zeit, wie nott, ire Kinder selbst un-
derrichten und weisen kinden, darmit dann dersel-
ben arbeitenden Kinder in irer Jugent nit versompt,
fürnämlich aber mit dem Gebett unnd Catechismo
und darneben schreibens und lesens, iren selbs und
gemeines Nutzes wegen, deßgleichen mit Psalmen
singen dester baß underricht und Christenlich auff-
erzogen, rWöllen wir, wa bißanherr in solchen Fle-
cken Meßnereien10 gewesen, das daselben teutsche
Schulen mit den Meßnereien zusamen angericht und
darauff, zu versehung der teutschen Schulen unnd
Meßnereien, von unsern verordneten Kirchen Rä-
then geschickte und zuvor Examinierte Personen, so
schreibens und lesens wol bericht, auch die Jugent
im Catechismo und Kirchen Gesang underrichten
kinden, verordnet werden, Alles in masen solcher
bedachter Schulen ordinationes ordenlich hernach
volgen.

Von Particular Schulenb

Dieweil nuns nit wenig an dem gelegen, das die Ju-
gent gleich zu anfang ires studierens recht angefürt,
underricht unnd die grundvestin, darauff dann vol-
gends die mehrern studia ervolgen unnd gebawen,
nutzlich ge- | cxxia | legt, wölches dann in den
tParticular unserert Stett unnd Flecken geordneten
Schulen beschehen und volnzogen werden muß,

n KO Württemberg 1582: S. Vätter. L.
o-o KO Württemberg 1582: Anherrn.
p KO Württemberg 1582: S. Vätt. L.
q KO Württemberg 1582: werde, wie hievon an seinem ort
fernere meldung geschicht [siehe unten, S. 579].
r-r KO Württemberg 1582: haben S. Vätt. L. die anstellung
gethan, wa.
s Fehlt Separatdruck 1559.
Separatdruck 1559: Particularn des Fürstenthumbs.
u-u Separatdruck 1559: soll in allen und jeden des.
v Fehlt Separatdruck 1559. KO Württemberg 1582: mehr

unnd wa die Jugent gleich in limine verhindert, un-
gleich oder übel instituiert oder versaumbt, ihnen
durch auß für unnd für beschwärlich, nachtheilig
unnd verhinderlich, So ubevelhen wir hiemit ernst-
lichen, das in allen unnd jeden unsersu Fürsten-
thumbs Particular latinischen Schulen nachgesetzte
Ordnung, so wirv durch ettliche diser sachen ver-

unnd hochgedachter unser lieber Herr Vatter, seliger ge-
dächtnus.

7 Siehe die Ordnung der Klosterschulen von 1559, Seh-
ling, EKO XVI, S. 361, Nr. 42b.
8 Das Stipendium wurde 1536 von Herzog Ulrich von
Württemberg gestiftet, vgl. die Ordnung für das Tübin-
ger Stipendium von 1559, siehe unten, S. 555, Nr. 42n.
9 Schwer arbeitende.
10 Küsterämter, Küsterhäuser, vgl. Schmid, Volksschul-
wesen, S. 66f.

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