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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]; Arend, Sabine [Oth.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (17. Band, 1. Teilband = Baden-Württemberg, 3): Schwäbisch Hall, Heilbronn, Konstanz, Isny und Gengenbach — Tübingen: Mohr Siebeck, 2007

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.30656#0556
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Nachtrag zu Band XVI

Wann nun die Knaben die formulas declinandi
unnd coniugandi zimlich versteen und gefaßt, soll
sie der Praeceptor für und für fleissig in allen stu-
cken Etymologiae üben und in den repetitionibus
Catonis, oben gemelt27, auch hernach gesetzten Lec-
tionen Salomonis28 unnd Sebaldi Heiden29, einen
partem Orationis nach dem andern, fürnemen und
die Exempla praesentis lectionis ad regulas Gram-
maticae applicieren, auchy die Ordnung offt zertei-
len, jetzund disen, dann ein andern Casum, Tem-
pus, Modum etc. fragen und sie ettwann beide
Nominativos, singularem et pluralem, beid Geniti-
vos, Dativos, Accusativos, Vocativos et Ablativos,
item alle Praesentia, Praeterita et Futura durch alle
Modos lassen nacheinander sagen, damit die Kna-
ben hurtig werden zu respondiern.
Und soll allweg in acht tagen ein jeder pars ora-
tionis zum wenigsten ein mal zin repetitionibusz un-
der die hand genommen werden, Doch soll man sie
nit übereilen unnda erstlich die Definitiones partium
orationis und accidentium nun lesen lassen, dadurch
es inen durch täglich übung also einbilde, das sie es
on alle müh außwendig lernen, Dann | cxxvib | alles
auff ein mal und one Ordnung leren, ist der Knaben
verderben und lernen kein teil recht.

Deßgleichen soll auch allwegen bey den accidentibus
partium orationis geschehen, damit die Knaben auch ur-
sach wissen, warumb sie doch solliche ding müssen ler-
nen, als cuius Generis, Numeri etc., Dann so inen hierin-
nen der nutz und brauch würdt kindischer weiß [=auf
kindliche Art] angezeigt, lernen sie das mit gantzem
fleiß. Als Exemplum: Es soll ein Knab lernen cuius Ge-
neris ein jedes Nomen sey. Sagt man ime die ursach,
dieweil selten ein Substantivum one das Adiectivum ge-
braucht würdt, als puer discit sedulo. In diser und der-
gleichen Red, so kein Adiectivum haben, were nit daran
gelegen, das ein Knab nit wißt, cuius Generis puer were.
So aber (wie dann selten feelt) ein Adiectivum herzu
kompt, als bonus puer discit sedulo, hie ist von nötten,
das ein Knab wisse, cuius Generis puer were, damit er
das Adiectivum bonus und sein Substantivum puer wisse
zusammen zusetzen, unnd nit sag: bona puer, meus ma-
ter, corpus meus, umb des Reimens willen, Also auch für
und für in andern Accidentibus, so lang und vil, biß die
Kinder der gantzen Grammatic ein bericht haben und
aller ding ursach wissen.

Zuletzt, nachdem der Praeceptor zu disen zweien
stunden mit der Etymologia förtig ist, soll er onge-
fahrlich auff ein vierteil Stund allen Knaben in se-
cunda Classe ein stuck im latinischen Ca-
techismo30 exponieren unnd, sovil er an der Zeit hat,
dasselbigb lassen nachexponieren, wie von dem Ca-
tone auch gesagt ist31.
Es sollen aber dise Knaben, so sich in octo par-
tibus orationis üben, in ein eigne Decuriam in se-
cunda Classe gesetzt werden.
Hora duodecima et prima32 in secunda Classe:
Zu zwölffen nach dem exercitio Musicae, wie her-
nach gemelt würdt33, soll man erstlich die Scripta
widerumb besehen und corrigiern, Wo auch von nö-
ten, den Knaben fürschreiben, besonder, so dise
Classis ein eignen Praeceptorem hat, wölcher sich
befleissen soll, das er gute und deutliche Buchstaben
mach nach rechter Orthographi in beysein aller
Knaben, damit sie zusehen, wie die Buchstaben sol-
len gezogen werden.
Nachmals soll inen der Praeceptor die Proverbia
Salomonis34 fürgeben und die Etymologiam fleissig
darmit demonstrieren, allerdings, wie des morgens

y Fehlt Separatdruck 1559.
z-z Fehlt Separatdruck 1559.
a Separatdruck 1559: sonder.
b Separatdurck 1559: denselbigen.

27 Siehe oben, Anm. 21.
28 Siehe unten, Anm. 34.
29 Sebald Heyden (1499-1561), Formulae puerilium collo-
quiorum, Straßburg 1557. Zu Sebald Heyden siehe
BBKL II, S. 807.
30 Vgl. Johannes Brenz, Catechismus pia et utili explicatio-
ne illustratus, 1551, vgl. Weismann, Katechismen,
S. 447.
31 Siehe oben, S. 534.
32 Die ersten beiden Schulstunden von 6-7 und von 8-9
Uhr, vgl. oben, S. 530f.
33 Siehe unten, S. 544.
34 Die Sprüche (Sprichwörter) Salomos, Spr. 1-31, hier ver-
mutlich in der Ausgabe Proverbia Salomonis iuxta He-
braicam veritatem per Philippum Melanchthonem re-
dacta, 1556, vgl. oben, S. 528 Anm. h.

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