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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Arend, Sabine [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (17. Band, 1. Teilband = Baden-Württemberg, 3): Schwäbisch Hall, Heilbronn, Konstanz, Isny und Gengenbach — Tübingen: Mohr Siebeck, 2007

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https://doi.org/10.11588/diglit.30656#0580
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Nachtrag zu Band XVI

qzu gewissen bestimpten Stundenq gehalten, in mas-
sen unsere Superattendenten, auch Magister Do-
mus, sollichs nach gelegenheit jedesmals für gut und
füglich ansehen, auch verordnen.
Zu dem fürnämlichen alle publicae Lectiones, so
wochenlich und die zeit nächst darvor gehaltner Re-
petition in Artibus, Authoribus et Theologia gele-
sen, repetiert werden, damit man also eigentlich und
gewißlich befinden mög, ob sie, unsere Stipendiaten,
denen fleissig obgelegen, die wol verstanden und sol-
che zu nutz eingebildet und memoriert haben oder
nit. Der sechs Repetenten Remuneration aber soll
zu dem vorhabenden Fronfastengelt14 sein und
durch den Procuratorem unsers Stipendii zu den
vier Quartaln gereicht werden jedes Jars noch zehen
Guldin.
Und demnach nit ein unstand15, sonder nottwen-
digkeit, das die Ministri Ecclesiae dannocht in dem
Gesang geübt und erfarn seien, So wöllen wir, das
auch jederzeit in unserm Stipendio ein Gottsförch-
tiger, erfarner und gelerter Musicus mit gebürlicher
Besoldung bestelt und erhalten, wölcher alle Wo-
chen zum wenigsten drey Tag nach den Malzeitten,
Morgents und Abendts, jedesmals ein Stund mit
den Jungen in unserm Stipendio doch allwegen newe
Muteten und gutte Gesang übe und also das exer-
citium Musices im gebrauch erhalte.
Ordnung der Baccalaureanden | clxviia |
Wiewol nun der jenigen halben, so den ersten gra-
dum honoris Baccalaureatus bey unser Universitet
zu Tüwingen zuerlangen begeren, zuvor in daselb-
sten angerichtemr Paedagogio unnd desselben Ex-
aminibus notwendige Ordnung angestelt, also das
die jhenigen, so ad publicas lectiones ausser der
quarta Classe zugelassen, zu solchen honoribus Bac-
calaureatus taugenlich angesehen, Noch dann ist

q-q Fehlt KO Württemberg 1582.
r KO Württemberg 1582: angerichtem (wie auch nicht
weniger in unsern hohen Kloster Schulen).
14 Besoldung, die an den vier Fronfastenterminen gezahlt
wurde, vgl. oben, S. 554 Anm. 4.
15 Übelstand, Missstand, vgl. Grimm, DWb 24, Sp. 1412.

unser befelch, das alle und jede unsere Stipendiaten,
wölche zu solchem aspiriern wöllen, ad publica Ex-
amina von unsern Superintendenten unnd Magistro
domus mit nichten admittiert, sie seien dann durch
sie zuvor mit fleiß examiniert unnd von inen zuvor-
derst vor andern geschickt und qualificiert befun-
den. Derhalben ir keiner sich zu solchem begeben
soll one ir vorgeende bewilligung unnd Approbation.
Doch vor- unnd mehrgedachte unsere Superinten-
denten, auch Magister domus, mit allem ernst da-
ran sein, das zum wenigsten unsere Stipendiaten in
anderhalb Jaren sich züerlangung solches gradus ge-
schickt machen und befürdern thuen.
Ordnung der Magistrandorum
So ein Stipendiat durch der dreier Künsten der
Grammatic, Dialectic und Rhetoric erfarung dahin
gerathen, das er dardurch das Baccalaureat erlangt,
soll er darauff zum wenigsten noch ein halb Jar lang
sich auff die Studien, so in der Theologia notwendig,
als studium linguae latinae, graecae, habraicae, dia-
lecticae, rhetoricae unnd mathematicae, auch exer-
citii styli et disputationum, begeben, | clxviib | wie
sie dann von Superintendenten unnd Magistro Do-
mus bescheiden werden und nach verschinem halben
Jar aller erst neben der Theologia, die dann sie zu-
vor schuldig seien zustudieren, ad gradum Magis-
terii, vermög der Facultet Artium Complier Ord-
nung16 auff anderthalb Jar zu Compliern anfahen
und doch die studia linguae graecae et hebraicae, die
inen der Theologia halber fürstendig sein werden,
damit für und für lassen lauffen und bey zeit anhe-
ben, iren nutzen darinnen zusuchen und zuschaffen.
Und so einer in disen zweien Jaren zwischen seinem
Baccalaureat und Magisterio also unfleissig, selb-
sten seumig unnd treg sein wolt, das er auff vilfeltig
geschehen anhalten unnd warnen dahin nit kommen

16 Vgl. die Ordnung der Artistenfakultät vom 20. Juli 1544,
Abdruck bei Reyscher, Gesetze XI/3, S. 113-120; vgl.
die Erläuterungen zur Ordnung der Artistenfakultät
vom 25. Februar 1545, ebd., S. 120-123. Siehe auch
Herzog Christophs Ordnung der Universität Tübingen
vom 15. Mai 1557 mit einem Abschnitt zur Artistenfa-
kultät, ebd., S. 131-137.

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