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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Arend, Sabine [Oth.]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (17. Band, 1. Teilband = Baden-Württemberg, 3): Schwäbisch Hall, Heilbronn, Konstanz, Isny und Gengenbach — Tübingen: Mohr Siebeck, 2007

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https://doi.org/10.11588/diglit.30656#0581
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42n. Ordnung des Tübinger Stipendiums 1559

möchte, der soll nit geduldet noch gelitten, sonder
umb seiner farlessigkeit willen (doch der gegebnen
verschreibung unnd Obligation unabprüchig und
unnachtheilig) abgeschafft und an sein statt ein an-
derer verordnet, es were dann sach, das einer also
arm, das ers nit hette oder vermöchte und doch dar-
neben fleissig und fromb oder paulo tardioris ingenii
were, so soll derselbig bey seinem Stipendio ein zeit
lang über die zwey Jar geduldet, biß er mit einer
Schul, Provisorey, Diaconat oder in ander weg sei-
ner geschicklicheit nach mag bedacht und versehen,
aber die, so Magistrieren wöllen, sollen vorhin von
den Superintendenten und Magistro domus tentiert
und examiniert und, nach dem sie geschickt erfun-
den, darnach zugelassen werden und one ir vorwis-
sen und verwilligung keiner den gradum Magisterii
eigens willens unnd vorhabens anzunemen under-
stehn.
Wie es mit den Magistris, so weiter Procedieren
welten, gehalten soll werden etc. | clxviiia |
Es soll ein jeder nach erlangtem gradu Magisterii im
Studio Theologiae diser Ordination nach one verzug
die Lectiones Theologicas fleissig neben dem studio
graecae et hebraicae linguae zuhoren unnd mit pre-
digen im Stipendio sich zu üben verbunden sein, so
lang und biß dero einer oder mehr zum Ministerio
erfordert würdt. Doch wöllen wir, das beharlichen
zum wenigsten viers Magistri ausser den Stipendia-
ten, so gute ingenia und feine gaben haben, ire Stu-
dia in Theologia biß ad gradum Doctoratus zu com-
pliern, also verordnet werden. Wann einer auß com-

s KO Württemberg 1582: sechs.
t KO Württemberg 1582: möge. Wir wöllen auch, daß sel-
bige sechs Magistri an der Superattendenten und Magis-
tri domus Tisch sitzen, damit sie auch per Colloquia de-
sto geschickter und taugenlicher werden, auch sollen sie
sonsten in etwas liberiore disciplina gehalten werden.
Doch wöllen wir, daß selbige, ehe sie darzu geordnet, zu
unserm Consistorio gehn Stutgarten geschickt und da-
selbst in Concione und Examine gehört werden.
u-u Fehlt KO Württemberg 1582.
v-v KO Württemberg 1582: und nun mehr die sachen dahin
gerichtet, daß alle tag zwen ausser unsern Stipendiaten
(morgendts und abends) predigen, wie auch solches kei-

pliert, das dann widerumb ein anderer geschickter
solcher massen an sein statt bestimpt werde, damit
man beharlichen seine gelerte Theologos bey der ho-
hen Schul zu Profitieren und sonsten bey der Kir-
chen haben möget
Es sollen auch alle Magistri bey der Artisten Fa-
cultet alle disputationes und declamationes besu-
chen unnd, so offt einem das aufferlegt, für sich sel-
ber halten. So offt unnd dick aber einer oder mehr
one erlaubt der Superintendenten oder Magistri do-
mus oder sonsten nottwendiger ursachen dero eine
versaumen oder zuhalten verwaigern, auch die lec-
tiones linguae ugraecae etu hebreae negligiern wurde,
soll der jedes mals seiner übertrettung halber die
gantz wochen seines Weins priviert werden. Da aber
einer das so vilfeltig unnd gefarlich gebrauchte, mag
der oder die höher, nach gut ansehen der Superat-
tendenten und Magistri domus, irem verschulden
nach gestrafft werden.
Unnd damit die Magistri in irem Exercitio des
predigens, darvon hieoben gesetzt, sovil mehr nut-
zen inen schaffen mögen, vsollen sie nit ires gefallens
selbs argumenta und locos fürnemen, sonder inen
dieselben jederzeit fürgeben und prefigiert, die sie
volgends durch einen verstendigen, richti-| clxviiib |
gen und ordenlichen Methodum, den Praeceptioni-
bus Dialecticae et Rhetoricae gemäß, wie sie in lec-
tionibus Theologicis et explicatione Dominicalium
gelert unnd underricht werden, tractiern und expli-
ciern und sollichs keinerley ursachen gefarlichen und
eigenwillig versaumen oder underlassen bey obge-
melter peen und privierung des Weins einer gantzen
Wochen oder nach gestalt der überfarungv

nerley ursachen gefahrlichen unnd eigenwillig von inen
soll versaumbt oder underlassen werden, So wöllen wir,
daß unsere Superattendenten des Stipendii und Magister
domus jederzeit fleissig auff ire Predigten achtung ge-
ben, damit sie einen verstendigen, richtigen und orden-
lichen Methodum (den praeceptionibus Dialecticae et
Rhetoricae gemaß), wie sie in Lectionibus Theologicis
gelehrt und underrichtet werden, hierinnen gebrauchen,
und da sie an einem fehl oder mangel in inventione, dis-
positione oder pronunciatione befinden würden, sollen
sie ime selbige mängel privatim nach gehaltener Predig
noch selbigen tags undersagen.

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