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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Arend, Sabine [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (17. Band, 1. Teilband = Baden-Württemberg, 3): Schwäbisch Hall, Heilbronn, Konstanz, Isny und Gengenbach — Tübingen: Mohr Siebeck, 2007

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https://doi.org/10.11588/diglit.30656#0587
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42n. Ordnung des Tübinger Stipendiums 1559

cediern wurdet, in eelichen Stand begeben, sonder
uns zugethoner Pflicht nach vil mehr seine studia
absolviern wölle, dann wo sollichs von einem oder
mehr verächtlichen überfaren, sollen alßbald unsere
Superintendenten und Magister domus uns solichs
zu unser Cantzley schrifftlichen, wie gehandelt, mit
allen umbstenden berichten, gedencken wir alßdann
denselbigen, gestalt unnd gelegenheit der sachen
nach, ernstlich und unnachleßlich zustraffen. Sie,
die Stipendiaten, sollen sich auch sonsten in allweg
unser Ordination und Statuten bey unser Universi-
tet gemeß halten.
Wir wöllen auch hiemit jedem unserm Stipen-
diaten, Officiali und Famulo mit ernst aufferlegt ha-
ben, was ein jeder von dem andern, wider ein oder
mehr diß unser Statuten und Ordnung gehandelt,
gesehen, gehört, erfunden und vernummen, das je-
derzeit unserm Magistro domus fürzubringen und
niemandts zuverschonen. Es sollen auch die Super-
attendenten und Magister domus alßbald, so inen
das fürkompt oder sie jeder zeit für sich selbst gewar
worden, mit höchstem fleiß die Ubertretter zur
straff anhalten, kwas an gelt, unnachleßlich einzie-
henk, was an Wein, gleich privieren und was mit der
Gefäncknuß, stracks fürfaren und also die Executi-
on fleissig halten, alles diser unser Ordination unnd
Statuten ge- | clxxva | mäß und nit anders handlen
oder jemandt Gnad beweisen.
Und ob einer oder mehr den andern umb ange-
bung oder straff einiches ubertrettens mit worten
oder wercken beleidigen wurdt, die sollen von un-
sern Superattendenten unnd Magistro domus der
massenl unnd nach gestalt einer jeden Handlung ge-
strafft und gebüßt werden, das ein jeder ein Exem-
pel darab nemen mög, alles den bösen und unfleis-
sigen zum schrecken, Fleiß und Zucht, den From-
men und Fleissigen zu schirm und Ruhe.
Wurden aber einer oder mehr auch obbestimpter
Laster oder anders wider unsere obgeschribne Sta-

Fehlt KO Württemberg 1582.
l KO Württemberg 1582: massen nicht.
m Fehlt KO Württemberg 1559. Ergänzt nach KO Würt-
temberg 1582.

tuten und Ordnung von jemandt gehört und gese-
hen, der sich darinnen verschuldt, auß Gunst unnd
gefahrlicher weise verhalten und obgelautter massen
nichtm anzeigen, dieselben sollen als Ungehorsame
unnd mitverhenger solicher bösen Laster und über-
tretter, wie hievor verzeichnet oder nach gestalt der
Sachen, unnachlessig gestrafft werden.
Wir wöllen unnd meinen auch ernstlich hiemit,
das keiner unser Stipendiaten, so sich mit Unfleiß
und sonst ergerlich halten, auch über vorgehende
Warnungen nit bessern wölte oder wurde, in unserm
Stipendio geduldet, sonder zeittlichen, vermög der
nachgehenden unsern Superintendenten gegebnen
Ordnung39, abgeschafft werde, auch zu keinen un-
sern Diensten bey der Kirchen oder sonsten admit-
tiert oder zugelassen, sonder mit vorbehalt ir Ver-
schreibungen suspendiert unnd auffgehalten bleiben
und sein. Da aber einer so beschwärlich gehandelt,
gedencken wir von denselben abgeschafften, so sie
zu solchem Vermögen kommen, auch das jhenig,
weß wir auff sie in unserm Stipendio gewendt, er-
fordern und einziehen zulassen. | clxxvb |
Wa dann unsere geordnete Superintendenten
und Magister domus umb Gunst, Gab oder Schenck
willen die jhenigen, so einicher Laster halb anzeigt
unnd gerügt oder deren für sich selbst gewar, unge-
strafft hingehn oder diser unser Ordnung und Sta-
tuten gemäß nit straffen, sonder wissentlich hin-
schleiffen und inen also überhelffen wurden, ge-
dencken wir, unser ernstlichs einsehens geschehen
zulassen, das sie unser Mißfallen spüren mögen.
Damit sich nun keiner der Unwissenheit zuent-
schuldigen hab, so wöllen und befelhen wir, das nun
fürohin zu allen Quartaln dise unsere Ordnung und
Statuten offentlich in der Communitet vor allen Sti-
pendiaten durch den Magistrum domus in gegen-
würtigkeit der Superattendenten verstentlich verle-
sen und declariert werde.

39 Vgl. die Visitationsordnung für die Superintendenten
von 1559, Sehling, EKO XVI, S. 385-394.

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