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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]; Arend, Sabine [Oth.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (17. Band, 1. Teilband = Baden-Württemberg, 3): Schwäbisch Hall, Heilbronn, Konstanz, Isny und Gengenbach — Tübingen: Mohr Siebeck, 2007

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https://doi.org/10.11588/diglit.30656#0591
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42n. Ordnung des Tübinger Stipendiums 1559

Ordnung, Was auff jede Person diß Stipendii für
Wein verordnet und gegeben soll werden | clxxixb |
Erstlichs dem Magistro domus, Procuratori, Koch
unnd jedem Magistro des Stipendii über jeden Im-
bis ein halb maß Wein Und sonsten jedem Stipen-
diaten, Pfister, Pincern und famulo über jeden Im-
biß ein Quart, das ist tags jedem ein halb maß Wein.
Und so einer oder mehr Personen, obgemelt, im Sti-
pendio ein oder mehr Imbis versaumen wurde, soll ir
keinem für sein absein der Wein nachgereicht, son-
der in dem Vaß bleiben und in der Außgab bey sei-
ner Person gesetzt werden: absens caret. Unnd so
offt und dick einer oder mehr Stipendiaten umb den
Wein ein oder mehr tag discipliniert wurden, soll all-
wegen zu jedes Person selbigen tags discipliniert und
„caret“ gesetzt werden, damit man jede zeit befin-
den mög, richtig gehandlet und die Peenfelligen ge-
wißlich gestrafft sein.
Item, so einem oder mehr Stipendiaten Jars ein
mal ein Vatter, leiblicher Bruder oder seine Pfleger,
ine zubesuchen, kommen wurden, dem soll nit ver-
sagt sein ein Imbis oder zwen, zu jedem Imbis ein
halb maß Weins und nit darüber, im Stipendio in
gemeiner Bursch54 zugeben.
Doch sollichs und was hievor geordnet unnd ge-
schriben ist, soll alles ordenlich und mit wissen des
Magistri domus unnd Procuratoris, darauff sie auch
ir fleissig auffmercken sollen haben, gehandelt wer-
den.
Von dem Koch | clxxxa |
Zum kochen soll ein sondere Person, der des kochens
bericht55, einer guten zeugnuß seines lebens und
glaubens seie, durch die Superintendenten, einen
Magistrum domus und Procuratorem angenommen
werden, der angloben soll, der Ordnung nach alle
ding nutzlich, lustig56, sauber und wol zukochen, die
schmaltzung nit überflüssig oder geudisch brauchen,
54 Die Burse wurde zwischen 1478 und 1482, unmittelbar
nach der Universitätsgründung, als Studentenwohnhaus
und -lehranstalt errichtet, vgl. Diehl, Scholastik,
S.197-216.
55 Kundig, erfahren, vgl. Grimm, DWb 1, Sp. 1523.

niemandt nichts extra oder weiters kochen, dann
was auff das gemein Stipendium verordnet ist, und
niemand one erlaubnuß des Magistri domus sein es-
sen ausser dem Stipendio geben noch schicken.
Wann er auch von seinem dienst absteen will, soll er
das vor außgang seines Jardiensts zuvor ein vierteil
Jars abkünden.
Und in allweg unsern und des Stipendii nutzen
und frommen schaffen, schaden warnen und wen-
den, allen abtrag und abgang vermeiden, auch das
niemandt gestatten oder von einichem, er das gese-
hen, nit verschweigen, dem Magistro domus und
Procuratori von unsert wegen gehorsam und gewer-
tig sein, mit kochen, anrichten unnd anderm, wie
das sein Staat57 außweißt, getrewlich, gehorsamlich
und geflissen sich halten, auch alles das jhenig thun
und lassen, das einem erbarn, redlichen Gesellen
und zu solcher Dienstung sich gezimpt und gebürt,
getrewlich und ungefarlich.
Das er auch Glübdt und Aid wie der Pfister thun
und erstatten soll58, Und ime zubesoldung gegeben
und geraicht werden, vermög unser derwegen be-
stimpten Ordnung. Und damit der Koch sein Ampt
dest trewlicher und nutzlicher versehen mög, wöllen
wir gestatten, ihme einen | clxxxb | jungen Kuchin-
buben zum spülen, Holtz und Wasser tragen, im
Winter die Communitet einzubrennen, unnd son-
sten ime beholffen sein, zuzegeben, wölcher von dem
Magistro domus und Procuratore angenommen soll
werden. Diser Kuchin Jung soll Pflicht thun, wie
von dem Beckenbuben gesetzt59.
Thorwartter
Dieweil nit wenig an der beschliessung unnd auff-
sehen des auß- und einwandels gelegen, So ordnen
wir, das ein sonderer Thorwart soll durch unsere Su-
perintendenten, Magistrum domus und Procurato-
rem angenommen werden, der eins vermüglichen
Alters, redlich unnd sich sonsten Armut halber nit

56 Mit Lust, motiviert, vgl. Grimm, DWb 12, Sp. 1339.
57 Status, Statut.
58 Siehe oben, S. 569.
59 Siehe oben, S. 569.

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