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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Arend, Sabine [Bearb.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (17. Band, 1. Teilband = Baden-Württemberg, 3): Schwäbisch Hall, Heilbronn, Konstanz, Isny und Gengenbach — Tübingen: Mohr Siebeck, 2007

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https://doi.org/10.11588/diglit.30656#0598
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Nachtrag zu Band XVI

inen auch alle Weg und Mittel, Tags und Nachts
auff der Gassen ungebürlich und ergerlich zu va-
giern und in verdachteg Heuser zu schlupffen, up-
piglich8' darinn zu handlen, gäntzlich, so vil müg-
lich, abgestrickt und fürkommen, So sollen unsere
Amptleut zu Tüwingen inn- und ausserhalb der
Statt, so Tag, so Nacht, jeder zeit auff sie, unsere
Stipendiaten, ein fleissigs auffsehens und gutte ach-
tung irs wandels, wesens, thun unnd lassens haben,
besonderlich das sie mit zechen und anderm irent-
halb beschwärlich einschlauff zu verhinderung irer
Studien und wolfart besuchen oder gebrauchen und
da sie also einen oder mehr dermassen befinden, den-
oder dieselben also bald unsern verordneten Supe-
rattendenten und Magistro domus fürbringen unnd
nit verhalten, damit irenthalb gebürliches einsehens
beschenen mög, |clxxxviiia| darneben auch die jhe-
nigen unser Burger und Zugewandten, bey denen sie
also ergerlichen irenthalb schädlichen einschlauff ge-
habt, für sie beschicken, dises mit ernst undersagen,
ermanen unnd bevelhen, sich eines solchen Under-
schlauffs bey vermeidung unserer Straff entlichen
und gewüßlichen zu mässigen und unsern Stipendia-
ten nicht mehr bey inen zuverhengen oder zugestat-
ten. Wa aber der Einschlauff so gefahrlich und arg-
listig gebraucht befunden wurde oder so es über er-
gangne Warnung weitters beschehen, Als dann das-
selb als bald unserm Landhoffmeister und Kirchen-
räthen berichten; die haben Bevelch von uns, die
Straff dem verschulden nach gegen einem sollichen
unnachläßlich fürzunemen und zuverordnen.
Von underhaltung des Stipendii
Und nachdem weiland unser lieber hHerr und Vat-
ter, seligerh gedechtnuß88, zu erhaltung diser Ordi-
nation und Stifftung als in pium und meliorem
usum, damit sie, die Stipendiaten, beysamen in ei-
g KO Württemberg 1582: verdächtliche.
h-h KO Württemberg 1582: Anherr, Christseliger.
i KO Württemberg 1582: dotiert und nachvolgends unser
freundtlicher, lieber Herr Vatter, Christmilter gedächt-
nuß, die anzal der Stipendiaten umb fünfftzig Personen
erhöhet, und auff selbige auch gebürliche underhaltung
verordnett.
j KO Württemberg 1582: hundert und fünfftzig.

ner Behausung umb mehrer Zucht89 willen cohabi-
tierten, der Augustiner Kloster zu Tüwingen90 mit
allen desselbigen angehörigen Kirchen, Heusern,
Gebewen, Hoffreiten, Weingarten und allem begriff,
inmassen, sollichs alles die Augustiner Münch inge-
hapt, besessen, genutzt und genossen haben, sampt
den darzu gehörigen Zinsen, Gülten und Einkom-
men verordnet unnd deputiert, auch zu Underhal-
tung sollicher Stipendiaten und außbringung des
gantzen Haußbrauchs, deßgleichen Besoldung der
Superintendenten, Magistri domus, | clxxxviiib | Pro-
curatoris, Pincernen91, Pfisters92, Kochs, Officialium
und raichung des Quattember Gelts mit statlichen
Gefällen, Einkommen, Rennten, Zinsen, Gülten
nach aller notturfft, darzu der Früchten und Weins
halb notwendiger fürsehung begabt und dotierti,
Wöllen wir dieselben hiemit für uns [und] all unser
Erben ratificiert unnd bekrefftiget haben, also das
nit allein gedachtem Stipendio, was dem selben ge-
hörter massen von ir L[ieb] geordnet, nichts mehr
entzogen oder geringert werden soll, sonder wöllen
ferners und damit dise Ordination unnd Stifftung
dester baß erhalten, außgebracht werden und be-
stand haben mög, wo ferr ir Lieb zugeordnete Zinß,
Rennten, Gülten, Geföll und Einkommen, warmit
diß Stipendium begnadet, fürthin zu erhaltung des-
selben sich einichs oder mehr Jars nit so weit er-
strecken, das solliche Ordination und Stifftung mit
iren Deputierten und bestimpten hundertj Stipen-
diaten und Personen nit erhalten möchten werden,
das alß dann, wes der massen gebrechen würde, von
anderm Einkommen durch unsere Kirchen Räth,
wie wir inen in irem Staat93 aufferlegt, eingebunden
und dessen anzeig und maß geben haben, sovil die
unvermeidenliche notturfft erfordert, auch die gele-
genheit jeder zeit erleiden kan, urkundtlich zuge-
hebt werden solle.

87 Sündhaft, unzüchtig, vgl. Grimm, DWb 24, Sp. 2339.
88 Herzog Ulrich von Württemberg, siehe S. 555, Anm. 2.
89 Erziehung.
90 Das Augustinerkloster wurde im 13. Jahrhundert ge-
gründet.
91 Mundschenks und Verwalters des Weinkellers.
92 Bäckers.
93 Statut.

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