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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Bergholz, Thomas [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (18. Band = Rheinland-Pfalz, 1): Herzogtum Pfalz-Zweibrücken, die Grafschaften Pfalz-Veldenz, Sponheim, Sickingen, Manderscheid, Oberstein, Falkenstein und Hohenfels-Reipoltskirchen — Tübingen: Mohr Siebeck, 2006

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https://doi.org/10.11588/diglit.30658#0628
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Pfalz-Veldenz

soll selig werden. Unnd Luce 10: Wer euch höret, der
höret mich; Und wer euch verachtet, der verachtet
mich; Wer aber mich verachtet, der verachtet den,
der mich gesandt hat.96
So schreibt der Apostel Paulus von diesem Ampt
also, 1. Timoth. 3: Das ist gewißlich wahr, So je-
mand ein Bischoffs Ampt begert, der begert ein
Köstlich Werck. Es soll aber ein Bischoff Unsträff-
lich sein, eines Weibes |Miiv | Mann, nüchtern,
mäßig, sittig, gastfrey, Lehrhafftig; Nicht ein
Weinsauffer, nicht bißig, nicht unehrliche Handthie-
rung treiben, sondern gelinde, nicht haderhafftig,
nicht geitzig, der seinem eygenen Hauß wol vorste-
he, der gehorsame Kinder habe mit aller Erbarkeit
(So aber jemand seinem eygnen Hause nicht weiß
fürzustehen, wie wird er die Gemeine Gottes versor-
gen); nicht ein Newling, auff daß er sich nit auff-
blase und den Lästerern ins Urtheil falle. Er muß
auch ein gut Zeugnuß haben von denen, die draus-
sen seindt, auff daß er nit falle den Lästerern in
Schmach und Stricke.97
Eben also lehret er auch seinen Jünger Titum
am 1. Cap.98 Und die Eltesten der Gemein zu Ephe-
so vermahnet er sehr trewlich, Actor. 20, unnd
spricht: So habt nun acht auff euch selbst unnd auff
die gantze Herd, under welche euch der heilig Geist
gesetzt hat zu Bischoffen, dann das weiß ich, daß
nach meinem Abscheidt werden under euch kom-
men grewliche Wölffe, die der Herd nicht verscho-
nen werden, auch auß euch selbst werden Männer
auffstehn, die da verkehrte Lehr reden, die Jünger
an sich zu ziehen, darumb seit wacker und dencket
daran, daß ich nicht abgelassen hab drey Jar, Tag
unnd Nacht, einen jeglichen mit Threnen zu ver-
mahnen.99 |Miiir|
Hebr. 13: Gehorchet ewern Lehrern und volget
ihnen, denn sie wachen uber ewere Seelen, als die da
Rechenschafft darfür geben sollen, auff daß sie es
mit Freuden thun und nicht mit Seufftzen, dann das
ist euch nicht gut. Bettet für uns.100
96 Lk 10,16.
97 1Tim 3,1-7.
98 Ti 1,5-9.
99 Apg 20,28-31.

Allhie höret ihr, meine Geliebten in dem Herrn, daß
diß Ampt nit von Menschen erdicht, noch durch
Menschliche Gewalt unnd Weißheit erhalten wird,
auch nicht umb vergenglicher ding willen, sonder
von dem Eingebornen Sohn Gottes, unserm Herrn
und Heyland Jesu Christo, der allen Gewalt hat im
Himmel unnd auff Erden, dem alle Creaturen Ehr
und Gehorsam schuldig seind, dem gantzen Mensch-
lichen Geschlecht zu Trost, Heil und Ewiger Selig-
keit, wider die sünd, Todt, Höll und Teuffel geord-
net ist unnd eingesetzt, laut der hellen, klaren Wort:
Wer glaubt und getaufft wird, soll selig wer-
den.101
Ihr höret auch, daß der Sohn Gottes diß sein Ampt
und seine Gemein nicht verlassen, sonder dabey sein
unnd bleiben will biß ans End der Welt, das ist, Er
wills fürdern, regieren und erhalten, seinen Göttli-
chen Segen, Krafft und Benedeyung darzu geben,
daß es nicht ohne Frucht abgehe, durch die Pforten
der Höllen nicht gedempfft |Miiiv| oder außgerottet
werde, Welches ein grosser Trost ist. Darumb sollen
je billich alle Menschen, sonderlich aber die Chri-
sten, diß Ampt für ein grosse Gab und Wolthat Got-
tes halten unnd sich mit allem Gehorsam unnd Ehr-
erbietung Danckbar erzeygen. Und ihr, meine ge-
liebten, als Gottselige schäfflein solt die Diener dises
thewren Ampts aber zuvor als ewere Hirten von
Hertzen lieben und ehren, gehorchen unnd volgen
unnd gegen sie mit Freundtlichkeit und allerley
Wolthaten ewer Lieb an Tag geben angesehen, daß
sie uber ewere Seelen wachen und daß der Herr selbs
sagt: Wer euch höret, der höret mich etc.102
Darnach kehret er sich gegen dem Ordinando unnd
spricht ferrner ungefehrlich auff solche weise; dann
niemand so gar an diese Form gebunden sein soll:
Auch höret ihr allhie, mein geliebter Bruder in
Christo, daß uns, so Bischoffe, das ist Pfarherrn und
Prediger, beruffen seind unnd sein sollen, nicht wird
100 Hb 13,17.
101 Mk 16,16.
102 Lk 10,16.

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