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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Bergholz, Thomas [Oth.]; Goeters, J. F. Gerhard [Oth.]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (19. Band = Rheinland-Pfalz, 2, 1. Teilband): Die Reichsstädte Landau, Speyer und Worms - die Grafschaften Leiningen, Sayn und Wied - die Wild- und Rheingrafschaft - das Fürstentum Pfalz-Simmern - die Grafschaft Pfalz-Veldenz (Nachtrag) — Tübingen: Mohr Siebeck, 2008

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https://doi.org/10.11588/diglit.30659#0049
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Einleitung

Bader berief sich zunächst auf den Nürnberger Reichstagsabschied von 1522, jedoch endete das Verfahren
1524 schließlich mit seiner Bannung.26 Dennoch stand der Stadtrat hinter Bader.27 Schon Mitte der 1520er
Jahre sind - außer den beiden Stiftsherren und den Mönchen der Augustinereremiten - der Rat und offen-
bar alle Bürger dem neuen Glauben zuzurechnen.28 1525 ernennt der Rat vier Almosenpfleger, zwei Rats-
herren und zwei aus den Bruderschaften, die in Zukunft die Einkünfte der Bruderschaften und auch des
Augustinerklosters beaufsichtigen sollten.29 Gleichzeitig übernimmt der Rat die Besoldung Baders, die das
Stift nach dessen Bannung eingestellt hatte.30
Der erste schriftliche Nachweis der tatsächlichen Einführung der Reformation ist aber Baders erster
Katechismus von 1526. Aus der gleichen Zeit stammen auch die übrigen bedeutenderen Schriften
Baders.31
1. Katechismus 1526 (Text S. 34)
Dieser Katechismus ist der erste evangelische Katechismus überhaupt. Widmungsträger ist der Landauer
Bürgermeister Jakob Speyerer, der laut Vorrede als Mitoberkeyt ... von ampts wegen die Verantwortung für
den Glauben der Bürger trage. Da aus den ersten Jahrzehnten der Reformation aus Landau keine weiteren
Texte zum Konfessionsstand der Stadt vorliegen, bringen wir diesen Text als quasi-offizielles Dokument in
voller Länge.
Diese Einschätzung des Katechismus als Darstellung des Bekenntnisstandes der Reichsstadt wird durch
den Titel des zweiten Landauer Katechismus Catechismus oder Christliche Schuler stücklin, wie die mit der
Jugent zu Landaw zür auffbawung unsers heyligen Christlichen glaubens gehandelt werden, auch dieser von
Johann Bader kurz vor seinem Tode verfasst, bestätigt.
2. Katechismus 1544 (Text S. 45)
Dieser zweite Katechismus32 legt Baders theologische Entwicklung seit den späten 1520er Jahren dar, die
zum schwärmerischen Flügel der Reformation tendierte.33 Seit seiner Auseinandersetzung mit den Täu-
fern34 und dem näheren Kontakt mit Schwenckfeld35 ab etwa 1529 war er zu einer deutlich geistbetonten
Auffassung vom Glauben und zu einer äußerst strengen Anschauung über die Abendmahlsteilnahme

26 Bader ließ die Dokumente der Verhandlung inklusive
seiner Antwort und des Bannbriefes unter dem Titel
Artickel unct clagstuck wider Johan Bader, pfarher zu
Landaw, vom geystlichen Fiscal zu Speyer, das Evangelii
halben 1524 drucken (StB Augsburg 4 Th H 215); aus-
zugsweise abgedruckt in: Gelbert, Leben und Schrif-
ten, S. 69-78.
27 Vgl. Gelbert, Leben und Schriften, S. 81f, 88.
28 Vgl. Jung, Geschichte, S. 127f.
29 Vgl. Gelbert, Leben und Schriften, S. 105f, 112.
30 Vgl. Gelbert, Leben und Schriften, S. 109.
31 Von der Gans, die das Sacrament gegessen. Verantwortung
Johann Bader, Pfarrer zu Landau. Dabey ein heylsamer
Sermon von dem warhaftigen gebrauch des hochwürdigen
Sakraments des nachtmals Jesu Christi, Straßburg 1526
(auch in lateinischer Übersetzung: De Ansere qui sacra-
mentum edisse dicitur). Brüderliche Warnung für dem
newen Abgöttischen orden der Widertäuffer, Straßburg
1527. Und: Ein gottsälige anleytung und kurtze underwey-

sung zum Reich Gottes in allerley stucken und puncten, die
allen Christen in gemeyn zu wissen und üben von nöten
seind. Hauß Tafel, Straßburg [ca. 1527].
32 1904 war der Katechismus noch in einem Exemplar in
der Senioratsbibliothek Landau nachweisbar, bei der
Neuverzeichnung war er verschollen (frdl. Auskunft von
Frau Dr. Rasp vom LkA Archiv Speyer).
33 Gleichwohl unterzeichnete Bader 1536 die Wittenberger
Konkordie, vgl. Gelbert, Leben und Schriften, S. 220;
auch sein Summarium und rechenschafft vom Abentmal
1533 bewegt sich in dieser Linie, vgl. Gelbert, Leben
und Schriften, S. 303.
34 Die landauischen Täuferakten sind abgedruckt in
Krebs, Baden und Pfalz, QFRG 22, S. 429-439.
35 Vgl. Gelbert, Leben und Schriften, S. 245. CSch III,
S. 579 u. 941 und CSch IV, S. 900 weisen einen intensi-
ven Briefwechsel zwischen Bader und Schwenckfeld ab
Herbst 1529 nach.

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