Speyer
Dieweil aber durch große mißprauch der stifft und
klöster dißer rechte prauch erloschen und außgetül-
get, also das die monasteria prostituta, die schulen
trinckheuser, auß dem studio ain müssigang und
schwälgerisch leben worden und alles zum ärgsten
geraten ist und nit wol zehoffen, das es widerumb zu
den ersten stifftungen, geprauch und wandel geraten
mög, so spricht der h. gaist diejänig, so auß gottes
ordnung das ampt der oberkaitt tragen, gantz ernst-
lich und trostlich an, das sy daran, die kirchen und
derselbigen diener erhaltten werden sollen, an inen
nichtz verwinden laßen, und nennet die weltlichen
regenten und oberkaiten ernörer und seugammen der
kirchen.α Und dieweil das kirchenampt sampt dem
welttlichen regiment nitt erhalten werden mag one
die schulen, darin die jugent als in ainem pflantz-
gartten in gottes forcht und in freyen künsten aufer-
zogen werden, so ist hoch von nöten, das sich die
weltlich oberkait der schulen mit ernst annemme,
gotsforchtige, gelehrte, trewe und fleißige praecep-
tores bestelle und verordne, durch welcher trewer
fleissiger arbaitt die jugent versehen, instituiert und
gelehrt werde.
Darzu auch inen verordnen nottwendige underhalt-
tung, darmitt die schulmaister lust und liebe gewin-
nen, die inen befollne jugent mitt trewem fleiß zu
underweisen. Dan wir sehen zu unsern zeiten, das
die artes und freyen künste durch die onwissenhaitt
dahin geraten und komen seind, das man das brot
schwarlich darbey bekomen kan, und fahen schon
all berait an, die facultates also belonet zue werden,
das warlich zu besorgen, wa man kain andern fleiß
in underhaltung fürwenden werd, das wir in kurtzer
zeitt in ain barbarey geraten möchten.
Das aber solchem onrat vorkomen und gesteurt wur-
de, sollen die christlichen oberkaitten allen fleiß an-
wänden, baide, in anrichtung der schulen in ihrem
gebiet und gute besoldungen derselbigen, und in sol-
chem werck ain fleißig aufmercken haben, wie in den
schulen, das, so der jugent nutzlich und dienstlich,
α Isa 49 [23],
β Exod 13 [10-16],
32 Tob 1,9f.
gelehrt werde, visitatores und scholarches als inspec-
tores verordnen und bestellen, die zu nutz der plü-
ende jugent sampt dem schulmaister die classes or-
dinieren und nach gelegenhait der ingeniorum, was
nutzlich und erbewlich zu docieren, mit fleiß fürse-
hung thon, auch die jugent alle viertail iars durch
den preceptorem in beysein der scholarchen exami-
nieren laßen, darmit man erfare und erkundige, wie
sy in den studiis |8v| procedieren und fürschreitten,
darmitt vatter und mutter, auch andere, die inen zu
wolfartt hilff und steur thon, den kosten nit vergeb-
lich darraichen und sy auß onfleiß versompt wurden.
Neben solchem aber auch von dem preceptore an-
hören das iudicium, warzu ain jeder mitt der zeit und
weil möchte tauglich sein und durch färner hilff ge-
fürdert werden. Und dieweil laider am tag ligt, das
die kinder der reichen und großen heren zu unsern
zeitten je länger je wäniger studieren wöllen in an-
sehung, das sy auf ir reichtumb sich verlaßen und
bochen, die eltteren aber ire kinder nitt, wie sy solt-
ten, dazu ziehen und anhaltten, als ob sy kainer
kunst noch weißhaitt bedörfften. Daher zu besorgen,
sy werden schwärlich vor gotes strängem richterstul
besteen werden, die weil die kinder, von got gegeben,
ein große gab gottes seind, und gott den elttern be-
folhen, das sy ire Kinder hi leren, was sein will und
befelch sey, sy darin auferziehen,β als vor zeitten
Abraham seinen son Isaac, Isaac seinen son Jacob,
Tobias seinen jungen Tobias32 in zucht und forcht
gottes erzogen haben, wie auch Daniel, Christus,33
der apostel Paulus34 und andere mehr treulich gelert
und ehrzogen worden, wie dan dessen die elteren ain
schönen spiegel in den sprüchen Salomonis35 [und] in
dem Sirach,36 wie sy ire kinder ziehen sollen, haben,
darauß sy leichtlich abnemen künden, was der her, ir
gott, von inen erfordern und haben wöll.
Wa sy aber von iren vatterlichen ämptern von we-
gen irer reichtumb, daruber sy doch gott, der her,
allain solang sy leben und sein will ist, als pfleger
gesetzt hatt, schreitten in zucht irer eigner kindern
33 Lk 2,40-52.
34 Apg 22,3; Phil 3,5f.
35 Spr 19,18; 22,13f.
36 Sir 7,25; 30,1-13; 42,5.
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Dieweil aber durch große mißprauch der stifft und
klöster dißer rechte prauch erloschen und außgetül-
get, also das die monasteria prostituta, die schulen
trinckheuser, auß dem studio ain müssigang und
schwälgerisch leben worden und alles zum ärgsten
geraten ist und nit wol zehoffen, das es widerumb zu
den ersten stifftungen, geprauch und wandel geraten
mög, so spricht der h. gaist diejänig, so auß gottes
ordnung das ampt der oberkaitt tragen, gantz ernst-
lich und trostlich an, das sy daran, die kirchen und
derselbigen diener erhaltten werden sollen, an inen
nichtz verwinden laßen, und nennet die weltlichen
regenten und oberkaiten ernörer und seugammen der
kirchen.α Und dieweil das kirchenampt sampt dem
welttlichen regiment nitt erhalten werden mag one
die schulen, darin die jugent als in ainem pflantz-
gartten in gottes forcht und in freyen künsten aufer-
zogen werden, so ist hoch von nöten, das sich die
weltlich oberkait der schulen mit ernst annemme,
gotsforchtige, gelehrte, trewe und fleißige praecep-
tores bestelle und verordne, durch welcher trewer
fleissiger arbaitt die jugent versehen, instituiert und
gelehrt werde.
Darzu auch inen verordnen nottwendige underhalt-
tung, darmitt die schulmaister lust und liebe gewin-
nen, die inen befollne jugent mitt trewem fleiß zu
underweisen. Dan wir sehen zu unsern zeiten, das
die artes und freyen künste durch die onwissenhaitt
dahin geraten und komen seind, das man das brot
schwarlich darbey bekomen kan, und fahen schon
all berait an, die facultates also belonet zue werden,
das warlich zu besorgen, wa man kain andern fleiß
in underhaltung fürwenden werd, das wir in kurtzer
zeitt in ain barbarey geraten möchten.
Das aber solchem onrat vorkomen und gesteurt wur-
de, sollen die christlichen oberkaitten allen fleiß an-
wänden, baide, in anrichtung der schulen in ihrem
gebiet und gute besoldungen derselbigen, und in sol-
chem werck ain fleißig aufmercken haben, wie in den
schulen, das, so der jugent nutzlich und dienstlich,
α Isa 49 [23],
β Exod 13 [10-16],
32 Tob 1,9f.
gelehrt werde, visitatores und scholarches als inspec-
tores verordnen und bestellen, die zu nutz der plü-
ende jugent sampt dem schulmaister die classes or-
dinieren und nach gelegenhait der ingeniorum, was
nutzlich und erbewlich zu docieren, mit fleiß fürse-
hung thon, auch die jugent alle viertail iars durch
den preceptorem in beysein der scholarchen exami-
nieren laßen, darmit man erfare und erkundige, wie
sy in den studiis |8v| procedieren und fürschreitten,
darmitt vatter und mutter, auch andere, die inen zu
wolfartt hilff und steur thon, den kosten nit vergeb-
lich darraichen und sy auß onfleiß versompt wurden.
Neben solchem aber auch von dem preceptore an-
hören das iudicium, warzu ain jeder mitt der zeit und
weil möchte tauglich sein und durch färner hilff ge-
fürdert werden. Und dieweil laider am tag ligt, das
die kinder der reichen und großen heren zu unsern
zeitten je länger je wäniger studieren wöllen in an-
sehung, das sy auf ir reichtumb sich verlaßen und
bochen, die eltteren aber ire kinder nitt, wie sy solt-
ten, dazu ziehen und anhaltten, als ob sy kainer
kunst noch weißhaitt bedörfften. Daher zu besorgen,
sy werden schwärlich vor gotes strängem richterstul
besteen werden, die weil die kinder, von got gegeben,
ein große gab gottes seind, und gott den elttern be-
folhen, das sy ire Kinder hi leren, was sein will und
befelch sey, sy darin auferziehen,β als vor zeitten
Abraham seinen son Isaac, Isaac seinen son Jacob,
Tobias seinen jungen Tobias32 in zucht und forcht
gottes erzogen haben, wie auch Daniel, Christus,33
der apostel Paulus34 und andere mehr treulich gelert
und ehrzogen worden, wie dan dessen die elteren ain
schönen spiegel in den sprüchen Salomonis35 [und] in
dem Sirach,36 wie sy ire kinder ziehen sollen, haben,
darauß sy leichtlich abnemen künden, was der her, ir
gott, von inen erfordern und haben wöll.
Wa sy aber von iren vatterlichen ämptern von we-
gen irer reichtumb, daruber sy doch gott, der her,
allain solang sy leben und sein will ist, als pfleger
gesetzt hatt, schreitten in zucht irer eigner kindern
33 Lk 2,40-52.
34 Apg 22,3; Phil 3,5f.
35 Spr 19,18; 22,13f.
36 Sir 7,25; 30,1-13; 42,5.
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