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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Bergholz, Thomas [Bearb.]; Goeters, J. F. Gerhard [Bearb.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (19. Band = Rheinland-Pfalz, 2, 1. Teilband): Die Reichsstädte Landau, Speyer und Worms - die Grafschaften Leiningen, Sayn und Wied - die Wild- und Rheingrafschaft - das Fürstentum Pfalz-Simmern - die Grafschaft Pfalz-Veldenz (Nachtrag) — Tübingen: Mohr Siebeck, 2008

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https://doi.org/10.11588/diglit.30659#0185
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4. Agendbüchlein 1560

Hierumb lasset uns umb Gottes willen solche uber-
reichliche Göttliche Gnaden nicht verächtlich, son-
dern mit aller schuldiger danckbarkeit handeln,
Dieweil doch diß Hochwürdige Sacrament der Tauff
unser einiger trost unnd eingang ist zu allen Göttli-
chen gütern und der gemeinschafft aller Heyligen.
Last uns derhalben also bitten:
O Allmechtiger, Ewiger Gott, ein Vatter unsers
Herren Jhesu Christi, Wir rüffen dich an uber diesen
N., deinen Diener, der / diese N., deine Dienerin,
die / diese N., N., N., deine Diener und Dienerin,
welche die Gabe deiner Tauff bittet / bitten und
dein Ewige Genad durch die Geistliche Widergeburt
begeret / begeren. Nimb ihn / sie auff, Herre, und
wie du gesaget hast: Bittet, so werdet ir nemen, su-
chet, so werdet ir finden, klopffet an, so wirt euch
auffgethan.22 |IIIIv| So reiche nu, Ewiger Gott, deine
gutheit und gnade dem, der da bittet, / der, die da
bittet, / denen, so da bitten, und öffne die thür dem,
der da anklopffet, / der, die da anklopffet, / denen,
so da anklopffen, das er / sie den Ewigen Segen des
Himlischen bades23 erlange / erlangen und das ver-
heissen Reich deiner Gaben entpfahe / entpfahen,
durch Christum, unsern Herren.24
Last uns weitter bitten:
Allmechtiger, Ewiger Gott, der du durch die
Sündtflut nach deinem gestrengen gericht die un-
glaubigen Welt verdampt, den Glaubigen Noe selb
acht25 nach deiner Barmhertzigkeit erhalten, den
verstockten Pharao mit allen den seinen im roten
Meer erseufft und dein volck Israel durch das selbig
trucken geführet,26 auch dardurch dieses bade dei-
ner Heyligen Tauff zukünfftiglich bezeichnet unnd
bedeutet, Deßgleichen durch die Tauff deines |Vr| lie-
ben kinds,27 unsers Herrn Jesu Christi, den Jordan
und alle Wasser zur Säligen Sündtflut und reichli-
chen abwasschung der Sünden geheiliget unnd ein-
gesetzet hast, Wir bitten dich durch dieselbige deine

22 Mt 7,7.
23 Tit 3,5.
24 Aus Luthers Taufbüchlein, vgl. BSLK S. 538.
25 Also Noah mit seiner Frau, seinen Söhnen und Schwie-
gertöchtern, d.h. acht Personen, vgl. Gen 7,7.

grundtlose barmhertzigkeit, du wöllest diesen N. /
diese N. / diese N. und N. genedigklich ansehen
unnd mit rechtem glauben im Geist besäligen unnd
stercken, das durch diese Heilsame Sündtflut an
ihme / ihr / ihnen ersauffe und untergehe alles, was
ihme / ihr / ihnen von Adam angeboren ist, unnd er /
sie selbs darzu gethan hat / haben, das er / sie auch
auß der zal der unglaubigen gesondert inn der Hey-
ligen Arca der Christenheit trucken unnd sicher be-
halten werde / werden, deinem Nammen allzeit
brünstig im Geyst unnd frölich inn hoffnung zu die-
nen, |Vv| auff das er / sie mit allen Glaubigen deine
verheissung Ewiges Lebens zu erlangen wirdig wer-
de / werden, durch Jhesum Christum, unsern Her-
ren, Amen.28
Lasset uns nun ferner anhören das Heylige Evan-
gelion von den Kindlein, wie es beschrieben hat der
Heylige Evangelist Marcus am X. Capittel:
Zu der zeit Brachten sie Kindlein zu Jhesu, das
er sie solte anrüren, Aber die Jünger bedroeten die,
so sie brachten. Do das Jhesus sahe, verdroß es Ihn
unnd sprach zu ihnen: Lasset die Kindlein zu mir
kommen und wehret ihnen nicht, denn solcher ist
das Himelreich, Warlich, ich sage euch: Wer nicht
das Reich Gottes nimbt wie ein |VIr| Kindlein, der
wirdt nicht hinein kommen. Unnd Er hertzet sie
und leget die hende auff sie und segnet sie.29
Hie leget der Kirchendiener die hende auff ein jeg-
liches Kindlein sonderlich nach der Ordnung, wie sie
nach einander gehalten werden, und spricht:
Lasset uns auch Betten das Heylige Vatter Unser.
Vatter Unser, der Du bist im Himel, Geheyliget
werde Dein Name, Zukomme Dein Reich, Dein will
geschehe auff Erden wie im Himel, Unser täglich
Brodt gib uns heute Unnd vergib uns unsere schul-
de, Als wir vergeben unsern schuldigern, Und führe
uns nicht inn versuchung, Sondern erlöse uns vom
26 Ex 14.
27 Mt 3,13-17.
28 Aus Luthers Taufbüchlein, vgl. BSLK S. 539.
29 Mk 10,13-16.

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