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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Bergholz, Thomas [Bearb.]; Goeters, J. F. Gerhard [Bearb.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (19. Band = Rheinland-Pfalz, 2, 1. Teilband): Die Reichsstädte Landau, Speyer und Worms - die Grafschaften Leiningen, Sayn und Wied - die Wild- und Rheingrafschaft - das Fürstentum Pfalz-Simmern - die Grafschaft Pfalz-Veldenz (Nachtrag) — Tübingen: Mohr Siebeck, 2008

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https://doi.org/10.11588/diglit.30659#0191
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4. Agendbüchlein 1560

gen47 und dem Weiblein mit dem Blutgang,48 Luce
am 5. und 7. mit Petro49 und der sünderin,50 Johan-
nis 8 mit der Ehebrecherin,51 Actorum 8 et 9 mit
dem Kemerer auß Morenlandt52 und Paulo,53 2. Co-
rinth. 2 mit dem unzüchter zu Corintho,54 welchem
Paulus nicht allein für sich selbst verzeihet, sondern
befihlet im auch die Absolution mit zutheilen inn
der Kirchen zu Corintho, Und ist gewiß, das ein je-
der Mensch solchen trost zu begeren und die stimme
des Evangelii als Gottes Wort anzunemen schuldig
ist, gleich wie David schuldig war, seine Absolution
anzunemen und zu glauben, da der Prophet Nathan
zu ihme sprach: Der Herre hat deine Sünde wegge-
nommen.55 Denn was solte sonst der befehl zu Ab-
solviren, da niemandt die Absolution begeren oder
mit Glauben annemen wolte? Ist derhalben den
Christen hiemit nicht weniger gebotten, die Abso-
lution zu suchen und zu |XVIr| begeren, als den Kir-
chendienern, das sie den begerenden dieselbigen sol-
len mittheilen.
Zum Andern, auff das die Lehre von der Application
und der hohe grosse trost wider die schröcklichen
anfechtung von der particularitet und eigener un-
würdigkeit, damit die armen sünder fürnehmlich an-
gefochten werden (das sie wol inn gemein glauben,
das Gott etlichen die sünde vergeben wölle, als den
grossen hochbegnadeten und erleuchten Heyligen,
Aber sie seyen zu gering und unwürdig zu solcher
gnaden etc.) erhalten werde und vest bleibe, Wel-
che, so man fallen lesset, auch zugleich allen besten-
digen und gewissen trost mit weg nimbt und die ge-
engstigten, angefochtenen gewissen inn Ewigem za-
gen und entlicher verzweiffelung stecken lest. Wie-
wol aber nun etliche stoltze Geister und sichere ge-
müter solchen trost nicht hoch achten, dann sie
fülen ihre sünde noch nicht, So gibt doch die erfa-
rung inn vieler armen, betrübten Menschen hertzen
und gewissen gnugsam zu verstehen, das dieser trost
alle der gantzen Welt güter und kleinodt weit uber-
trifft und gewißlich der höchste und edleste schatz
47 Mt 9,1-8.
48 Mt 9,18-22.
49 Lk 5,1-11.
50 Lk 7,36-50.
51 Joh 8,1-11.

ist, den ein armer Sünder inn seiner grossen angst
und bekümmernuß haben mag, so man ihm auß
Gottes befehl solche Gnad anzeiget und zu hause
bringet: Sey getrost, förchte dich nicht, Deine Sün-
de sein dir vergeben.
Zum Dritten, umb Christlicher zucht willen, das
man inn solchem gesprech das Junge, unverstendige
Volck vom Glauben fragen und, wo sie |XVIv| unter-
richts bedürffen, denselbigen mittheilen, auch sonst
in vielen andern sachen den einfeltigen leutlein rhat
und unterweysung geben könne.
Mögen derhalben alle betrübte, gesunde oder
krancke, solche Absolution begeren, wann und so
offt sie wöllen, Inn sonderheit aber soll es jeder zeit
geschehen von denen, so das Hochwürdige Abent-
mal des Herrn entpfahen wöllen, das sich der selbi-
gen ein jeder für sein Person zuvor bey dem Kir-
chendiener selbst anzeyge, sein rewe und laid uber
die Sünde bekenne, Die Absolution begere und sein
Christlich gut fürnemen, von Sünden abzustehen
und fürohin inn Christlichem gehorsam zu leben,
bezeuge, damit niemandt das Abendtmal Christi
ihme selbst zur verdamnuß und der Kirchen zu er-
gernuß entpfahe, Zu dem, das es auch umb guter
ordnung willen, darvon der Heylige Apostel Paulus
gebeut und spricht, 1. Corinth. 14: Lassets alles ehr-
lich und ordentlich zugehen,56 gentzlich von nöten
sein will, Denn es ja ungebürlich ist, unbekante Per-
sonen, von welchen man nicht weiß, was sie glauben
oder wie sie von Christo berichtet sindt, Item, ob sie
Busse thun wöllen oder nicht, also unverhöret zum
Hochwürdigen Sacrament des Leibs und Bluts
Christi zuzulassen.
Soll derhalben diese ordnung fürohin also bleiben
und gehalten werden, das niemandt zum Abendtmal
zugelassen werde, Er habe sich dann zuvor angezei-
get, wie jetzt vermeldet ist. |XVIIr|
52 Apg 8,26-40.
53 Apg 9,1-29.
54 2Kor 2,5-11.
55 2Sam 12,13.
56 1Kor 14,40.

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