Evangelische Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts

4. Agendbüchlein 1560

Vom Vierdten Haubtstuck Christlicher Lehre,
Nemlich vom Sacrament
der Heiligen Tauff. | LXXXIIv |
Welchs ist das Vierdte Haubtstück Christlicher Leh-
re?
Die Heilige Tauff.
Was ist die Tauff?e | LXXXIIIr| |LXXXIIIv |
Vom Fünfften Haubtstück Christlicher lehre,
Nemlich vom Ambt der Schlüssel oder
Absolution.
Welchs ist das Fünffte Haubtstück Christlicher
Lehre?
Das Ambt der Schlüssel.
Wo ist solch Ambt eingesetzt?
Johannis am XX. da also geschrieben stehet:
Jhesus bließ seine Jünger an und sprach zu ihnen,
Nembt hin den Heiligen Geist, welchen ihr die Sün-
de |LXXXIIIIr | vergebet, den sind sie vergeben und
welchen ihr sie behaltet, den sind sie behalten.190
Warumb hat Christus solch Ambt eingesetzet?
Darumb, das die, so nach der Tauff inn Sünde
gefallen sind, wenn sie Busse thun, widerumb mit
Gottes Wort sollen auffgericht und getröstet, Die
unbußfertigen aber mit verkündigung Gottes zorns
und Ewiger ungnad und straff geschrecket werden.

e Es folgt wörtlich das vierte Hauptstück aus Luthers
Kleinem Katechismus, vgl. BSLK S. 515-517.
f Es folgt wörtlich das Hauptstück zum Abendmahl aus
Luthers Kleinem Katechismus, vgl. BSLK S. 519-521.
g Es folgen wörtlich Luthers Morgen- und Abendsegen,
vgl. BSLK S. 521-522.
h Es folgen wörtlich Luthers Tischgebete, vgl. BSLK
S. 522f.

Vom Sechsten Haubtstück Christlicher Lehre,
Nemlich vom Sacrament
des Leibs und Bluts Christi.
Welchs ist das Sechste Haubtstück Christlicher Leh-
re?
Das Abendtmal Christi.
Was ist das Abendtmal Christi?f | LXXXIIIIr|
| LXXXVr|
Volgen etliche andere stück,
so neben dem Catechismo auch nutz und gut sein,
zu pflantzung und erbawung Christlicher zucht und
| LXXXVv| Gottesforcht
Und erstlich, Wie ein Hausvatter seine kind und ge-
sind soll lehren sich Morgens und Abendts sege-
nen.g | LXXXVIr | |LXXXVIv |
Wie ein Hausvatter sein kind und gesind soll lehren
das Benedicite und Gratias sprechen.h | LXXXVIIr|
Die Haußtaffel191 etlicher sprüche auß der
Heiligen Göttlichen Schrifft von allerley Stenden,
dardurch ein jeder seines Ambts und diensts
ermahnet wirdt. | LXXXVIIv|
Was erfordert die Schriftt von Bischoffen, Pfarr-
herrn und Predigern?
Ein Bischoff soll unsträfflich sein, eines Weibes
Mann, nüchtern, sittig, messig, gastfrey, lehrhaff-
tig, als ein Haußhalter Gottes, nicht ein Weinsauf-
fer, nicht beissig, nicht unehrliche handtierung trei-
ben, Sondern gelind, nicht haderhafftig, nicht geit-
zig, der seinem eigenen hauß wol füstehe, der gehor-
same Kinder habe, mit aller erbarkeit, nicht ein

190 Joh 20,22f.
191 Die Haustafel stellt eine gegenüber der aus Luthers Klei-
nem Katechismus stark erweiterte Fassung dar, vgl.
BSLK S. 523-527.

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