2. Kirchenzuchtordnung 1566
Und wöllen hiemit auch das ubrige zutragen, so
bißher von den Gevattern inn den sechs wochen und
dem außgang geschehen und sonsten derer zeit an-
derer weingehens, endtlich verbotten haben, außge-
nommen einer maß wein sampt vier pfennig weck,
so jede Person zum anfang und end des Kindbets
zur Kindbetterin tragen wöllen, erlauben, bey peen
zween gulde. |B4v |
XVII. Vom vertrincken nach der Leichen.
Dieweil der Haidnische brauch mit den Flennet-
ten20 oder Leichen gehn bey vielen gehalten würt,
daß nach dem begrebnuß der verstorbenen die
nechste freundtschafft und nachpaurn zusammen
kommen und offtmals sich uberfressen unnd sauf-
fen, darauß dann ein unordenlich leben volget, daß
Gottes Name gelestert und andern ubel nachgeredt
würt, Wöllen Wir (alles zuvermeiden) die Flennet-
ten oder Leichen gehn in Wirtsheusern abgeschaffet
und verbotten haben, doch sollen die abverstorbe-
nen ehrlich mit verglaitung zur erden bestattet und
alweg ein Leichpredig vor der versamlung unnd ge-
mein inn der Kirchen gehalten werden, bey peen
eins halben gulden.
XVIII. Von Gericht Schreibern.
Wiewol bißhero ein alter böser gebrauch gewesen
ist, daß die Pfarherr von |B5r| irem studiren verhin-
20 Evt. abgeleitet von flennen, weinen (vgl. Grimm,
DWb 3, Sp. 1768f.)?
21 Bisher nicht nachgewiesen, analog zum vorigen und fol-
genden Begriff ist aber ebenfalls eine notarielle Tätigkeit
wahrscheinlich.
22 Kerbzettel: eine zum Echtheitsbeweis mit signifikanten
Markierungen (Kerben) versehene und dann auseinan-
dert mit Gericht schreiben, Beedtsetzen,21 Kerffzet-
tel machen22 unnd anderen, irem Ambt nicht zuge-
hörigen sachen umbgangen, So wöllen Wir, daß hin-
füro unsere Pfarherrn solchen dingen abstehn und
die Schulmeister, Glöckner, Bütel oder andere Per-
sonen solchs lassen verrichten.
Beschluss.
Hierauff so gebieten unnd befelhen Wir Unsern
Amptleuten und Schultheisen eines jeden Orts Un-
serer Grave-, Herrschafft und Gebiets, so jetzt sein
oder hernach sein werden, sampt und sonders, ernst-
lich bey iren pflichten und ayden, so sie uns gethan
haben oder künfftigs thun werden, nach diser Unser
Policey Ordnung unnd satzung fleissig auffmerckens
halten und haben, dieselbige ernstlich hand zuha-
ben, auch alle dieselbe uberfahrenden nach ob-
gesatzter peen bey verlierung Unserer Gnad zu-
straffen.
Geben in Unserm Schloß Alten Leiningen Im Jar
nach Jesu Christi Geburts tag, wie man zalet,
M.D.LXVI, Den XI. Martii.
Finis. |B5v |
Gedruckt inn des Heiligen Reichs Freystat Wormbs
bey Anthonyo Cortoys.23
Anno M.D.LXVI.
dergeschnittene und den Vertragsparteien ausgeteilte
Urkunde, vgl. Grimm, DWb 11, Sp. 566f.
23 Anton Cortois d.J., als Drucker in Worms nur durch die
beiden Leininger Ordnungen und ein Gebet aus dem
Jahr 1567 belegt; zog 1569 nach Frankfurt; vgl. Ben-
zing, Buchdrucker, S. 126, 512.
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Und wöllen hiemit auch das ubrige zutragen, so
bißher von den Gevattern inn den sechs wochen und
dem außgang geschehen und sonsten derer zeit an-
derer weingehens, endtlich verbotten haben, außge-
nommen einer maß wein sampt vier pfennig weck,
so jede Person zum anfang und end des Kindbets
zur Kindbetterin tragen wöllen, erlauben, bey peen
zween gulde. |B4v |
XVII. Vom vertrincken nach der Leichen.
Dieweil der Haidnische brauch mit den Flennet-
ten20 oder Leichen gehn bey vielen gehalten würt,
daß nach dem begrebnuß der verstorbenen die
nechste freundtschafft und nachpaurn zusammen
kommen und offtmals sich uberfressen unnd sauf-
fen, darauß dann ein unordenlich leben volget, daß
Gottes Name gelestert und andern ubel nachgeredt
würt, Wöllen Wir (alles zuvermeiden) die Flennet-
ten oder Leichen gehn in Wirtsheusern abgeschaffet
und verbotten haben, doch sollen die abverstorbe-
nen ehrlich mit verglaitung zur erden bestattet und
alweg ein Leichpredig vor der versamlung unnd ge-
mein inn der Kirchen gehalten werden, bey peen
eins halben gulden.
XVIII. Von Gericht Schreibern.
Wiewol bißhero ein alter böser gebrauch gewesen
ist, daß die Pfarherr von |B5r| irem studiren verhin-
20 Evt. abgeleitet von flennen, weinen (vgl. Grimm,
DWb 3, Sp. 1768f.)?
21 Bisher nicht nachgewiesen, analog zum vorigen und fol-
genden Begriff ist aber ebenfalls eine notarielle Tätigkeit
wahrscheinlich.
22 Kerbzettel: eine zum Echtheitsbeweis mit signifikanten
Markierungen (Kerben) versehene und dann auseinan-
dert mit Gericht schreiben, Beedtsetzen,21 Kerffzet-
tel machen22 unnd anderen, irem Ambt nicht zuge-
hörigen sachen umbgangen, So wöllen Wir, daß hin-
füro unsere Pfarherrn solchen dingen abstehn und
die Schulmeister, Glöckner, Bütel oder andere Per-
sonen solchs lassen verrichten.
Beschluss.
Hierauff so gebieten unnd befelhen Wir Unsern
Amptleuten und Schultheisen eines jeden Orts Un-
serer Grave-, Herrschafft und Gebiets, so jetzt sein
oder hernach sein werden, sampt und sonders, ernst-
lich bey iren pflichten und ayden, so sie uns gethan
haben oder künfftigs thun werden, nach diser Unser
Policey Ordnung unnd satzung fleissig auffmerckens
halten und haben, dieselbige ernstlich hand zuha-
ben, auch alle dieselbe uberfahrenden nach ob-
gesatzter peen bey verlierung Unserer Gnad zu-
straffen.
Geben in Unserm Schloß Alten Leiningen Im Jar
nach Jesu Christi Geburts tag, wie man zalet,
M.D.LXVI, Den XI. Martii.
Finis. |B5v |
Gedruckt inn des Heiligen Reichs Freystat Wormbs
bey Anthonyo Cortoys.23
Anno M.D.LXVI.
dergeschnittene und den Vertragsparteien ausgeteilte
Urkunde, vgl. Grimm, DWb 11, Sp. 566f.
23 Anton Cortois d.J., als Drucker in Worms nur durch die
beiden Leininger Ordnungen und ein Gebet aus dem
Jahr 1567 belegt; zog 1569 nach Frankfurt; vgl. Ben-
zing, Buchdrucker, S. 126, 512.
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